Und frische Nahrung, neues Blut
Saug' ich aus freier Welt'
Wie ist Natur so hold und gut,
die mich am Busen hält!
Die Welle wieget unsern Kahn
Im Rudertakt hinauf,
Und Berge, wolkig, himmelan,
Begegnen unserm Lauf.
Aug', mein Aug', was sinkst du nieder?
Goldne Träume, kommt ihr wieder?
Weg, du Traum! so gold du bist;
Hier auch Lieb' und Leben ist.
Auf der Welle blinken
Tausend schwebende Sterne;
Weiche Nebel trinken
Rings die türmende Ferne;
Morgenwind umflügelt
Die beschattete Bucht,
Und im See bespiegelt
Sich die reife Frucht.
Die Schmetterlinge fliegen
Um bunte Blumen schweben sie,
Im Sonnenscheine leben sie
In linder Luft
Und lauter Duft.
Sie flattern und sie kosen
Und küssen alle Rosen.
Der Schmetterling, das leichte Blut,
Der hat es gut!
Die schlanken Schwalben fliegen
Durch blaue Lüfte streifen sie,
Um stolze Türme schweifen sie.
Im Herbste ziehn
Sie fort und fliehn
Weit über Meer und Hügel
Zum Süd mit leichtem Flügel,
Wo Palmen und Orangen blühn
Im ew'gen Grün.
Die edlen Falken fliegen
Hoch über Wolken reisen sie,
In Ätherhöhen kreisen sie,
Wo auf die Welt
Vom Himmelszelt
Sie stolz herniederschauen
Auf Wälder, Seen und Auen
Als Herrscher in dem Luftrevier
Ob dem Getier.
Wie schön ist doch das Fliegen!
Doch was geschah? Die Schwalbe fing
Mit einem Mal den Schmetterling,
Der Falk im Flug
Die Schwalbe schlug,
Die Büchse hört ich knallen,
Den Falken sah ich fallen,
Und mit dem Fliegen war's vorbei
Ich dacht: „Ei, ei!"
Zwei Becken, eins das andere übersteigend
aus einem alten runden Marmorrand,
und aus dem oberen Wasser leis sich neigend
zum Wasser, welches unten wartend stand,
dem leise redenden entgegenschweigend
und heimlich, gleichsam in der hohlen Hand,
ihm Himmel hinter Grün und Dunkel zeigend
wie einen unbekannten Gegenstand;
sich selber ruhig in der schönen Schale
verbreitend ohne Heimweh, Kreis aus Kreis,
nur manchmal träumerisch und tropfenweis
sich niederlassend an den Moosbehängen
zum letzten Spiegel, der sein Becken leis
von unten lächeln macht mit Übergängen.
Der Himmel war umzogen,
Es war so trüb und schwül,
Heiß kam der Wind geflogen
Und trieb sein seltsam Spiel.
Ich schlich in tiefem Sinnen,
Von stillem Gram verzehrt –
Was sollt ich nun beginnen?
Mein Wunsch blieb unerhört.
Wenn Menschen könnten leben
Wie kleine Vögelein,
So wollt ich zu ihr schweben
Und fröhlich mit ihr sein.
Wär hier nichts mehr zu finden,
Wär Feld und Staude leer,
So flögen, gleich den Winden
Wir übers dunkle Meer.
Wir blieben bei dem Lenze
Und von dem Winter weit
Wir hätten Frücht und Kränze
Und immer gute Zeit.
Die Myrte sprosst im Tritte
Der Wohlfahrt leicht hervor
Doch um des Elends Hütte
Schießt Unkraut nur empor.
Mir war so bang zumute
Da sprang ein Kind heran,
Schwang fröhlich eine Rute
Und sah mich freundlich an.
Warum musst du dich grämen?
O! weine doch nicht so,
Kannst meine Gerte nehmen,
Dann wirst du wieder froh.
Ich nahm sie und es hüpfte
Mit Freuden wieder fort
Und stille Rührung knüpfte
Sich an des Kindes Wort.
Wie ich so bei mir dachte,
Was soll die Rute dir?
Schwankt aus den Büschen sachte
Ein grüner Glanz zu mir.
Die Königin der Schlangen
Schlich durch die Dämmerung.
Sie schien gleich goldnen Spangen,
In wunderbarem Prunk.
Ihr Krönchen sah ich funkeln
Mit bunten Strahlen weit,
Und alles war im Dunkeln
Mit grünem Gold bestreut.
Ich nahte mich ihr leise
Und traf sie mit dem Zweig,
So wunderbarerweise
Ward ich unsäglich reich.