Solange die Orgel nicht verstimmt ist passt doch alles!
Gegenüber Organisten habe ich nur positive Vorurteile, z. B. denke ich, Organisten sind die belesensten Musiker und haben das beste harmonische und musiktheoretische Verständniss.

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Im Allgemeinen finde ich, dass es sehr hilfreich ist, nach Gehör spielen zu können, und je nachdem, was man spielen will, kann das ausreichend sein, oder auch nicht. Häufig höre ich solche Sprüche, wie: "Notenlesen ist für die, die kein Gehör haben" etc. (Hatte ich auch immer gedacht) Dem muss ich aber entgegensetzen, dass meine Erfahrung bestätigt hat, dass diejenigen, die kein all zu gutes Gehör haben, sich besonders schwer tun, vom Blatt zu lesen. Beim Notenlesen ist es wichtig, dass man weiß, wie ein Ton klingt, bevor man ihn anspielt. D.h. wenn c'' dasteht, dass man auch weiß, wie diese Tonhöhe klingt. Besonders Gitarristen lege ich es daher ans Herz immer auf einem gewissenhaft gestimmtem Instrument zu spielen, damit man mit der Zeit lernt, wie ein Ton klingt. Das kommt nicht von heute auf morgen, also keine Angst, wenn du denkst, dass du keine Fortschritte machst. Aber wie schon gesagt, es muss jeder selbst wissen, ob er Notenlesen lernen möchte oder nicht. Einen einfachen Song werden viele nach Gehör nachspielen können und da ist auch häufig die spezielle Tonhöhe meist auch nicht so wichtig, man kann ja transponieren, hauptsache die Akkordstufen stimmen. Ich habe aber bisher nur wenig Musiker getroffen, die es schaffen "kompliziertere" Werke, wie vier- bis fünfstimmige Fugen oder zusammenhängende Themen von orchestralen Synphonien, vom bloßen Hören nachspielen oder auf ein Blatt schreiben können. Aber die Leute, die mich damit beeindrucken konnten, konnten auch alle alles prima vista spielen, was man ihnen vorgelegt hatte.
Das Spielen nach Gehör trainiert man am besten beim aufmerksamen und richtigem Notenlesen, das kann natürlich jeder erlernen, aber Talent macht es schon leichter;)
Man muss halt wissen, wie ernst es einem mit der Liebe zur Musik ist und wie viel Aufwand man in sein "Hobby" (oder seine Passion) stecken möchte.
Wenn du erst angefangen hast Musik zu machen, kann es ja sein, dass du später dazu entscheiden wirst, noch weitere Instrumente zu erlernen. Da wirst du auch schneller "richtige" Musik aus einem fremden Instrument entlocken können, wenn du weißt, was du überhaupt auf der Gitarre die ganze Zeit gespielt hast.

Wenn du gerne improvisierst, wäre dass ein weiteres Argument, Notenlesen zu erlernen. Aber dann nicht einfach nur Notenlesen, sondern auch die Stellen die einem gefallen, ein wenig zu analysieren hilft (Warum steht da jetzt diese Note und nicht eine andere? wie klingt es, wenn ich den Vorzeichenwechsel ingoriere und wie wirkt sich das aus auf die folgenden Takte? warum ein verminderter Akkord? Diese Stelle hat eine besondere Farbe/übt ein ganz besonderes Gefühl auf mich aus- was ist hier besonders? - Der Nutzen hieraus sollte klar sein). Ich hatte beim Gitarrenspiel lange sehr viel Freude gehabt, auf Pentatonik, Kirchentonleitern etc. zu improvisieren. Häufig wird das ja auch schlecht geredet, aber ich finde in der Musik geht es nicht um Komplexität oder Klug***eißerei, sondern um Freude und Emotionen. Und wenn jemand daran Freude daran hat, soll und darf man die ihm nicht einfach nehmen. Jeder ist halt anders. Mir hatte es halt irgendwann nicht mehr gereicht, habe dann angefangen Piano und Violine zu lernen und auch Noten zu lesen. Und ich muss sagen, dass mein Gitarrenspiel seit dem viel besser geworden ist (aber nicht auf dem Level der Virtuosität... ich sollte meine Klampfe häufiger in die Hand nehmen). Ich habe angefangen Noten zu lesen, nachdem mir auffiel, dass all die Jazzer, die mir gefallen, eine klassische Ausbildung hinter sich haben, dann habe ich gedacht, ich lerne das auch. Bloß kommt man dann ohne Notenlesen nicht weit. Habe dann, als ich begann mich mit sog. "klassischen Musik" auseinanderzusetzen auch in diese verliebt, aber das ist eine andere Geschichte...
Also ich kann es jedem nur empfehlen und aus eigener Erfahrung und Beobachtungen an anderen Musikern bestätigen: Notenlesen ist nicht nur für die, die kein Gehör haben. Damit es was bringt muss man aber konzentriert bei der Sache bleiben. Und es bring ja auch schon immens viel, einfache Stücke lesen zu können, wenn man es richtig macht, versucht den Ton schon vorher zu hören, (anfangs laut mitzählen - Notenlesen schult nicht nur Gehör, sondern ist auch unter rhythmischen Gesichtspunkten häufig eine Herausforderung) etc. Auch denen, die nicht Lust oder Zeit haben, das Lesen zu perfektionieren, rate ich wenigstens ein bischen zu lesen. Man soll nur mal daran zurückdenken, in welchem Tempo man sich Wissen aneignen konnte, als man noch im Vorschulalter war und sich dann man mal bewusst werden, dass wenn man lesen kann und etwas nicht weiß es einfach schnell im Internet suchen  (schreiben + lesen!!!) oder in einem Lexikon/sonstiges nachschlagen kann. Und da dann nicht aufgeben, wenn man es will, aber denkt, nicht vorwärts zu kommen - man muss sein Ziel im Auge behalten!

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