Hilfe... geklaut, Selbstsicherheit verloren und soziale Kompetenz untergraben?

Hallo,

im Folgenden werde ich versuchen euch meine Alltagsprobleme und insbesondere Alltagsängste zu schildern.

Begonnen hat all das bereits schon in der Grundschule, warum/weshalb/wieso - daran kann ich mich leider nicht mehr erinnern.

Heute bin ich nahezu aus der Schule raus und habe immer noch keinen Ausweg gefunden, mich zu beruhigen. Ich hoffe daher sehr auf euren Rat, liebe Community.

Irgendwann begann ich in der Grundschule meine Mitschüler, Freunde zu beklauen. Es waren zuerst alltägliche Gegenstände wie Füller, Bleistifte, Spielzeug, manchmal sogar Geld und und und….

Das Ganze ging soweit, dass mich sogar irgendwann eine Mutter einer Freundin in der Schule mit einer Lehrkraft in einem Gespräch abgefangen hat und mich unmittelbar aufgefordert hat, meiner Freundin ihren Spielzeug-Dino wiederzugeben. Ich verneinte beängstigt, jedes Mal auf’s Neue, wenn mir jemand unterstellen wollte, für einen Diebstahl verantwortlich zu sein. Selbst vor meinen Freunden machte ich leider keinen Halt…. Auch bei Verabredungen steckte ich durchaus das ein oder andere meiner Freunde ein, ohne dass diese es bemerkten, und ging zufrieden mit ganzen Taschen (!!!) voller geklauter Sachen wieder nachhause. Soweit so schlecht, das ganze ging leider rasend schnell um die ganze Klasse und ich war die Unbeliebteste von allen. Wenige Freunde, viel „Mobbing“ und Getuschel meiner Mitschüler hinter meinem Rücken waren von da an „normal“.

Wer mir diese „Geschichte“ nicht abkaufen mag, darf jetzt gerne aufhören zu lesen…. Denn es geht leider noch weiter.

Interessant ist, dass ich aus einer Familie komme, die zwar frühzeitig aus dem Berufsleben aus Krankheitsgründen ausscheiden musste und somit nur sehr kleine Renten erhält, wir dennoch jeden Urlaub, also vier Mal im Jahr (!) verreist waren und das mit Flieger, All-Inclusive und und und. Ich bekam dafür zum Geburtstag immer nur kleine Sachen bis zu 50 Euro, nie Taschengeld (auch heute nicht) und ging nie zum Shoppen bzw. durfte mir nicht meine Kleider selbst im Laden aussuchen. Meine Schullaufbahn verlief ebenfalls „grandios“ (geschweige der oben aufgeführten Probleme), ich bekam sehr gute Noten, fiel lediglich in meinem Verhalten negativ auf und wurde sogar bis zuletzt als „Wunderkind“, „extrem ehrgeiziges Kind“, „Streber“ und wurde erst vor kurzem von einer Lehrkraft aufgefordert zu testen, ob ich nicht hochbegabt sei.

Dennoch geriet ich anders aus der Bahn trotz fortlaufender sehr guter schulischen Leistung. In der 5. Klasse begann für mich erneut die „Diebstahlsphase“ - dieses Mal waren auch Lehrkräfte nicht ausgenommen, ich entwendete Portemonnaies, große Geldbeträge, Markentaschen, Gebrauchsgegenstände, technische Geräte…. auch meine Freunde blieben davon nicht verschont.

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Dies sprach sich leider erneut sehr schnell rum, ich erhielt meine ersten zwei Anzeigen bei der Polizei und war erneut ein „Tuschel-Thema“. Ich hörte allerdings erneut nicht damit auf, leugnete jeden Diebstahl (Ich redete mir jedes mal ein, dies sei ja nicht zu beweisen - was es auch nie war!) und begann lediglich noch vorsichtiger damit weiterzumachen, als ich es bisher schon tat.

Ich hatte auch dies einige Jahre lang durchgezogen, habe dabei leider immer wieder (unbewusst) erfahren müssen, wie unerwünscht ich doch in der Klasse sei und meine „Beliebtheit“ war erneut hin. Keiner wollte mit mir zusammen sein, jeder Junge schämte sich, wenn er auch nur erfuhr, ich sei angeblich in ihn verliebt. (Obwohl ich ein sehr gepflegtes Aussehen pflegte und eigentlich sehr hübsch bin)

Ich setzte also mit meinem Diebstahl viele Freundschaften in den Sandkasten, niemand vertraute mir, selbst Mitschüler von denen ich dachte, sie seien „korrekt“ (was ich selbst nicht war), unterstellten mir jedes mal unbewusst die Lüge, wenn etwas abhanden gekommen war. (Auch wenn ich es nicht war, sie es lediglich verlegt hatten) Auch bei den Lehrern sprach sich das Ganze rum, es gab sogar Gespräche darüber mit meinen Eltern in der Schule.

All das wirkte sich sehr schlecht auf meine persönliche soziale Entwicklung aus. Aus Frust, Enttäuschung, Trauer… verlor ich nach und nach meine soziale Kompatibilität, ich fühlte mich überall eingeengt, wenn mir jemand zu nah kam, Jungs waren erst recht nicht mehr meins, ich zog mich sehr stark von all meinen Mitschülern zurück und konzentrierte mich umso mehr auf Schule. Ich wurde mehrere Jahre von keinem mehr zu Geburtstagen eingeladen, ich habe mich mit niemanden mehr getroffen, wirkte in der Klassengemeinschaft sehr introvertiert, niemand wollte neben mir sitzen, ich bevorzugte daher schon von Anfang an, mir überall einen Einzelplatz zu suchen, um mir meine Trauer nicht anmerken zu lassen.

Ich redete mir sogar ein ich würde unangenehm riechen und ging von nun an bei jedem auf Abstand. Ich durfte nur bei den Uncoolen abhängen, obwohl ich eigentlich eher zu den Cooleren dazu gehören wollte. Ich verbrach jede Pause (!) (die ersten zwei Monate immer heulend) auf der Toilette, um von den anderen bloß nicht gesehen zu werden, weil ich dachte, dass sie mich nicht mochten. Ich erfuhr erst Jahre später, dass ich genau denselben Eindruck bei ihnen hinterlassen und sie den Eindruck hatten, ich würde niemanden an mich ranlassen wollen.

Nach und nach akzeptierte ich dies. irgendwann beschloss ich mit den Uncoolen abzuhängen. Ich fand dadurch endlich wieder Freunde, wenn auch nicht viele, in der Klasse. Ich wurde wieder zu Geburtstagen eingeladen und es sprach sich rum, wie cool jch doch eigentlich sei. Zu dem Zeitpunkt klaute ich schon mehrere Jahre nicht mehr. Auch heute kommt bei meinen Mitschülern durch mich nichts mehr abhanden. Unsicher fühle ich mich trotzdem.

Dennoch kommt mir jedes Mal das Unschöne Gefühl hoch und die Angst, wenn jemand vermeldet, sein Handy… sei weg. Ich habe das Gefühl, dass dabei jeder jedes Mal an mich denkt - und alles kommt bei mir wider hoch. Ich fühle mich schrecklich unwohl und hab Schuldgefühle, Panik, falls der Gegenstand nicht auftauchen sollte.

Bis heute habe ich auch überall wo ich auftauchen sollte den Eindruck, dass selbst die Neuen aus unserer Klasse bereits über meine Vergangenheit informiert sind. Schließlich sind sie mit jenen befreundet, die mich bis heute nicht abkönnen (zumindest ist dies mein Eindruck), da ich bei ihnen etwas entwendet habe. (Was natürlich auch gerechtfertigt ist)

Ich gehe bis heute manchmal tief in mich zurück, verliere meinen Mut und gebe an ein oder anderer Stelle mein Selbstbewusstsein auf, da mich die Vergangenheit immer wieder einholt. Ich könnte mehr aus mir herauskriegen, noch offener sein als ich es mittlerweile bin und so viel mehr erreichen, wenn ich meine Vergangenheit endlich überwinden würde. Aber das kann ich nicht. Noch nicht. Ich kriege mich leider nicht dazu. Ein gewisser Selbsthass kommt in mir hoch, ich habe innere Panikattacken bei verschwundenen Gegenständen (auch wenn ich von außen ruhig wirke) und fühle mich schrecklich unwohl, ja eingeschüchtert, im Umkreis jener, denen ich damals einen Schaden zugefügt habe.

Jedes Mal, wenn ich einen ablehnende Haltung wahrnehme, projiziere ich diese sofort auf meine Vergangenheit ohne auch darüber nachzudenken, dass mich diese Personen auch aus anderen Gründen nicht mögen könnten. Bis heute werde ich dieses Stück meiner ehemaligen Persönlichkeit einfach nicht los….

Könnt ihr mir vielleicht einen Rat geben? Wie überwinde ich mich endlich selbst, wie bekomme ich mehr Mut in Alltagssituationen, wie schaffe ich es aus diesem Denkmuster heraus? Und vor allem: Wie finde ich neue Freunde innerhalb der Klasse ohne mir einreden zu müssen, dass ich es sowieso nicht wert sei?

Vielen Dank für eure Antworten und Hilfe!

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