Im ersten Augenblick schien es wie ein Traum, der Mensch den ich am meisten liebte fiel in den Abgrund, ein kurzer Aufschrei in Form meines Namens war der Abschied für uns. Sie rollte, wahrscheinlich bereits bewusstlos, über die Felsen in den Abgrund, danach fiel Sie etwa 50-80 Meter in die Tiefe. Ich hörte einen lautstarken Aufprall und schaute weiter nach unten. jetzt begann ich Sie zu sehen, in der Hoffnung Sie würde nicht noch weiter fallen. Nach ein paar Überschlägen blieb Sie regungslos liegen. Ab jetzt begann mein Körper endlich zu arbeiten, ich verspürte einen unheimlichen Drang zu Ihr abzusteigen, dabei war es mir vollkommen egal wie, denn es gab nur zwei Wege zu Ihr, entweder ich würde es schaffen unverletzt zu Ihr zu gelangen oder ich stürze ebenso ab und würde wie Sie, regungslos da unten liegen. Ich begann mit dem Abstieg, mein ganzer Körper zitterte und ich versuchte bei jedem Schritt irgendwie Halt zu finden. Ich hatte keine Angst davor abzustürzen, ich hatte Angst um meinen Engel, wie Sie aussehen würde, was ich machen müsste um Sie wieder zurück zu mir zu holen. Leider weiß ich nicht mehr alles vom Abstieg, ich weis aber eins: Ich habe es geschafft im schwierigsten Alpinen Gelände zu Ihr zu gelangen. Nun war ich fast bei Ihr und meine Angst stieg ins Unermessliche, nur noch ein Schneebrett war zwischen mir und ihr. So rutschte ich darüber hinweg und war endlich bei Ihr. - Sie sah schrecklich aus - ich sah das was ich in meinem Leben niemals sehen wollte, überall Fliegen, Ihr Arm war komplett verdreht und Sie hatte am ganzem Körper offene Wunden. Schlussendlich nahm ich Sie in den Arm und zog Sie etwa 2 Meter zu einer ebenen Stelle. Ihr Rucksack der ursprünglich mit Trinken, Essen und unseren Handys gefüllt war, blieb leer, ich nahm Ihn und legte ihn unter Ihren Kopf. Sobald ich das erledigt hatte begann ich Sie zu reanimieren. Der Geruch und der Geschmack den ich währenddessen verspürte war mehr als schrecklich, überall war Blut! Nach jeder Beatmung trat ein verstörendes Geräusch aus Ihrem Mund, ich hörte das Ihre Lunge voller Blut und Erbrochenem war. Mir war von Anfang an klar, dass Sie tot sei, trotzdem wollte ich Sie einfach zurück zu mir holen. Keine Chance, Sie war tot.
Tut mir leid das ich das alles so genau beschreibe, aber ich glaube das Hilft mir ein bisschen... Ich weis nicht was mit mir los ist, ich bin schon traurig das Sie jetzt weg ist, aber nicht so traurig wie man sich es normal vorstellt.... Ich kann auch normal schlafen, mache immer noch Sport und habe jetzt auch keine Abneigung auf Berge zu gehen. Kann mir wer erklären was hier mit mir passiert? Ich habe Angst davor dass sich das alles irgendwie aufstaut und später alles auf einmal kommt....
RIP Mein Engel, ich liebe dich. Von uns gegangen am 15.06.2017. Sie war 17 Jahre alt.