Ausbildung Physiotherapeutin - mit 26 zu alt?

Hallo zusammen,

Ich arbeite zur Zeit in einer Unternehmensberatung und habe zuvor meinen Bachelor und Master im Bereich BWL absolviert. Ich dachte auch eigentlich immer, dass dies genau mein Ding ist, aber ich glaube ich habe mich getäuscht. Sonntag abends freu ich mich kein Stück, dass ich am Montag wieder zur Arbeit muss und das von morgens bis abends durchgängig am Schreibtisch zu sitzen nervt mich tierisch... Klar hab ich immer noch meine Affinität zu Zahlen doch am meisten vermisse ich einfach die Bewegung und den Kontakt zu Menschen - natürlich habe ich den auch durch meine Kollegen, doch das ist noch was anderes.

Ich habe mich daraufhin mal informiert und bin auf Physiotherapie gestoßen. Ich finde diesen Beruf zum Einen sehr interessant weil ich dort immer in Bewegung bin aber auch der Kontakt zu den unterschiedlichsten Menschen reizt mich sehr. Das ist nun total das Gegenteil von meinem aktuellen Beruf und ich glaube wenn ich das meiner Familie und Freunden erzähle halten die mich für verrückt und deswegen schreibe ich euch hier und frage euch was ihr davon haltet? Ich weiß das klingt alles sehr überstürzt und ich bin mir gerade auch selber nicht sicher, ob es DAS ist was ich will.. Hinzu kommt natürlich auch noch, dass ich dann gerne das Duale Studium der Physiotherapie machen würde, aber für mich als Zweitstudent sehen die Chancen natürlich nicht bestens aus. Weiter hinzu kommen natürlich auch noch die hohen Kosten der Ausbildung. Mit monatlichen Kosten von 250 -350 € ist die Ausbildung nicht gerade günstig und man selber verdient ja auch nichts. Und das dann für 4 Jahre!!

Was haltet ihr von meinen Gedanken? Ich werde im Sommer 26 und denke irgendwie auch, dass ich das ganze zuvor doch nicht einfach umsonst gemacht haben kann. Schließlich war das auch eine harte Zeit und es hat mich viel gekostet...

Ich freue mich über jeden Rat!

Viele Grüße, Lea

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Liebe Lea,

du sprichst mir aus der Seele, denn ich stecke genau in der selben Situation, mit den selben Ängsten und Zweifeln! Ich habe auch BWL studiert - wenn auch nur mit Bachelorabschluss - und dachte ursprünglich auch das wär genau meins, denn man "kommt leicht unter" und verdient idR nicht schlecht. Und das war mir als einziges wichtig als ich mein Studium begann. Mit der Zeit wurde mir klar, dass das nicht wirklich meine Welt ist. Und in diversen Praktika störte mich auch die viele Rumsitzerei, der fehlende Kontakt zu Menschen und ich hatte immer das Gefühl, dass meine Arbeit keinen richtigen Sinn hat! Unvorstellbar ist es für mich, dass ich mein Leben lang im Büro vor dem PC verbringen soll. Ich hatte das Gefühl, an meinen Interessen und Talenten vorbeientschieden zu haben als ich mich für die Wirtschaft entschied. Meine Familie ist nach wie vor nicht glücklich über meinen Entschluss, jetzt noch (ich bin 25) die Physiotherapieausbildung anzufangen und nochmal bei 0 zu starten. Das macht es nicht leichter. Und ich habe selbst immer wieder Angst und Zweifel, vielleicht zu naiv und idealistisch entschieden zu haben. Immerhin sind es jetzt nochmal 3 Jahre ohne Geld und danach steigt man natürlich auch nicht als Topverdiener ins Berufsleben ein. Andererseits kann ich mich dann den ganzen Tag mit Problemen und Aufgaben beschäftigen, die mich wirklich interessieren, mich erfüllen und mir Spaß machen. Ich bin in Bewegung, habe mit vielen verschiedenen Menschen zu tun und leiste etwas sinnvolles. Es schleichen sich immer wieder Ängste und Zweifel ein, und die sind ausschließlich auf das Gehalt von Physios zurückzuführen. Andererseits weiß ich mittlerweile aber auch, dass mich ein Job in dem ich zwar gut verdiene, zu dem ich mich aber jeden Tag wieder aufs neue zwingen muss, auch nicht glücklich macht. Daran erinnere ich mich in solchen "Zweifelsphasen" immer wieder und hoffe, dass ich deswegen auch die richtige Entscheidung getroffen habe. Darf ich fragen, wie du dich entschieden hast? Hast du den Schritt zur Physioausbildung gewagt? Liebe Grüße Johanna

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