Fast möchte ich Herbert48 recht geben: das deutsche Rentensystem ist das beste unter den vorhandenen. Die oft genannten Alternativen Schweiz und Schweden haben Schwächen im Detail. Insbesondere das Schweizer Rentensystem - so gerecht es auch erscheinen mag - sichert nicht ganz die Rentenhöhe zu, die das deutsche System erreicht. Aber das deutsche Rentensystem war das beste - bevor es durch die sozialabgebenfreien Minijobs verwässert und durch die Einführung der Riester-Rente und die starken Rentenabschläge durch den Riester-Faktor verwässert wurde. Eine sehr ausführliche Abhandlung der Vor- und Nachteile findest Du in meiner Abhandlung http://fuhlrott.eu/EcoModyn/Renten/RKompend.htm.
Das Verteilungsproblem in der Volkswirtschaft ist das Problem, wie man die Einkommens- oder Vermögensverteilung personell (bevorteiligte und benachteiligte Gruppen), regional (reiche und arme Gebiete) oder zeitlich (Renten-Beitragszahler und Rentner) mit wirtschaftspolitischen Mitteln beeinflussen kann.
@humoer: die Rente wird zwar durch das angesparte Kapital gedeckt - ist damit aber keineswegs abgesichert! Der Bankenverband nennt 2007 folgende spezifische Risiken: Inflationsrisiko, Zinsrisiko, Wiederanlagerisiko, Kursrisiko und Volatilitätsrisiko (der Kurs am Tag des Renteneintritts bestimmt die Rentenhöhe). Alle diese Risiken hat das gesetzliche Umlageverfahren nicht. Beide Verfahren haben die Risiken der demografischen Entwicklung, der wirtschaftlichen Entwicklung und der Entwicklung der Lebenserwartung. Aufgrund dieser Risiken sind die Finanz-Dienstleister dazu übergegangen, nicht die Rentenhöhe, sondern einen sehr niedrigen Garantiezins zu versprechen. Auch den können z.B. in der Schweiz einige nicht mehr erwirtschaften, sondern zahlen die Anspruchs-Berechtigten aus den laufenden Beiträgen aus.
Kurzzeitige vereinzelte Knappheiten können zwar wie bei MRmaniac durch betriebswirtschaftliche Faktoren wie noch aufzubauende Produktions-Kapazitäten erklärt werden. Herrscht aber allgemeine Knappheit, liegt eine volkswirtschaftliche Störung vor: es ist zu viel Geld im Umlauf, es ist eine inflationäre Lage. Gleichzeitig erscheinen die Löhne als zu hoch, so dass sich eine weitere Produktion nicht lohnt. Es ist für die Kapitalbesitzer bei den hohen Zinssätzen günstiger, ihr Geld in gut verzinsliche Wertpapiere zu stecken. Dann kommt die Finanzblase, und alles bricht zusammen.
Die Renten aus der gesetzlichen Rente sind i.Allg. nicht betroffen. Bei Zahlung der Beiträge wurde das Geld in Entgeltpunkte umgewandelt. Bei Renteneintritt werden diese unter Berücksichtigung des dann geltenden Lohnniveaus in Geldansprüche zurückgewandelt. Auch während der Rentenzeit werden die Renten nach Maßgabe der Rentenformel jährlich neu berechnet. Darin wird die Veränderung der Lohnsumme aller Beitragszahler berücksichtigt (dynamische Rente), aber seit einigen Jahren gibt es auch Abschläge wie durch den Riester-Faktor und den Nachhaltigkeitsfaktor. Z.Zt. wird diskutiert, dies auch gegen fallende Lohnsumme abzusichern. Die Privatrente (Riester-Rente) ist dagegen voll der Inflation ausgesetzt. Das kann die Rente schon bei mäßiger Inflation im Laufe der Jahre um die Hälfte im Wert (nicht im Betrag) vermindern.
Die angegebene Theorie mit der Wirkung des Arbeitsplatzabbaus bei Lohnsteigerungen ist eben nicht die Kaufkrafttheorie, sondern die betriebswirtschaftliche "Faktorkostentheorie": von einem sich verteuernden Faktor (also Arbeit oder Kapital) wird weniger eingesetzt. Die Kaufkraftheorie hebt auf die Wirkung im volkswirtschaftlichen Kreislauf ab: Lohnsteigerungen bewirken eine steigende Nachfrage und führen zu steigender Produktion, also auch zu weiter steigendem Faktoreinsatz. Welche der beiden gegensätzlichen Theorien die stärkere Wirkung erzeugt, hängt von diversen Nebenbedingungen ab.
@Frühlingsliebe
Ungefähr das Gegenteil ist der Fall: Die Einführung der Riester-Rente senkt die zukünftigen Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung besonders stark. Nur durch Abschluss einer Riester-Rente erhalten danach die Versicherten später das, was sie sonst ohne die Einführung der Riester-Rente ohnehin bekommen hätten, siehe Rechenbeispiele unter
http://fuhlrott.eu/EcoModyn/Renten/Rentenarchiv.htm#Fuh09
Es ist ja auch klar: während der Umstellungsphase müssen die Rentner aus der GRV trotzdem aus den aktuellen Beiträgen bezahlt werden, will man die Rentner nicht verhuingern lassen.