Liebes Forum,
Ich (34) hatte schon immer Probleme Kontakte zu knüpfen und Freundschaften aufzubauen.
Ich bin als ungewolltes Einzelkind aufgewachsen. Meine Eltern haben sich kaum um mich gekümmert.
Ich musste mich schon als Kleinkind viel allein beschäftigen.
Mir wurde früh bewusst, daß ich wohl "anders" bin als andere.
Ich war schüchtern, konnte aber bei einer gewissen Frustration völlig ausrasten. Zum Beispiel, wenn meine Freundin nicht das gleiche wie ich spielen wollte oder ich bei Gesellschaftsspielen verlor.
Aber meistens hatte ich gar keine Freundinnen, denn viele fanden mich albern oder zu blöd, reagierten auf mich oft aggressiv. Ich ließ sie auch nicht gern an mein Spielzeug ran.
In der Schule war ich wegen meiner Schüchternheit und Unsportlichkeit unbeliebt. Ich konnte keine Bälle fangen und hatte Angst vor Geräteturnen.
Wurde wegen meines motorischen Ungeschicks oft ausgelacht.
Ich war eine ziemlich schlechte Schülerin, war nur in Fremdsprachen Klassenbeste. Ich liebte schon immer Zahlen, auch wenn ich in Mathe nie gut war. Habe ein sehr gutes Zahlengedächtnis.
Ich hatte auch eigenartige Rituale.
Ich erzählte mir abends im Bett meinen kompletten Tagesablauf und wenn ich nur einen Fehler machte, wiederholte ich die ganze Erzählung bis sie ganz korrekt war.
Auch weinte ich oft, wenn meine Mutter mich zu Bett brachte, weil die Bettdecke am nächsten Morgen nicht mehr so akurat liegen würde.
Ich musste auch zwanghaft immer dieselben Wege mit dem Rad fahren.
Ich glaube, diese Rituale sollten mir Sicherheit geben.
Da ich Probleme mit sozialen Kontakten hatte, zog ich mich sehr häufig in meine eigene Welt zurück. Dort bastelte ich mir meine Freundinnen zurecht.
Ich führte auch Gespräche mit meinen Puppen, die ich auf Kassette aufnahm. Selbstgespräche waren auch an der Tagesordnung.
Auch las ich ein Buch nach dem anderen.
Ein Zufluchtsort wurde für mich der Reitstall, wo ich jahrelang jeden Nachmittag nach der Schule verbrachte. Der Umgang mit den Tieren und der Reitsport sorgten dafür, daß ich überhaupt ein bißchen Selbstbewusstsein entwickeln konnte.
Doch meine Klassenkameraden hänselten mich wegen meines Hobbys.
Ich konnte nicht empathisch sein, wahrscheinlich weil ich es zu Hause nicht gelernt habe.
Wenn eine Mitschülerin neben mir weinte, saß ich reglos daneben und tat nichts! Bis ich angeschrien wurde, ich solle sie trösten!
Ich schäme mich auch noch heute dafür, daß ich meine Oma im Stich gelassen habe, als sie wegen des Todes meines Opas so traurig war. Ich aber fühlte nichts...
Ich verstand auch nie, wann bei anderen etwas harmloses Necken war oder wann es wirklich bösartig wurde.
So war ich schnell beleidigt bei leichtem Spott bzw. stand ganz naiv da, wenn man mich mal wieder vera****t hatte.
Ich kann auch heute keine Freundschaften aufbauen und halten.
Ich bin vielen zu zu ruhig, zu naiv und nicht spontan genug.
Bin auch in allem, was ich tue, sehr langsam, was auch beruflich ein Problem ist.
Bin ich lebensuntüchtig?