Hallo Nele,

Also im Grunde legt Sittah in dem Stück halt ihre Vorurteile gegen Christen und Juden einigermaßen ab, zumindest hat es zum Schluss den Anschein. In II,3 schlägt sie Saladin noch vor, Nathan durch eine Intrige dazu zu bringen, Saladin Geld zu leihen. In III,4 besprechen sie und Saladin dann, wie er die Intrige durchführen soll, dabei macht Sittah Aussagen, die Nathan gezielt in seiner Identität als Juden beleidigen. In IV,6 dann, nachdem sie und Saladin vom Tempelherrn erfahren haben, dass Recha erstens Christin und zweitens gar nicht Nathans leibliche Tochter ist, schlägt sie Saladin vor, dass er Nathan Recha einfach wegnehmen soll um sie dem Tempelherrn zu geben, und gibt auch noch offen zu, dass es nur ihre Neugier ist, die sie zu der Idee bringt, weil sie von manchen Männern gerne wissen würde, was für Mädchen sie lieben können (was sie damit meint, müssen wir ja nicht unbedingt verstehen :-) ). Saladin erteilt ihr die Erlaubnis, Recha einzuladen. Also bis hier hin immer noch keine positive Veränderung bei ihr. Erst dann in V,6 hat sie ein warmes Gespräch mit Recha. Hier bietet Sittah gleich zu Anfang Recha an, sie Schwester oder Mutter zu nennen. In dieser Szene spricht Sittah auch sehr wohlwollend über Nathan. Aber es bleiben Grund und Absicht eigentlich im Dunkeln, denn zuvor kommt nie eine Szene, in der Sittah ihre Meinung über Nathan ändert. Sie ist hier in V,6 mehr oder weniger aus heiterem Himmel positiv gegenüber Recha und Nathan (und damit auch gegenüber dem Christentum und dem Judentum) eingestellt. In II,1 hatte sie mit Saladin noch ein Gespräch, in dem sie über alle Maßen feindselig über das Christentum spricht. In V,7 und V,8 bleiben diese positiven Gefühle und Einstellungen bestehen und in der Abschlussszene springt sie auch wie alle anderen in die große gemeinsame Umarmung.
Hier kann man das Stück übrigens in modernes Deutsch übersetzt lesen: www.klassikerverstehen.de

LG

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Hallo Greta 685, die entsprechende Szene für diese Frage ist die fünfte Szene im zweiten Akt. Dass die Christen die Juden im Mittelalter verachtet und verfolgt haben, ist ja bekannt. Diese Einstellung zeigt der Tempelherr in seiner anfänglichen Weigerung, mit Nathan überhaupt zu reden:

Nathan: .... Verzeihet, edler Franke ... (Mit Franke meint Nathan Europäer)

Tempelherr.   Was?

Nathan.      Erlaubt ...

Tempelherr. Was, Jude? was?

Nathan.   Daß ich mich untersteh, Euch anzureden.

Tempelherr.   Kann ich's wehren? Doch Nur kurz.

Dann will er von Nathan nicht nur keinen Dank, sondern er lobt die Tempelherren, und damit auch sich selbst, mit ihrer Großmut:

..."Vollends Ihr, Ihr seid mir gar nichts schuldig. Wußt' ich denn, Daß dieses Mädchen Eure Tochter war? Es ist der Tempelherren Pflicht, dem ersten Dem besten beizuspringen, dessen Not Sie sehn."

Als drittes beschuldigt er die Juden für den gegenseitigen Hass:

..."Doch kennt Ihr auch das Volk, Das diese Menschenmäkelei zuerst Getrieben? Wißt Ihr, Nathan, welches Volk Zuerst das auserwählte Volk sich nannte? Wie? wenn ich dieses Volk nun, zwar nicht haßte, Doch wegen seines Stolzes zu verachten, Mich nicht entbrechen könnte?"

Und vielleicht könnte man auch das erwähnen: Nämlich war eine der Hauptbeschuldigungen gegen Juden die, dass es ihnen nur um den Erwerb von Geld ginge. Diese Meinung vermittelt der Tempelherr noch ziemlich am Anfang:

"Der reichre Jude war Mir nie der beßre Jude."

Ich hoffe ich konnte dir helfen und dass die entsprechende Deutschstunde nicht schon vorbei ist ;-) Und noch ein Tip: Es gibt seit Neustem eine Internetseite, auf der du Nathan der Weise auf modernem Deutsch lesen kannst: www.klassikerverstehen.de

Viele Grüße und viel Glück in der Klausur :-)

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Deine Frage ist zwar Ewigkeiten her, und vielleicht hast du sogar schon vergessen, dass du sie je gefragt hast ;-) aber seit Neustem kann man Nathan der Weise tatsächlich auf modernem Deutsch lesen: www.klassikerverstehen.de

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