Hallo,
ich habe ein riesiges Problem mit der medizinischen Ausbildung meiner Freundin. Sie hantiert in ihrem Beruf täglich mit hochgiftigen, gefährlichen, teilweise tödlichen Bakterien und Viren, und ich sorge mich von morgens bis abends um sie. Klar, es gibt Hygienevorschriften. Aber sie selbst erzählt mir, wie oft diese bei ihr im Umfeld vernachlässigt werden, dass ihre Kollegen teilweise im Labor ihr Pausenbrot aus der Tasche kramen und so weiter. Sie sagt zwar, dass sie selbst immer auf alles achtet, abre niemand ist perfekt. Ein kleiner Fehler reicht ja schon. Und man hört immer wieder von Medienberichten, dass in Kliniken Babys sterben oder ähnliches.
Seit etwa einem gucke ich mir das nun schon an. Ich kann nachts nicht mehr schlafen, denke an nichts anderes und habe an nichts mehr Spaß. Teilweise sind auch Substanzen dabei, die bei Berührung mit der Haut die DNA verändern und dafür sorgen können, dass meine Freundin unfruchtbar wird - oder eines Tages ein behindertes Kind gebärt.
Es passiert 2-3x die Woche, dass ich aus dem Büro auf die Toilette oder ins Auto flüchten muss, weil ich eine Heulattacke kriege. Den ganzen Tag kann ich mich nicht konzentrieren und denke nur daran, dass ihr bloß nichts passiert. Egal was ich oder wir machen, das ist bei mir immer im Hinterkopf.
Ich habe mit meiner Freundin schon darüber gesprochen, und sie zeigt durchaus Verständnis. Sie würde die Ausbildung für mich abbrechen, allerdings wird sie von ihren Eltern bezahlt und daher macht sie es nicht - weil sie denen gegenüber dann ein schlechtes Gewissen hätte. Ich habe ihr bereits angeboten, das Geld für die Ausbildung doppelt und dreifach an die Eltern zurückzugeben, aber das will sie nicht.. Ich würde alles tun, um unser Leben wieder genießen zu können.
Es gibt so viele schöne, interessante, vielseitige Ausbildungen. Ich komme damit wirklich nicht klar. Dazu kommt noch, dass das Berufsbild unterbezahlt ist und mit den Angestellten schlecht umgegangen wird - klar, das ist zu verkraften, wenn man es wirklich möchte. Aber es kommt der Rationalität der Berufswahl nicht wirklich entgegen. Ich habe zB auch Angst, dass meine Freundin nach 3 Jahren arbeiten dann unzufrieden ist weil sie realisiert, dass sie ihr Leben lang im Labor stehen und das Gleiche tun wird - und das auch noch für wenig Geld und unter schlechten Bedingungen. Es war nämlich schon oft so, dass meine Freundin sich felsenfest für etwas entschieden hat, und nach einiger Zeit und rationaler Betrachtung (oft mit mir gemeinsam) hat sie festgestellt, dass es für sie doch nicht die richtige Entscheidung war.
Ich weiß wirklich nicht mehr was ich tun soll, vielleicht sollte ich mich mit einem Psychiater unterhalten? Langsam beginne ich, an allem zu zweifeln. Nicht an unserer Beziehung, sondern einach am alltäglichen Leben. Ich habe an nichts mehr Freude, kann nicht schlafen, essen, lachen. Meine Freundin weiss gar nicht, dass es so schlimm ist. Sie weiß, dass ich mich ab und zu sorge - aber mehr nicht.