Liebe JillianH, was du erlebst, wird auch "Magisches Denken" genannt. Wie SuperB18 schon sagte, wird das zu den sog. Zwangsstörungen gezählt. Man verbindet dabei Dinge, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben.
Das ist SEHR bekannt, wir kennen das nämlich alle! Wenn jemand z.B. dreimal auf Holz klopft, ist das im Grunde nichts anderes, ebenso alle möglichen Dinge, die Leute aus Aberglaube tun oder lassen, wie z.B. nicht unter Leitern herzulaufen usw. Das sind die 'gesellschaftlich anerkannten' Formen davon, wegen denen man seltsamerweise :o) nicht zum Psychologen geschickt wird, obwohl sie nicht weniger unlogisch sind als deine Gedanken mit z.B. dem Glas. Der Unterschied ist eigentlich nur der, dass du sie öfter und intensiver hast und sie sich mehr ausbreiten in deinem Leben.
Diese Gedanken entstehen - wie alle Zwänge - aus tiefen Ängsten, aus Ohnmachtsgefühlen und aus Gefühlen des Ausgeliefertseins u. der Hilflosigkeit.
Dein abgestelltes Glas hat nichts mit dem Pferd zu tun, das weißt du von der Logik her ja selber. Aber dein Unbewusstes versucht, eine Art Kontrolle oder Macht über die Dinge zu bekommen, um den Angstgefühlen etwas entgegenzusetzen. Wenn du mit der Position des Glases wirklich dein Pferd herbei'zaubern' könntest, hättest du ja eine unglaubliche, magische Macht über die Dinge. Das ist natürlich nicht so, aber das Unbewusste versucht es trotzdem auf diese Weise. Wo ein stabiles Fundament fehlt, wird mit - auch ganz irrationalen - Krücken gebastelt. Das ist eine Art Not-Programm unserer Psyche. Und die meisten Menschen haben solche 'magischen' Zwangsgedanken! Die einen stärker & öfter, die anderen weniger zwingend & seltener.
Vielleicht hilft es dir schon, dir diese Dinge einfach mal bewusster zu machen. Und es ist bestimmt richtig, wenn du zu einem Therapeuten gehst. Schon das Reden darüber tut gut, und der Therapeut kann dir auch Anleitungen für ganz praktische Übungen geben. Verhaltenstherapie ist sehr nützlich bei diesen Störungen.
Du hast ja ganz viel schon selber erkannt und beschreibst es gut: Du frisst alles in dich rein, ohne dir helfen zu lassen, lädtst aber sogar noch die Probleme deiner Bekannten auf dich. Das ist viel zu viel Gewicht für zwei Schultern. :) Und es ist eine ungesunde Einbahnstraße. Du powerst alles raus, aber es kommt nichts rein. So wird das innere Ungleichgewicht immer größer. Trau dich, auch deine Schwächen zu zeigen, zu akzeptieren und zu respektieren! Lass es zu, dass auch dir geholfen wird! Und auf der anderen Seite schalte mal ab von den Problemen der Anderen und kümmere dich erstmal um DICH, das hat unbedingt Vorrang! Auch das ist ein ganz üblicher Trick des Unbewussten: Um nicht die wahren eigenen Probleme anzugehen, stürzt man sich auf die der anderen Leute. Es werden Nebenschauplätze eröffnet, auf denen man im Außen lösen will, was man eigentlich in sich selbst lösen muss.
Nimm es an, dass du - wie absolut jeder von uns - kleine und große Ängste hast. Bewusste und (noch) unbewusste Ängste, auf die du jetzt gerade vielleicht nichtmal im Traum kämst. Und öffne dich dafür, dich ganz bewusst mit ihnen zu beschäftigen, sie nach & nach zu erkennen, zu erforschen, ihnen ins Gesicht zu sehen und dann daran zu arbeiten. Ich glaube nicht, dass es irgend einen anderen Weg gibt.
Und bleib gelassen wegen dieser zwanghaften Gedanken und Handlungen. Eigentlich kannst du ihnen sogar dankbar sein: Sie weisen dich frühzeitig auf etwas sehr Wichtiges hin, sie zeigen dir, dass etwas nicht im Gleichgewicht ist. Diese Alarmfunktion kann verhindern, dass was Drastischeres geschieht wie z.B. ein Zusammenbruch, eine echte Depression o.ä. Wenn du nämlich verstehst, woher die Gedanken kommen und was sie dir sagen wollen, werden sie nach und nach verschwinden. Wenn du anfängst, dich bewusst mit deinem Inneren zu beschäftigen und dich mit der Zeit in ein gesundes Gleichgewicht bringst, gibt es keinen Nährboden und keinen Grund mehr für sie.
Beste Grüße und alles Liebe!