Wieso genau der Mann einen Bart hat, ist so weit ich weiß nicht zufriedenstellend geklärt, aber letztlich auch kein so wichtiges Problem. Das Grundprinzip hast du ja richtig:
der körper [hat] alles selber entwickelt in der evolution,was nötig war.
Nur die Mechanik hast du nicht ganz verstanden. Du scheinst davon auszugehen, es habe einen bartlosen Menschen gegeben, dem es kalt war und der sich daraufhin dachte, so ein Bart wäre nett, und ein paar Generationen später hatten alle einen. So ist das aber mit großer Sicherheit nicht passiert.
Die Auswahl, was "nötig" ist, trifft nie die Art oder gar das Individuum selbst. Die Auswahl trifft die Umgebung.
Bei z.B. Nagetieren, die am Rand der eiskalten Tundra leben, haben die mit dem dickeren Fell bessere Überlebenschancen, das dürfte klar sein. Jetzt sind die Bedingungen, etwas vereinfacht, folgende:
1.: In einer Gruppe von Tieren haben alle Individuen - in einem gewissen Rahmen - unterschiedliche Gene, die zu unterschiedlichen körperlichen Eigenschaften - in einem gewissen Rahmen - führen.
2.: Zusätzlich entwickelt sich der Körper je nach Umgebung anders, wieder in einem Gewissen Rahmen - die gleiche Pflanzenart bildet z.B. auf lockerem Sandboden ein größeres, feineres Wurzelgeflecht, auf steinigem Boden dagegen weniger, dafür dickere Wurzeln. Das nennt man Variation.
3.: Dazu kommen jetzt noch die eher seltenen zufälligen Mutationen, die oft eher schädlich sind, aber ab und zu ist eben eine hilfreiche dabei. Das sind plötzliche Veränderungen an den Genen, die durch eine Reihe von Mechanismen ausgelöst werden können.
Also zurück zu unseren Tundra-Ratten: Sagen wir, die Gruppe Ratten, die wir untersuchen, wird geteilt, weil ein Erdbeben eine Schlucht durch ihren Lebensraum reißt. Die eine Hälfte kann nur weiter in die Kälte wandern, die andere führt es nach Süden ins Warme.
Bei den Nordratten werden jetzt die Individuen, bei denen durch die Genkombination (Punkt 1) und Variation (Punkt 2) dichteres Fell entsteht, begünstigt. Sie überleben das Klima zuverlässiger und müssen weniger Energie zum "Heizen" aufwenden, weshalb sie weniger Zeit mit Nahrungssuche und mehr Zeit mit Fortpflanzung verbringen können. Ihre Nachkommen erben die Neigung zu dichtem Fell und überleben auch zuverlässiger. Dadurch werden die dickfelligen Individuen über die Zeit immer mehr in der Population, bis dünnfellige nicht mehr mithalten können. Die Variationsgrenze verschiebt sich Richtung dickes Fell, die Individuen mit genetischer Neigung zu dünnem Fell sterben aus. Das Genom hat sich verändert.
Bei den Südratten ist die Problematik ganz anders. Zuerst einmal selektiert die größere Hitze auf dünneres Fell, weil das Überhitzung des Körpers zu vermeiden hilft. Dazu kommt aber noch, dass hier im Süden andere Pflanzen wachsen, von denen einige giftig sind. Nun tritt eine Mutation auf, deren Träger weißes Fell hat. Er wird von einem Falken gesehen und gefressen. Erst nach ein paar Generationen mutiert eine Ratte so, dass sie gegen das Gift immun ist und die Früchte dieser Pflanze essen kann. Wieder bekommt sie einen Nahrungsvorteil und kann sich stärker fortpflanzen, wobei sie ihre Mutation weitervererbt. Es dauert einige Generationen, aber mit der Zeit sind alle Südratten immun gegen das Gift.
Langer Rede kurzer Sinn: Die Evolution läuft nicht zielgerichtet, sie sieht nur so aus, weil wir nur die erfolgreichen Vertreter sehen, da die anderen alle tot sind. Die Ratten "wissen" nicht, dass Giftimmunität praktisch wäre. Sie probieren nur rum, testen ihre Variation aus und machen ab und zu mutigere Schritte mit Mutationen. Alles davon, was keinen Vorteil bringt, bleibt auf der Strecke. Diese Entscheidung aber wird durch die Lebensumstände gefällt.