Meine Freundin und ich sind seit fünf Jahren zusammen und führten bis vor einem Monat eine sorglose und glückliche und zu großen Teilen eine Fernbeziehung. Vor einem Monat lernte sie durch das Internet und dem zocken bedingt neue Männer kennen, aus anderen Ländern. Die Chats entwickelten sich dabei in eine Dirty Talk, beinahe Sexting ähnliche Richtung, die sie aber nicht vor mir verheimlichte.

Trotzdem fühlte es sich wie ein Betrug an. Den Kontakt habe ich verboten, was dazu geführt hatte, dass sie an ihren Gefühlen gezweifelt hat. Sie verstand zwar meine Entscheidung (er schickte ihr mittlerweile Porno Gifs und sprach darüber wie lustig diese sind …), änderte aber trotzdem nichts an der Tatsache, dass die Gefühle sich verändert haben. Nach einer oder vielleicht auch zwei Wochen war sie sich wieder sicher, was ich mir auch war.

Wir entschieden uns dafür es weiter zu versuchen. Irgendwann lernte sie einen neuen kennen. Dasselbe Spiel. Jemand aus Montenegro. Es sind Treffen geplant für den Sommer nächsten Jahres in Köln, an denen ich sie begleiten soll. Auch hier findet neben normalen Gesprächen auch heftiger Dirty Talk statt (Wird über seinen Schwanz geschrieben, wie feucht sie beim schreiben selbst ist usw.) Am Wochenende haben die die Nacht durch telefoniert und auch Bilder ausgetauscht, sowie Instagram. Hier sagt meine Freundin, dass im Telefonat meistens nichts gesagt wird, bei Instagram nur Memes ausgetauscht werden usw. Gleichzeitig gewinne ich das Gefühl, dass ich nach hinten positioniert werde. Teilweise kommen mittlerweile Stunden keine Antwort, man möchte auch mal ein Wochenende alleine verbringen. Alleine sein wollen ist in Ordnung, sie begründet das mit ihrer Introvertiertheit. Trotzdem war das irgendwie seltsam, nach allem was geschehen ist.

Wir haben oft darüber gesprochen, weil unsere Werte sich offensichtlich unterscheiden. Gestern habe ich erklärt, dass ich mich nicht geliebt fühle. Sie versicherte mir, dass es nichts mit romantischen Gefühlen zu tun hat und sie trotzdem mich liebt. Im Gespräch ist sie heulend zusammengebrochen, wissend, dass sie nicht normal ist, was das betrifft. Aber wieso blockiert sie ihn nicht dann für mich und macht lieber Schluss? Wieso wird wenigstens der Dirty Talk nicht eingestellt? Wieso passiert das nach 5 Jahren? Ich habe oft mich kritisch hinterfragt, meine Freundin nahm mir aber immer den Wind aus den Segeln. Sie glaube auch, dass es nur für beide Spaß sei.

Irgendwie glaube ich ihr, dass sie noch mit mir zusammen sein will und nicht nur Freundschaftlich bleiben möchte, dadurch dass sie weinend zusammengebrochen ist und es auch schon dazu kam, dass sie ihn gekorbt hatte (sie hatte gesagt sie macht es nur aus Spaß). Sie hatte nie Geheimnisse vor mir und ich hatte das Gefühl, dass sie immer ehrlich gewesen ist. Dieser Wertunterschied ist dennoch verwirrend. Dieser Chat und die gesamten Signale sagen meinem Herzen etwas anderes. Ich sei aber weder ein „Backup“ noch nur ein Freund. Wieso würde sie aber mit jemanden Schluss machen, den sie sechs Jahre kennt, davon fünf Jahre zusammen ist und das für den Erhalt von dem Chat mit jemanden den sie ein paar Wochen kennt. Kann ich meiner Freundin vertrauen / glauben? Macht sie das nur aus Spaß und ohne Gefühle? Würde mich um Anregungen freuen. Falls es noch offene Fragen gibt, versuche ich schnell darauf zu antworten.

Edit: Meine Angst ist es sie zu verlieren, egal wofür ich mich entscheide. Sei es es zu erlauben oder es zu verbieten.

Er sagt, es dauerte bei ihm 30 Jahre, bis er erkannte, dass das, was ihm seine Mutter über Frauen beibrachte, nicht mit dem überein stimmt, was Frauen in der Realität bevorzugen.

Seine Mutter sagte ihm, er müsse vernünftig, zuvorkommend, immer respektvoll, verständnisvoll, gelassen und nett zu Frauen sein, dann wäre er der perfekte Partner.

Sein eigener Vater, also der Mann der Mutter, war das Gegenteil: Ein rabiater, dominanter Typ, der seine Frau regelmäßig zurechtwies.

Seine Mutter sagte ihm "Werde nicht so wie dein Vater, denn es ist wirklich anstrengend, mit ihm verheiratet zu sein."

Aber: Die Mutter blieb stets bei diesem Mann (was ihre Worte dann eigentlich Lügen straft).

Während meinem Kumpel, als er das umsetzte, was die Mutter ihm über Frauen beigebracht hatte, ständig die Frauen in seinem Leben fremdgingen, ihn nicht respektierten oder ihn nach kurzer Zeit gegen andere, dominantere Typen austauschten.

Ich habe mich in seinen Worten ein wenig wiedererkannt, denn bei mir war es ähnlich, dass mir von meinen Eltern beigebracht wurde, besonderen Respekt, Höflichkeit und Freundlichkeit gegenüber Frauen zu zeigen.

Auch ich habe die Erfahrung gemacht, dass man damit weniger Chancen bei den Frauen hat, als Männer, die sich einfach ohne Rücksicht durchsetzen.

Erst nachdem ich deutlich egoistischer, abgehärteter und durchsetzungsstärker wurde, klappte es mit den Frauen.

Wieso also bringen wir hierzulande jungen Männern bei, dass sie Frauen wie rohe Eier behandeln sollen, wenn die Realität so ausschaut, dass Frauen sich eher den Männern zuwenden, die ihnen viel Reibungsfläche bieten und heftig kontra geben?

Und mir ist klar, dass keine Frau so ist wie die andere, aber diese Beobachtungen und Erfahrungen treffen doch auf eine deutliche Mehrheit der Frauen zu, die ich kennengelernt habe und über die mir von Freunden berichtet wurde.

Welche Vor- und Nachteile hat eine Frau gegenüber einem Mann, und anders rum.