Schön. :)

Ich wohne auch in einem Studentenwohnheim. In unsere WG ist nachts mal ein Obdachloser eingebrochen und hat sich in der Küche zum Schlafen hingelegt. Als ich heimkomme und ihn sehe, habe ich ihn aufgeweckt und erklärt, dass er wirklich gehen müsse. Hätten meine Mitbewohnerinnen das gesehen, hätten die natürlich riesig Angst bekommen. War ja immerhin doch ein großer, fremder Mann, der mal eben so bei uns eingebrochen ist.

Ich hab ihm aber noch ne heiße Tasse Tee angeboten und ihm für die Nacht schließlich den Trockenraum des Wohnheims aufgeschlossen, der auch ohne Heizung immer warm genug ist. Als ich meinen WG-Leuten am nächsten Tag davon erzählt habe, waren sie trotzdem voll verstört.

Freut mich, trotzdem nicht der einzige zu sein, der auf solche oder ähnliche Ideen kommt. ^^

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Auch wenn die Frage alt ist, würde ich gern eine etwas präzisere Antwort geben.

Ursprünglich sind mit den Deutschen alle bezeichnet, die die deutsche Sprache als Muttersprache sprechen. Die Sprache Deutsch hatte ihren Namen schon, als noch niemand auch nur ansatzweise an ein Deutschland oder Österreich dachte - dabei hat deutsch die etymologische Bedeutung "zum Volke gehörend", "Sprache des Volkes". Es war also die Sprache, die von der einfachen Bevölkerung gesprochen wurde, im Gegensatz zum Latein des Klerus und Adels.

Mit dem Aufkommen des Nationalismus in Europa kam erstmals die Idee von Deutschland auf, welches alle deutschsprachigen Gebiete, zumindest die des Deutschen Bundes vereinen sollte. Dass Österreich nach 1871 andere Wege ging, hatte mit machtpolitischen und dynastischen Interessen zu tun. Vereinfacht gesagt: ein einzelner Staat war zu klein für die Hohenzollern und Habsburger.

Bis 1945 würde ich mich der Meinung anschließen, dass der Großteil der Österreicher sich als Teil einer deutschen Ethnie wahrnahm. Während des Dritten Reiches kann man die Österreicher wohl tatsächlich in demselben Maße den Deutschen zuordnen wie die Bayern, Sachsen, Franken etc. auch.

Danach muss man sich aber einer Tatsache stellen: Ethnien sind wandelbar und ihr Selbstverständnis kann sich dem Diskurs entsprechend ändern. Als außer"deutsches" Beispiel könnte man hier noch die Bosniaken aufführen, die vor nicht allzu langer Zeit lediglich als muslimische Slawen tituliert wurden, heute aber ein Selbstverständnis als eigene Ethnie entwickelt haben. Für Deutsche und Österreicher hat diese Eigenschaft von Ethnien zwei folgen gehabt: 1) Österreicher haben sich nach den Erlebnissen des 2. WKs zunehmend als eigene Ethnie definiert. Unabhängig von der gemeinsamen Geschichte definieren sich heute kaum noch Österreicher als Deutsche. Als Deutscher hat man das zu akzeptieren - es gibt keinen vernünftigen Grund, den Österreichern etwas anderes aufzuzwingen. Die gemeinsamen Wurzeln wird niemand abstreiten, aber man versteht sich nicht mehr als deutsch und ist es ergo auch nicht. 2) "Deutscher" hat durch die heutige Staatenlandschaft eine neue Bedeutung: jemand, der Staatsbürger der Bundesrepublik Deutschland ist. Wenn man von einer deutschen Ethnie ausgehen möchte (ein Kommentar dazu erspar ich mir), dann wäre dies wohl nach wie vor jemand, dessen Muttersprache das Deutsche ist, sich aber nicht bereits einer anderen Ethnie zugehörig führt. So oder so: in unserer heutigen Lebensrealität sind nicht nur die Deutsche, deren Urururahnen Germanen waren. Jemand mit subsaharischer oder türkischer Abstammung kann Deutscher sein, weil er die Staatsbürgerschaft der BRD besitzt oder weil er von Geburt an Deutsch spricht. Jemand, der von Geburt an Deutsch spricht, sich aber als Österreicher definiert, ist es hingegen einfach nicht.

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