Hallo, ich, w35, weiß gar nicht so recht, wie ich mein Problem beschreiben soll, denn objektiv bertachtet habe ich keines. Ich bin gesund, habe einen sicheren Job mit geringem Stressfaktor und ganz normalen Kollegen, keinerlei Sorgen, nichts. Und bin nebenbei schon so lange ich denken kann tottraurig. Gleich vorweg: suizidgefährdet bin ich nicht. Ich mag zwar mein Leben überhaupt nicht, aber ich glaube fest an ein Leben nach dem Tod, und das einzige, wovor ich überhaupt sowas wie Angst habe ist, dass ich mich mit einem Selbstmord an eine Stelle befördern könnte, an der es mir noch viel schlechter geht als hier und von der ich dann nicht mehr wegkomme. Anderweitige Ängste habe ich nicht, auch nicht vor Menschen. Ich arbeite im Verkauf und rede den ganzen Tag problemlos mit fremden Leuten. Ich habe keinerlei Freunde und hatte auch noch nie welche. Nicht in der Schule, nicht in der Lehre, nie. Mittlerweile arbeite ich seit fünfzehn Jahren mit den gleichen Leuten zusammen. Privatgespräche führe ich aber nie. Worüber auch? Ich habe keinerlei Interessen. Ich gehe nicht shoppen, mag keine Filme. Meine Eltern haben versucht, mich für alles mögliche zu interessieren, aber ergebnislos. Früher habe ich, um nicht nur die Wand anzustarren, Bücher gelesen, aber auch das ohne besondere Begeisterung. Ich kann nichts beitragen, wenn über Familie oder Beziehungen geredet wird, denn eine Beziehung hatte ich noch nie. Man sollte ja meinen, dass an einer durchaus nicht potthässlichen Frau irgendwann mal jemand Interesse bekundet, oder dass man sich vielleicht auch selbst mal wenigstens ein bisschen verliebt. Ist aber nie passiert. Ich wüsste auch gar nichts mit einem anderen Menschen anzufangen. Wie gesagt, ein wirkliches Problem existiert nicht. Nur wäre ich eben sehr gerne mal ein bisschen glücklich. Ich habe alles Mögliche ausprobiert, was man so gemeinhin mit „glücklich sein“ in Verbindung bringt, Sport, Reisen, Essen, Theater… nichts davon war auch nur einen Moment lang schön. Es ist als sei alles, was in der Welt so passiert, nicht für mich gedacht, sondern nur auf eine Wand gemalt, die mich von allen Seiten einschließt. Wie gesagt, krank bin ich nicht. Schilddrüsenhormone haben nur Nervosität und Schlafstörungen verursacht, ein Antidepressivum ebenfalls, ein weiteres machte hundemüde und noch viel antriebsloser als vorher. Ein drittes tat gar nichts. Eine Gesprächstherapie hat nichts ergeben, da ich ja nie etwas zu besprechen hatte. Worüber ich traurig bin weiß ich selbst nicht, und andere Probleme konnte selbst der Therapeut nicht finden. Es gibt praktisch nichts zu therapieren. Traurig bin ich trotzdem. Es ist, als sei ich schon mein ganzes Leben lang tot. Und dabei würde ich doch so gerne mal erfahren, was „toll“ oder „lecker“ oder „verliebt“ ist. Würde mich auch gerne mal für irgendwas interessieren, mich über irgendwas freuen. Ich weiß, eine richtige Frage ist das hier ja nicht, schon gar keine gute. Aber hat vielleicht trotzdem jemand eine Idee dazu?