Wenn wir es uns genau überlegen und ehrlich zu uns sind, gibt es täglich sehr viele Möglichkeiten, mit anderen ein paar Worte zu wechseln. Wir können zwar nicht steuern, ob sich daraus ein längerfristiger Kontakt oder eine tiefe Freundschaft entwickeln mag, doch manchmal wirken ein paar nette unverbindliche Worte mit einem Fremden gesprochen schon Wunder. Wir fühlen uns plötzlich eins mit der Welt und dazugehörig.
Überlegen Sie einmal selbst, wie vielen Menschen Sie täglich ganz zufällig begegnen. Da sind die Nachbarn aus der Umgebung, der Briefträger, die Zeitungsfrau, die Verkäuferin im Lebensmittelgeschäft oder Kaufhaus, die Frau, die neben Ihnen in der Straßenbahn sitzt oder an der Haltestelle wartet, der Mann auf der Parkbank oder im Eiscafé, die Kundin hinter oder vor Ihnen am Bankschalter oder an der Parkhauskasse. Ganz abgesehen von den Menschen, die Sie treffen, wenn Sie sich ganz bewusst unter die Menschen begeben - wie z.B. im Café, bei einem Vortrag oder im Seminar, in der Gymnastikgruppe, bei einer Hochzeit oder auf einem Fest, etc. Wo immer Sie Menschen treffen, haben Sie die Wahl, Kontakt anzuknüpfen oder sich "vornehm" zurückzuhalten.
Wenn Sie eher zu den kontaktängstlichen Menschen gehören, dann sind Ihnen die folgenden negativen Gedanken vertraut:
Ich weiß nicht, ob der andere an einem Gespräch interessiert ist. Am Ende läßt er mich abblitzen. Also warte ich lieber, bis der andere mich anspricht.
Ich weiß nicht, wie ich ins Gespräch mit einem Fremden kommen kann.
Ich habe Angst, mit zu banalen Dingen ein Gespräch zu beginnen.
Ich spreche niemanden an, weil ich Angst davor habe, er sieht, wie unsicher ich doch bin.
Ich weiß nicht, womit ich ein Gespräch beginnen soll. Von mir gibt es nichts Interessantes zu erzählen.
Besonders peinlich finde ich es, ein Gespräch anzufangen und dann plötzlich nicht mehr weiter zu wissen.
Ich will nicht aufdringlich sein.
Hinter diesen Gedanken verbergen sich die Angst vor einem Mißerfolg und die Angst vor Ablehnung. Leider hindern uns diese Gedanken auch daran, wirklich angenehme Erfahrungen zu machen. Sehr wahrscheinlich haben Sie auch schon einmal erlebt, dass Sie ein nettes Gespräch mit einem Fremden hatten und Sie diese schöne Stimmung den ganzen weiteren Tag begleitet hat. Ja, vielleicht sind einige Ihrer Freundschaften durch solch ein zufälliges Gespräch initiiert worden. Ich denke, Sie können mehr gewinnen als verlieren, wenn Sie es wagen, ein paar nette Worte mit Ihren Mitmenschen zu wechseln.
Sie können gewinnen:
das Gefühl, dazugehörig zu sein
Zufriedenheit und Freude
einen Freund
eine nette Bekanntschaft
eine neue Erfahrung mit einem unbekannten Menschen
die Erfahrung, fähig zu sein, Kontakt zu knüpfen, wann immer Sie es wollen
Sie riskieren:
dass Ihr Gegenüber nicht zu einem Kontakt bereit ist
dass Sie bemerken, dass Ihr Gegenüber ein vollkommen anderer Mensch wie Sie ist und sie sich nur wenig zu sagen haben
Wie Sie mit anderen leichter in Kontakt kommen können
Wenn Sie sich in all den Jahren eher in der Warteposition befunden haben, als aktiv auf andere zuzugehen, dann benötigen Sie nun erst einmal die positive Einstellung: "Ich gehe auf den anderen zu und beginne ein Gespräch. Wenn er nicht daran interessiert ist, sagt das nichts über mich aus. Aus irgendeinem Grund will er keinen Kontakt. Schade." Es bedeutet auf gar keinen Fall, dass Sie uninteressant und unattraktiv sind. Andere sind nun mal nicht immer in der Stimmung für ein Gespräch oder haben selbst Angst davor. Vielleicht haben sie auch Vorurteile Ihnen gegenüber und schätzen Sie falsch ein.
Mit einem Blickkontakt und einem Lächeln signalisieren Sie Ihrem Gegenüber, dass Sie sich für ihn interessieren. Sie können damit gleichzeitig testen, wie es mit seiner Empfangsbereitschaft steht. Reagiert er überhaupt nicht oder schaut er weg, dann ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um mit ihm in Kontakt zu kommen.
Beginnen Sie mit small talk, statt lange oder zu lange nach dem idealen Gesprächsbeginn zu suchen. Untersuchungen haben ergeben, dass es relativ unwichtig ist, was man als Einstieg wählt.
Für den Einstieg in ein Gespräch stehen Ihnen drei Themen zur Auswahl:
a) die Situation
Sprechen Sie über die Situation, in der Sie sich beide befinden. Schauen Sie sich um und greifen Sie etwas auf, was Sie beide interessiert oder irritiert. z.B: "Kaufen Sie öfter hier ein? Dauert das immer so lange an der Kasse?" "Haben Sie schon öfter in diesem Restaurant gegessen? Können Sie mir etwas besonders Leckeres empfehlen?"
b) die andere Person
Die meisten Menschen reden gern über sich und werden erfreut auf Ihre Fragen oder Kommentare antworten. Bevor Sie anfangen, sollten Sie studieren, was die andere Person gerade tut, trägt, sagt und liest, und sich überlegen, worüber Sie gerne mehr wissen möchten. Beispielsweise: "Ich habe Sie schon öfter im Park gesehen. Was lockt Sie denn am meisten hier am Park?" "Sie kennen sich so gut in ... aus. Wie lange befassen Sie sich schon damit?"
c) Sie selbst.
Dieser Einstieg führt eher selten zu einem anregenden Gespräch.
- Haben Sie den Einstieg ins Gespräch bereits geschafft, dann können Sie es gut am Leben erhalten, indem Sie offene Fragen stellen. Zu den offenen Fragen gehören die Fragewörter: Wie? Warum? Auf welche Weise? Ihr Gegenüber kann darauf nur schwer mit einem knappen Ja oder Nein antworten. Sie erhalten dadurch mehr zusätzliche Informationen, die Sie in den Fortgang des Gesprächs mit einbeziehen können.
Denken Sie daran, dass Sie und Ihr Gesprächspartner für den Fortgang des Gesprächs verantwortlich sind. Sie haben den Mut gehabt, ihn anzusprechen. Sollte sich herausstellen, daß Ihr Kontakt nicht tragfähig ist und sie nicht viel gemeinsam haben, dann ist das auch in Ordnung. Dann hat dieses Gespräch lediglich geholfen, die Zeit zu vertreiben und Ihre Menschenkenntnis zu vertiefen.