Hallo und guten Morgen..Du hast echt ne gute Frage gestellt,die unbetroffene Menschen gar nicht so leicht beantworten können.
Ich bin/war betroffen u.werde versuchen,es Dir an meinem Beispiel zu erklären..was auch nicht so einfach sein wird.ich versuche es in Kurzform.
2007 hatte ich eine schwere Darm-OP.Es war genau heute vor 4 Jahren.Nach Intensivstation etc. u.Weiterbehandlung wurde ich nach 14 Tagen entlassen. Paar Tage später als ich schon zu Hause war konnte ich kaum mehr atmen. Notarzt..keine richtge Diagnose. rettungsstelle..wurde wieder nach Hause geschickt. Am nächsten Tag das selbe mit höllischen Schmerzen in Brust u.Rücken.Wieder Notarzt..das ging von Freitag bis Montag früh so. Montag konnte ich endlich wieder im KH bleiben.Aber was ich hatte,wurde noch immer nicht festgestellt.Ich hatte solche schlimme Schmerzen,dass unter mir alles nass war auf der Liege wo ich lag.
Und dann Dienstag früh war es soweit. Mir stellen sich heute noch die Haare auf und mein Herz fängt an zu rasen..auch jetzt,wo ich das schreibe.Dieser Tag wäre mein Todestag gewesen..oder anders gesagt.. es "war" mein Todestag..der 21.Mai. Ich hatte eine doppelseitige Lungenembolie mit Rechtsherzerweiterung und pneumonalem Infarkt. Lungenembolien sind meist zu 90 % tödlich und mancmal kommen sie mit Vorankündigung und manchmal aus heiterem Himmel. Ich spürte vorher leider nichts. Es traf mich völlig ahnungslos. Ich hatte selber nie an diese Diagnose gedacht..kannte es wohl von Patienten.
Ich stand früh auf u.ging ins Bad..spürte noch 5 harte Schläge in der Herzgegend..taumelte zu meinem Bett zurück u.konnte nur noch sagen" mir wird schlecht" Meine Bettnachbarin hatte schon geklingelt. Ja.. ich weiß ab da nichts mehr.Nur..das was ich "fühlte" und "sah". Das erste was ich wieder vernahm,war ein harter Ruck. Mein Hemd war zerrissen..ich hatte Einstiche in der linken Brustseite und blaue Flecken.
Die Ärzte 5 an der Zahl mittlerweile holten mich ins Leben zurück..ich war tot. In den Minuten empfand ich Dinge,die ich nicht beschreiben kann. Doch es war nicht friedlich.Jedenfalls nicht für mich.Denn ich kämpfte wie verrückt um mein Leben.Hätte ich das nicht getan,wäre ich nicht mehr hier. Ich hörte im Nachhinein von jedem was für ein Wunder das sei mit so einer Diagnose und ich hätte einen großen schutzengel gehabt.
Nun ja...aber es war damit nicht getan. mein Gehirn verarbeitete das alles nur nach und nach. Offensichtlich war alles viel schlimmer für mein Inneres,als ich dachte. Da ich immer glaubte man spürt eine Embolie war ich durch mein Erlebnis ziemlich geschockt. Als man mir dann noch erklärte,dass eben manche Embolien einfach aus Thrombosen entstehen..Blutgerinsel in der venenwand etc...und es jeden treffen könnte..immer...Ich suchte nach Beruhigung,die ich nicht erhielt. Ich bekam eine 1.Reha..im September hatte ich noch ne Op.Die Vorbereitungen darauf waren unvorstellbar. Ich litt unter Angst und Panikattakken. Immer,wenn ich in mich hinein hörte und mir einbildete, es wäre etwas nicht in Ordnung in mir..ging es los...einfach so,unvorbereitet. Herzrasen,zittern..ich glaubte umzufallen, zu sterben.Ich hatte Angst wieder eine Embolie zu bekommen, wieder so kämpfen zu müssen um mein Leben..Todesangst. Man kann das gar nicht richtig beschreiben. Ich musste lernen mit der Angst und Panik umzugehen. Das war gar nicht so leicht undes holt mich heute noch ein manchmal. Ich lernte die Angst zu veratmen..egal,wo ich gerade war, es mußte einfach funktionieren. Es war so schlimm,dass ich am ganzen Körper klapperte und auch mal ins KH musste..aber es gab keine Diagnose. Alles kam/kommt vom Gehirn.Erinnerungen.
Nun ja, es sind 4 Jahre vorbei.Ich bin sozusagen gesund, nur die Angst ist teilweise geblieben. Sie macht sich noch heute bemerkbar, wenn ich nur ganz normal zum Arzt muss..Hausarzt z.B. nasse Hände, Herz rasen bis hoch zum Hals.zittern..das Gefühl ich werde ohnmächtig,schwindelig. Ich gehe nur noch zum Arzt wenn es unbedingt sein muss. Ich würde mich auch nur noch operieren lassen, wenn es nicht anders ginge..ebenso gehe ich nicht freiwillig ins KH.
Ist schon Wahnsinn.. es war mein Job im KH Menschen zu helfen.Ich liebe die Medizin,aber ich stellte fest, dass nur die Hälfte an Warheiten in Büchern steht.Man kann immer erst nachempfinden,was einer durchmacht oder durchmachte, wenn man es selber erlebte. Nur ist das eben bei Lungenembolien nicht so einfach,weil es wenige Menschen gibt,die danach noch etwas erklären könnten. Ich habe jedenfalls in meiner langen Laufbahn als KS keinen Patienten gehabt.
Weißt Du, ich hatte anfangs immer die Angst, es könnte wieder passieren..wieder so aus heiterem Himmel. Ok, die Embolien,die so entstehen,sind rar.Meistens geschieht sowas nach großen Ops..weiß ich alles.Und trotzdem war es so und noch heute höre ich immer in meinen Körper rein und erinnere mich..nur kurz,denn das ist besser so. Dann lenke ich mich ab u.sage mir, es ist alles ok.
Wenn Du noch Fragen haben solltest..gerne.
LG Dagmar