Vielen Menschen fehlt diesbezüglich einfach das Einfühlungsvermögen. Die meisten hatten selbst das Glück, nie von beißender Hoffnungslosigkeit oder ernsthaften Problemen befallen zu sein, und andere haben genau das durchgemacht, haben es aus dem Loch wieder rausgeschafft. Gerade bei letzteren habe ich immer das Gefühl gehabt, dass sie ganz besonders dazu neigen, sich diese "Für alles gibt es eine Lösung"-Einstellung anzueignen. Nebenbei sieht man in den Nachrichten so viele schlimme Dinge und da neigt man als Außenstehender wohl dazu, zu vergleichen. Wenn jemand, der in einem reichen Land wie Deutschland lebt, von Suizid und Depression faselt, wirkt das für einen Dritten sehr befremdlich, zumindest wenn dieser gerade sterbende, afrikanische Kinder im Hinterkopf hat. Natürlich darf man Leid nie vergleichen und letztendlich ist es egal, wieso du weinst - es zählt nur, dass du weinst.
Leider ist es auch nicht immer leicht. Es gibt nun einmal Personen, die haben so viele Grausamkeiten erlebt, die haben so viele schlimme Dinge durchgemacht und wurden so oft in den Dreck getreten, wodurch sie selbst komplett kaputt sind. Viele dieser Leute haben gar nicht mehr die Kraft und den Willen, das alles zu überwältigen.
Ich bin der Meinung, dass man jedem Menschen Hilfe anbieten oder sogar aufzwängen sollte. Es ist oft so, dass Menschen, die sich umbringen wollten, durch erzwungene Hilfe wieder Hoffnung finden und einen Grund sehen, weiterzumachen, während sie glücklich sind. Aber Therapien sind kein Patentrezept und es gibt Menschen, bei denen funktioniert das alles nicht. Und wenn jemand wirklich nicht will, wenn er sich einfach komplett aufgegeben hat, wenn er glaubt, keine Chance mehr in dieser Welt zu sehen, weil er denkt, er könne niemals glücklich werden, was letztendlich dazu führt, dass er jede helfende Hand wegschlägt, dann sollte man ihm seinen Wunsch gewähren.
Wenn jemand nicht mehr leben möchte, obwohl es ihm nicht gut geht, dann würde ich ihn auch erst einmal zum Psychologen schicken, um zu schauen, ob sich da nicht etwas machen lässt. Hilfe benötigt hier einfach jeder erst einmal und oft sieht die Welt dann wieder besser aus, wenn man es nur zulässt.
Aber auch hier gilt: Wenn es nichts bringt, dann sollte man der Person die Chance geben, ihren Wunsch zu erfüllen.
Mit "Kneifen" hat das alles nichts mehr zu tun. Wenn die wirkliche Hoffnungslosigkeit oder der ständige Schmerz einen packt, dann ist "kneifen" einfach das falsche Wort. Suizid ist weder feige noch mutig.
Ich nehme an, dass du hier gerade von dir selbst sprichst, und deswegen will ich dir sagen: Bitte, bitte versuch es noch einmal. Such dir Hilfe, lass dich darauf ein, finde dein Glück. Es ist sehr, sehr, sehr schwer, egal, weswegen du den Lebenswillen verloren hast, aber es KANN die Dinge ändern. In der allermeisten Fällen kommt man aus diesem finsteren Loch nämlich wieder raus - auch wenn es hart ist. Aber wenn man es erst einmal geschafft hat, dann wird man froh sein, diese Chance ergriffen zu haben.