Teil 2
Konfrontationen über das richtige Halten des SabbatsBei den Konfrontationen Jesu mit den Schriftgelehrten und Pharisäern über den Sabbat gelangen viele zu falschen Schlußfolgerungen. Bei diesen Konfrontationen ging es nie um die Frage, ob der Sabbat zu halten ist, sondern darum, wie man ihn halten soll. Dieser Unterschied ist von großer Wichtigkeit!
Beispielsweise forderte Jesus die Juden in bezug auf ihre Interpretation der Sabbatheiligung heraus, indem er am Sabbat heilte (Markus 3,1-6; Lukas 13,10-17; 14,1-6). Für die Pharisäer war eine medizinische Betreuung am Sabbat, sofern es nicht um Leben und Tod ging, verboten. Bei den Heilungen Jesu am Sabbat ging es jedoch in keinem Fall um Leben und Tod. Deshalb meinten die Pharisäer, Jesus würde den Sabbat brechen.
Als Retter der Menschheit verstand Jesus den Zweck des Sabbats. Er eignet sich perfekt als Zeit, um den Menschen eine Botschaft der Heilung, Hoffnung und Erlösung zu bringen und diese Botschaft durch Taten vorzuleben.
Um den Pharisäern eine Lektion zu erteilen, fragte er sie: „Soll man am Sabbat Gutes tun oder Böses tun, Leben erhalten oder töten?“ Er entlarvte ihre Heuchelei, indem er auf ihre Bereitschaft hinwies, ein Tier zu retten, das am Sabbat in eine Grube fällt, oder ein Tier zu tränken. Doch sie waren nicht willens, am Sabbat einem Menschen zu helfen, dessen Leben viel mehr wert ist als das eines Tieres (Lukas 13,15-17; Matthäus 12,10-14).
Jesu war berechtigterweise zornig über die Unfähigkeit der Pharisäer zu erkennen, wie sie ihre eigenen Traditionen und Interpretationen über den wahren Zweck der Sabbatheiligung gestellt hatten (Markus 3,5). Sie waren derart geblendet, daß sie Jesus, weil er ihre Entstellungen der Gebote Gottes offengelegt hatte, haßten (Vers 6).
Bei einer Gelegenheit, als Jesu Jünger durch ein Kornfeld gingen, „rauften [sie] Ähren aus und zerrieben sie mit den Händen und aßen“ (Lukas 6,1). Das taten sie, weil sie hungrig waren (Matthäus 12,1), und nicht, weil sie das Feld abernten wollten. Die Pharisäer bestanden jedoch darauf, daß dies am Sabbat nicht erlaubt sei. Jesus führte ein Beispiel aus der Heiligen Schrift an, um zu zeigen, daß die Jünger mit ihrer Handlung weder gegen den Geist noch gegen die Absicht des Gesetzes verstoßen hatten. Er betonte, daß Gottes Gesetz Gnade vorsah (Markus 2,23-26).
Jesus nutzte diesen Vorfall, um auf den wahren Zweck des Sabbats hinzuweisen: „Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen“ (Markus 2,27). Die Pharisäer hatten die Prioritäten beim Gesetz auf den Kopf gestellt. Wegen ihrer engen Sichtweise des Sabbats war der siebte Tag der Woche eine Last geworden, beschwert mit Hunderten von Regeln und Vorschriften, statt der Segen zu sein, den Gott beabsichtigt hatte (Jesaja 58,13-14).
Jesus nahm die Autorität für sich in Anspruch, darüber zu bestimmen, wie der Sabbat zu halten ist: „So ist der Menschensohn ein Herr auch über den Sabbat“ (Vers 28). Damit wies Jesus auf die ihm zustehende Verantwortlichkeit als derjenige hin, der überhaupt den Sabbat eingeführt hatte! Wie wir bereits gesehen haben, war er bei der Schöpfung der Ausführende (Kolosser 1,2; Johannes 1,3), der am siebten Tag der Woche ruhte und so den Sabbat ins Leben rief (1. Mose 2,2-3). Es ist daher töricht zu argumentieren, Jesus hätte etwas abgeschafft bzw. außer Kraft gesetzt, das er selbst zum Wohl aller Menschen geschaffen hatte.
Im Prinzip sagte Jesus den Pharisäern: Ihr habt kein Recht, den Menschen zu sagen, wie die Gesetze Gottes zu halten sind. Ich bin derjenige, der diese Gesetze gegeben hat. Daher weiß ich, warum sie angeordnet wurden und wie sie gehalten werden sollen.
Jesus lehrte mit der ihm eigenen Autorität des großen Gesetzgebers. Jesus hat das Gesetz, das er den Menschen gegeben hatte, nicht abgeschafft! Statt dessen wies er, ohne zu zögern, die Religionslehrer seiner Zeit auf ihre verdrehte Gesetzesauslegung hin.
Das Judentum verließ Mose, das Christentum JesusBei unserer Untersuchung der Lehre Jesu und des Gesetzes müssen wir den Schluß ziehen, daß uns die heutige „christliche“ Religion im Stich gelassen hat, weil sie sich an die ursprüngliche Lehre Jesu nicht gehalten hat. Jesus hingegen hatte sich an die ursprüngliche Lehre des Alten Testaments gehalten. Wie die Religionslehrer zur Zeit Jesu die Lehre des Mose verdreht hatten, haben auch spätere Lehrer, die sich als Jesu Gesandte ausgegeben haben, seine Lehre verdreht. In Wirklichkeit stimmen Mose und Jesus miteinander überein.
An diesem Punkt stellen wir eine Frage: Wäre Jesus heute auf der Erde, welchen Tag würde er als Ruhetag halten? Es wäre derselbe Tag, dessen Halten er selbst geboten und den er auch als Mensch gehalten hat – der Sabbat, der siebte Tag der Woche.
Der wahre Jesus hielt das Gesetz und erwartete das Gleiche von seinen Jüngern. Seine Einschätzung von den Menschen, die sich auf ihn berufen, ohne entsprechend zu leben, hat er auch klar zum Ausdruck gebracht: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen böse Geister ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Wunder getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter!“ (Matthäus 7,21-23).
Wir fragen daher: Geben die heutigen Konfessionen, die sich in der Nachfolge Jesu sehen, seine Lehre treu weiter? Oder lehren sie, daß Jesus einige der Gebote aufgehoben bzw. durch andere ersetzt hat? Jesus selbst wies oft auf das Alte Testament als Grundlage seiner Lehre hin. Wurde er herausgefordert, antwortete er oft mit „Habt ihr nicht gelesen ...“ und nannte dann Beispiele im Alten Testament, um seine Lehre zu verdeutlichen (Matthäus 12,3. 5; 19,4; 22,31).
Alle diejenigen, die behaupten, Jesus habe sich vom Alten Testament distanziert, irren sich. Wie wir in diesem Artikel gesehen haben, haben manche Juden und die Mehrheit der Christen ein falsches Bild von der Lehre Jesu. Jesus lehrte treu nach dem Inhalt der Heiligen Schrift im Alten Testament.
In einem früheren Artikel führten wir aus, daß Jesus zur Zeit des Alten Testaments Gott war. Gottes „Moral“ ändert sich nicht. Er ist ewig. Was er heute böse nennt, wird nicht in einigen hundert Jahren gut sein, wie wir an den Worten des Propheten Jesaja erkennen können. „Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!“ (Jesaja 5,20).
Wie könnte man an ein Wesen glauben, das im Alten Testament bestimmte Anforderungen in bezug auf die moralische Lebensführung stellte, um sie sich dann im Neuen Testament neu zu überlegen und ganz andere Anforderungen zu stellen? Jesus Christus ist beständig, derselbe „gestern und heute und auch in Ewigkeit“ (Hebräer 13,8).
Wie hat Jesus das Gesetz erfüllt?Das Gesetz verlangte vollkommenen Gehorsam und sah den Tod für alle vor, die dagegen verstießen. Der Apostel Paulus sagt uns, daß „der Sünde Sold der Tod ist“ (Römer 6,23).
Überlegen wir kurz die Strafe, die wir alle mit unseren Sünden „verdient“ haben. Sie ist nicht das Fegefeuer, die Hölle oder irgendein anderer Ort oder Bewußtseinszustand. Die Strafe ist der Tod – ewige Vergessenheit, der wir ohne Gottes Verheißung einer Auferstehung nie entkommen könnten.
In Römer 6, Vers 23 fährt Paulus fort: „Die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn.“ Alle Menschen haben gesündigt (Römer 3,23). Das Gesetz kann daher nur den Tod für alle Menschen verlangen. Es vermag uns nicht das ewige Leben zu geben. Woher sollen wir uns die Hoffnung auf ein Leben nach dem Grab nehmen?
Jesus sündigte nie, also hatte er nie „den Sold“ der Sünde verdient, den das Gesetz für dessen Übertretung vorsieht. Mit seinem Tod genügte Jesus als Schöpfer der Menschheit der Forderung des Gesetzes, denn er nahm die Todesstrafe auf sich, die ein jeder von uns mit seinen Sünden verdient hat. Jesus ist „ein für allemal erschienen, durch sein eigenes Opfer, die Sünde aufzuheben“ (Hebräer 9,26). Er hat uns „von unsern Sünden mit seinem Blut“ erlöst und macht es dadurch möglich, daß wir Gottes Gabe des ewigen Lebens empfangen können.
Der „Gesetzesteil“ der Bibel, die fünf Bücher des Mose, enthalten verschiedene Arten von Gesetz. Über die Gebote hinaus, die wir als Moralgesetz bezeichnen können und die richtiges menschliches Verhalten definieren (beispielsweise die Zehn Gebote), enthält dieser Teil der Bibel verschiedene Ritualgesetze, die Opfer für Sünde vorschrieben. Diese Gesetze und ihre Opfer konnten an sich die Strafe für Sünde nicht aufheben. Nach Hebräer 10 kann das Gesetz „die, die opfern, nicht für immer vollkommen machen, da man alle Jahre die gleichen Opfer bringen muß. Hätte nicht sonst das Opfern aufgehört, wenn die, die den Gottesdienst ausrichten, ein für allemal rein geworden wären und sich kein Gewissen mehr gemacht hätten über ihre Sünden?
Vielmehr geschieht dadurch alle Jahre nur eine Erinnerung an die Sünden. Denn es ist unmöglich, durch das Blut von Stieren und Böcken Sünden wegzunehmen. Darum spricht er, wenn er in die Welt kommt: Opfer und Gaben hast du nicht gewollt; einen Leib aber hast du mir geschaffen. Nach [Gottes] Willen sind wir geheiligt ein für allemal durch das Opfer des Leibes Jesu Christi ... [Jesus] aber hat ein Opfer für die Sünden dargebracht, und sitzt nun für immer zur Rechten Gottes ... Denn mit einem Opfer hat er für immer die vollendet, die geheiligt werden“ (Hebräer 10,1-5. 10. 12. 14).
Dieser Abschnitt bestätigt, daß Jesus sämtliche Opfer, die im Gesetz vorgeschrieben sind, erfüllt hat, indem er selbst zum Sündopfer wurde. Hätte sich Jesus nicht als Opfer für die Sünde dargebracht, wären die Ritualopfer, die eine Vorausschau auf sein Opfer waren, nicht erfüllt worden.
Jesus sagte, daß er nicht gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten zu zerstören, sondern um sie zu erfüllen. Das tat er auf verschiedene Weisen. Er lebte uns ein vollkommenes Beispiel der geistlichen Absicht des Gesetzes vor. Er erfüllte alle Voraussagen der Propheten, die seine Person, seine Mission, viele Details über seine Geburt, sein Leben, seinen Tod und seine Auferstehung prophezeit hatten. Die Ritualopfer des Gesetzes wiesen auf seinen Opfertod für die Sünden aller Menschen hin.
Jesus sagte eigentlich, daß das Alte Testament in all seinen Teilen – moralisch sowie prophetisch – auf ihn hinwies. Er erfüllte alle prophetischen Vorhersagen zu seiner Person und das Gesetz, indem er all seinen Anforderungen genügte.