Teil 2 

Konfrontationen über das richtige Halten des Sabbats

Bei den Konfrontationen Jesu mit den Schriftgelehrten und Pharisäern über den Sabbat gelangen viele zu falschen Schlußfolgerungen. Bei diesen Konfrontationen ging es nie um die Frage, ob der Sabbat zu halten ist, sondern darum, wie man ihn halten soll. Dieser Unterschied ist von großer Wichtigkeit!

Beispielsweise forderte Jesus die Juden in bezug auf ihre Interpretation der Sabbatheiligung heraus, indem er am Sabbat heilte (Markus 3,1-6; Lukas 13,10-17; 14,1-6). Für die Pharisäer war eine medizinische Betreuung am Sabbat, sofern es nicht um Leben und Tod ging, verboten. Bei den Heilungen Jesu am Sabbat ging es jedoch in keinem Fall um Leben und Tod. Deshalb meinten die Pharisäer, Jesus würde den Sabbat brechen.

Als Retter der Menschheit verstand Jesus den Zweck des Sabbats. Er eignet sich perfekt als Zeit, um den Menschen eine Botschaft der Heilung, Hoffnung und Erlösung zu bringen und diese Botschaft durch Taten vorzuleben.

Um den Pharisäern eine Lektion zu erteilen, fragte er sie: „Soll man am Sabbat Gutes tun oder Böses tun, Leben erhalten oder töten?“ Er entlarvte ihre Heuchelei, indem er auf ihre Bereitschaft hinwies, ein Tier zu retten, das am Sabbat in eine Grube fällt, oder ein Tier zu tränken. Doch sie waren nicht willens, am Sabbat einem Menschen zu helfen, dessen Leben viel mehr wert ist als das eines Tieres (Lukas 13,15-17; Matthäus 12,10-14).

Jesu war berechtigterweise zornig über die Unfähigkeit der Pharisäer zu erkennen, wie sie ihre eigenen Traditionen und Interpretationen über den wahren Zweck der Sabbatheiligung gestellt hatten (Markus 3,5). Sie waren derart geblendet, daß sie Jesus, weil er ihre Entstellungen der Gebote Gottes offengelegt hatte, haßten (Vers 6).

Bei einer Gelegenheit, als Jesu Jünger durch ein Kornfeld gingen, „rauften [sie] Ähren aus und zerrieben sie mit den Händen und aßen“ (Lukas 6,1). Das taten sie, weil sie hungrig waren (Matthäus 12,1), und nicht, weil sie das Feld abernten wollten. Die Pharisäer bestanden jedoch darauf, daß dies am Sabbat nicht erlaubt sei. Jesus führte ein Beispiel aus der Heiligen Schrift an, um zu zeigen, daß die Jünger mit ihrer Handlung weder gegen den Geist noch gegen die Absicht des Gesetzes verstoßen hatten. Er betonte, daß Gottes Gesetz Gnade vorsah (Markus 2,23-26).

Jesus nutzte diesen Vorfall, um auf den wahren Zweck des Sabbats hinzuweisen: „Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen“ (Markus 2,27). Die Pharisäer hatten die Prioritäten beim Gesetz auf den Kopf gestellt. Wegen ihrer engen Sichtweise des Sabbats war der siebte Tag der Woche eine Last geworden, beschwert mit Hunderten von Regeln und Vorschriften, statt der Segen zu sein, den Gott beabsichtigt hatte (Jesaja 58,13-14).

Jesus nahm die Autorität für sich in Anspruch, darüber zu bestimmen, wie der Sabbat zu halten ist: „So ist der Menschensohn ein Herr auch über den Sabbat“ (Vers 28). Damit wies Jesus auf die ihm zustehende Verantwortlichkeit als derjenige hin, der überhaupt den Sabbat eingeführt hatte! Wie wir bereits gesehen haben, war er bei der Schöpfung der Ausführende (Kolosser 1,2; Johannes 1,3), der am siebten Tag der Woche ruhte und so den Sabbat ins Leben rief (1. Mose 2,2-3). Es ist daher töricht zu argumentieren, Jesus hätte etwas abgeschafft bzw. außer Kraft gesetzt, das er selbst zum Wohl aller Menschen geschaffen hatte.

Im Prinzip sagte Jesus den Pharisäern: Ihr habt kein Recht, den Menschen zu sagen, wie die Gesetze Gottes zu halten sind. Ich bin derjenige, der diese Gesetze gegeben hat. Daher weiß ich, warum sie angeordnet wurden und wie sie gehalten werden sollen.

Jesus lehrte mit der ihm eigenen Autorität des großen Gesetzgebers. Jesus hat das Gesetz, das er den Menschen gegeben hatte, nicht abgeschafft! Statt dessen wies er, ohne zu zögern, die Religionslehrer seiner Zeit auf ihre verdrehte Gesetzesauslegung hin.

Das Judentum verließ Mose, das Christentum Jesus

Bei unserer Untersuchung der Lehre Jesu und des Gesetzes müssen wir den Schluß ziehen, daß uns die heutige „christliche“ Religion im Stich gelassen hat, weil sie sich an die ursprüngliche Lehre Jesu nicht gehalten hat. Jesus hingegen hatte sich an die ursprüngliche Lehre des Alten Testaments gehalten. Wie die Religionslehrer zur Zeit Jesu die Lehre des Mose verdreht hatten, haben auch spätere Lehrer, die sich als Jesu Gesandte ausgegeben haben, seine Lehre verdreht. In Wirklichkeit stimmen Mose und Jesus miteinander überein.

An diesem Punkt stellen wir eine Frage: Wäre Jesus heute auf der Erde, welchen Tag würde er als Ruhetag halten? Es wäre derselbe Tag, dessen Halten er selbst geboten und den er auch als Mensch gehalten hat – der Sabbat, der siebte Tag der Woche.

Der wahre Jesus hielt das Gesetz und erwartete das Gleiche von seinen Jüngern. Seine Einschätzung von den Menschen, die sich auf ihn berufen, ohne entsprechend zu leben, hat er auch klar zum Ausdruck gebracht: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen böse Geister ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Wunder getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter!“ (Matthäus 7,21-23).

Wir fragen daher: Geben die heutigen Konfessionen, die sich in der Nachfolge Jesu sehen, seine Lehre treu weiter? Oder lehren sie, daß Jesus einige der Gebote aufgehoben bzw. durch andere ersetzt hat? Jesus selbst wies oft auf das Alte Testament als Grundlage seiner Lehre hin. Wurde er herausgefordert, antwortete er oft mit „Habt ihr nicht gelesen ...“ und nannte dann Beispiele im Alten Testament, um seine Lehre zu verdeutlichen (Matthäus 12,3. 5; 19,4; 22,31).

Alle diejenigen, die behaupten, Jesus habe sich vom Alten Testament distanziert, irren sich. Wie wir in diesem Artikel gesehen haben, haben manche Juden und die Mehrheit der Christen ein falsches Bild von der Lehre Jesu. Jesus lehrte treu nach dem Inhalt der Heiligen Schrift im Alten Testament.

In einem früheren Artikel führten wir aus, daß Jesus zur Zeit des Alten Testaments Gott war. Gottes „Moral“ ändert sich nicht. Er ist ewig. Was er heute böse nennt, wird nicht in einigen hundert Jahren gut sein, wie wir an den Worten des Propheten Jesaja erkennen können. „Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!“ (Jesaja 5,20).

Wie könnte man an ein Wesen glauben, das im Alten Testament bestimmte Anforderungen in bezug auf die moralische Lebensführung stellte, um sie sich dann im Neuen Testament neu zu überlegen und ganz andere Anforderungen zu stellen? Jesus Christus ist beständig, derselbe „gestern und heute und auch in Ewigkeit“ (Hebräer 13,8).

Wie hat Jesus das Gesetz erfüllt?

Das Gesetz verlangte vollkommenen Gehorsam und sah den Tod für alle vor, die dagegen verstießen. Der Apostel Paulus sagt uns, daß „der Sünde Sold der Tod ist“ (Römer 6,23).

Überlegen wir kurz die Strafe, die wir alle mit unseren Sünden „verdient“ haben. Sie ist nicht das Fegefeuer, die Hölle oder irgendein anderer Ort oder Bewußtseinszustand. Die Strafe ist der Tod – ewige Vergessenheit, der wir ohne Gottes Verheißung einer Auferstehung nie entkommen könnten.

In Römer 6, Vers 23 fährt Paulus fort: „Die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn.“ Alle Menschen haben gesündigt (Römer 3,23). Das Gesetz kann daher nur den Tod für alle Menschen verlangen. Es vermag uns nicht das ewige Leben zu geben. Woher sollen wir uns die Hoffnung auf ein Leben nach dem Grab nehmen?

Jesus sündigte nie, also hatte er nie „den Sold“ der Sünde verdient, den das Gesetz für dessen Übertretung vorsieht. Mit seinem Tod genügte Jesus als Schöpfer der Menschheit der Forderung des Gesetzes, denn er nahm die Todesstrafe auf sich, die ein jeder von uns mit seinen Sünden verdient hat. Jesus ist „ein für allemal erschienen, durch sein eigenes Opfer, die Sünde aufzuheben“ (Hebräer 9,26). Er hat uns „von unsern Sünden mit seinem Blut“ erlöst und macht es dadurch möglich, daß wir Gottes Gabe des ewigen Lebens empfangen können.

Der „Gesetzesteil“ der Bibel, die fünf Bücher des Mose, enthalten verschiedene Arten von Gesetz. Über die Gebote hinaus, die wir als Moralgesetz bezeichnen können und die richtiges menschliches Verhalten definieren (beispielsweise die Zehn Gebote), enthält dieser Teil der Bibel verschiedene Ritualgesetze, die Opfer für Sünde vorschrieben. Diese Gesetze und ihre Opfer konnten an sich die Strafe für Sünde nicht aufheben. Nach Hebräer 10 kann das Gesetz „die, die opfern, nicht für immer vollkommen machen, da man alle Jahre die gleichen Opfer bringen muß. Hätte nicht sonst das Opfern aufgehört, wenn die, die den Gottesdienst ausrichten, ein für allemal rein geworden wären und sich kein Gewissen mehr gemacht hätten über ihre Sünden?

Vielmehr geschieht dadurch alle Jahre nur eine Erinnerung an die Sünden. Denn es ist unmöglich, durch das Blut von Stieren und Böcken Sünden wegzunehmen. Darum spricht er, wenn er in die Welt kommt: Opfer und Gaben hast du nicht gewollt; einen Leib aber hast du mir geschaffen. Nach [Gottes] Willen sind wir geheiligt ein für allemal durch das Opfer des Leibes Jesu Christi ... [Jesus] aber hat ein Opfer für die Sünden dargebracht, und sitzt nun für immer zur Rechten Gottes ... Denn mit einem Opfer hat er für immer die vollendet, die geheiligt werden“ (Hebräer 10,1-5. 10. 12. 14).

Dieser Abschnitt bestätigt, daß Jesus sämtliche Opfer, die im Gesetz vorgeschrieben sind, erfüllt hat, indem er selbst zum Sündopfer wurde. Hätte sich Jesus nicht als Opfer für die Sünde dargebracht, wären die Ritualopfer, die eine Vorausschau auf sein Opfer waren, nicht erfüllt worden.

Jesus sagte, daß er nicht gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten zu zerstören, sondern um sie zu erfüllen. Das tat er auf verschiedene Weisen. Er lebte uns ein vollkommenes Beispiel der geistlichen Absicht des Gesetzes vor. Er erfüllte alle Voraussagen der Propheten, die seine Person, seine Mission, viele Details über seine Geburt, sein Leben, seinen Tod und seine Auferstehung prophezeit hatten. Die Ritualopfer des Gesetzes wiesen auf seinen Opfertod für die Sünden aller Menschen hin.

Jesus sagte eigentlich, daß das Alte Testament in all seinen Teilen – moralisch sowie prophetisch – auf ihn hinwies. Er erfüllte alle prophetischen Vorhersagen zu seiner Person und das Gesetz, indem er all seinen Anforderungen genügte.

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Was lehrte Jesus in bezug auf das Gesetz? Manche Christen meinen, daß Jesus, indem er das Gesetz „erfüllte“, es außer Kraft setzte bzw. durch ein neues Gesetz der Liebe ersetzte. Stimmt das? Von Bill Bradford

Manche Konfessionen und Kirchen vertreten die Ansicht, daß sich Jesu Lehre in bedeutender Weise von der Unterweisung des Alten Testaments unterscheidet. Danach soll Jesu Lehre die Lehre des Alten Testamentes aufgehoben bzw. ersetzt haben. Stimmt das?

Leider haben manche, die sich als Jesu Nachfolger bezeichnen, die Bedeutung von der „Erfüllung des Gesetzes“ verdreht. In Wirklichkeit verstehen sie seine Lehre nicht. Sie meinen, daß das Gesetz, da Jesus es „erfüllt“ haben soll, nicht länger bindend gültig ist und wir es deshalb nicht halten müssen. Andere meinen, daß Jesus das Gesetz ergänzte, indem er ihm seine Mängel nahm und so das „Gesetz Christi“ schuf – wie es gelegentlich genannt wird.

Diese Sichtweise impliziert, daß das Neue Testament neue Erfordernisse für die Errettung bestimmt und daß das Gesetz des Alten Testaments überholt ist. Spiegeln diese Meinungen wirklich die Lehre Jesu wider?

Wie erfüllte Jesus das Gesetz?

Das griechische Wort pleroo, das als „erfüllen“ übersetzt wird, bedeutet „vollmachen“, „vollfüllen“, „bis ins Detail vollständig machen“, „vollkommen machen“ oder „bis zum Ende durchführen“ (Thayer’s Greek Lexicon, Stichwort „fulfill“). Mit anderen Worten: Jesus sagte, er kam, um das Gesetz zu vervollständigen und es vollkommen zu machen. Wie? Indem er die geistliche Absicht von Gottes Gesetz zeigte. Der Rest des Kapitels zeigt klar die geistliche Absicht spezifischer Gebote, womit Jesus das Gesetz um eine geistliche Dimension erweiterte.

Einige verdrehen den Sinn von „erfüllen“ dahingehend, daß Jesus gesagt hätte: „Ich kam nicht, um das Gesetz aufzulösen, sondern um es zu Ende zu führen, indem ich es erfüllte.“ Dieses stimmt in keiner Weise mit seinen eigenen Worten überein. Jesus erfüllte das Gesetz, indem er Gottes Gebote erklärte und durch Beispiele erweiterte. Diese Beispiele Jesu, die in Matthäus 5 enthalten sind, zeigen uns, daß das Gesetz durch dessen geistliche Anwendung noch bindender wird, statt abgeschafft zu werden.

In einer Prophezeiung über den Messias, die wir in Jesaja 42, Vers 21 finden, lesen wir folgendes: „Dem Herrn hat es gefallen um seiner Gerechtigkeit willen, daß er sein Gesetz herrlich und groß mache.“ Das hebräische Wort gadal, das in diesem Vers mit „groß machen“ übersetzt wurde, hat die Bedeutung „groß sein“ bzw. „vergrößern“ (William Wilson, Wilson’s Old Testament Word Studies, Stichwort „magnify“).

Jesus hat das Gesetz „vergrößert“ bzw. erweitert, indem er uns den heiligen, geistlichen Umfang vom Gesetz Gottes zeigt, der mit der inwendigen Absicht zu tun hat. Er gehorchte in seinen Taten und Gedanken diesem Gesetz perfekt.

Alles wird erfüllt

Die nächste Feststellung Jesu in der Bergpredigt macht noch deutlicher, daß Jesus nicht gekommen war, um das Gesetz aufzuheben, zu annullieren oder zu ersetzen. „Ich versichere euch: Solange Himmel und Erde bestehen, wird kein i-Punkt und kein Komma im Gesetz gestrichen. Das ganze Gesetz muß erfüllt werden“ (Matthäus 5,18; Gute Nachricht Bibel). Mit diesen Worten setzte Jesus die andauernde Gültigkeit des Gesetzes der Permanenz des Himmels und der Erde gleich. Im Grunde sagte Jesus, daß das Gesetz unabänderlich bzw. unveränderlich und unantastbar ist und daher nur erfüllt statt abgeschafft werden kann.

In diesem Vers wurde ein anderes griechisches Wort für „erfüllt“ verwendet: ginomai, mit der Bedeutung „werden“, „ins Dasein rufen“ oder „in Erfüllung gehen“ bzw. „geschehen“. Bis Gottes Vorhaben mit den Menschen abgeschlossen ist – solange es Menschen aus Fleisch und Blut gibt –, wird das Gesetz Gottes als Kodex in der Heiligen Schrift notwendig sein. Nach Jesu Worten ist die Fortdauer des Gesetzes so zuverlässig wie die fortgesetzte Existenz des Universums.

Jesu Nachfolger halten das Gesetz

Darüber hinaus betonte Jesus, daß unsere Zukunft von unserer Haltung gegenüber dem Gesetz Gottes abhängt. „Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird [von anderen] der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich“ (Matthäus 5,19). Zum besseren Verständnis fügen wir dem Wortlaut dieses Verses „von anderen“ hinzu. Wie andere Abschnitte in der Bibel zeigen, werden diejenigen, die selbst das Gesetz mißachten und andere lehren, es genauso zu tun, überhaupt nicht im Reich Gottes sein.

Damit stellt Jesus klar, daß diejenigen, die seine Nachfolger sein und ins Reich Gottes eingehen wollen, der ständigen Verpflichtung unterliegen, Gottes Gesetz zu ehren und zu gehorchen. Wir dürfen das Gesetz nicht einmal durch das Weglassen eines „i-Punkts“ oder eines Kommas mindern (Vers 18, Gute Nachricht Bibel).

Da Jesus das Gesetz Gottes hielt, ist es nur logisch, daß auch seine Nachfolger das Gesetz halten und es andere lehren werden (1. Johannes 2,2-6). Daran kann man die wahren Diener Jesu erkennen. Sie folgen diesbezüglich dem Beispiel, das Jesus uns gegeben hat (Johannes 13,15).

Besser als die Pharisäer und Schriftgelehrten

Mit seiner letzten Feststellung bei der allgemeinen Behandlung des Gesetzes Gottes unterstreicht Jesus die Bedeutung der vorangegangenen Worte über das Gesetz. Er ließ keinen Zweifel darüber, daß er in bezug auf den Gehorsam von seinen Nachfolgern einen Standard erwartete, der weit über das hinausging, was sie jemals vorher gehört hatten. „Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen“ (Matthäus 5,20).

Wer waren die Schriftgelehrten und die Pharisäer? Die Schriftgelehrten waren die bekanntesten Gesetzeslehrer – die Interpreten des Gesetzes, die Gebildeten, die Experten. Viele hielten die Pharisäer für das herausragendste Beispiel des Judentums. Ihr Moralkodex war strenger als die Vorschriften im Gesetz des Mose und gründete sich zum größten Teil auf ihre jahrelangen Traditionen. Die Schriftgelehrten und Pharisäer waren beide sehr streng und im Judentum respektiert (Apostelgeschichte 26,5).

Die Schriftgelehrten sahen sich als Experten in der Gesetzesauslegung, während die Pharisäer die gerechteste Anwendung des Gesetzes für sich in Anspruch nahmen. Für sie muß Jesu Aufruf an seine Jünger, ihre Gerechtigkeit müsse besser sein als die der Pharisäer, eine große Überraschung gewesen sein!

Gewöhnliche Juden sahen in den Pharisäern den Gipfel der persönlichen Gerechtigkeit, die sie wohl nie erreichen konnten. Jesus meinte aber, daß die Gerechtigkeit der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht ausreichte, um ihnen den Eintritt in das Reich Gottes zu garantieren. Welche Hoffnung hatten dann andere Menschen?

Jesus verurteilt religiöse Heuchelei

In Wirklichkeit war die Gerechtigkeit der Schriftgelehrten und Pharisäer äußerst problematisch, denn sie beruhte auf dem äußeren Anschein. Für Beobachter schienen sie das Gesetz konsequent zu halten, aber in ihren Gedanken – die kein Mensch erkennen kann – verstießen sie gegen das Gesetz.

Jesus verurteilte diese Heuchelei scharf: „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr die Becher und Schüsseln außen reinigt, innen aber sind sie voller Raub und Gier! ... Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr seid wie die übertünchten Gräber, die von außen hübsch aussehen, aber innen sind sie voller Totengebeine und lauter Unrat! So auch ihr: von außen scheint ihr vor den Menschen fromm, aber innen seid ihr voller Heuchelei und Unrecht“ (Matthäus 23,25. 27-28).

Diese selbsternannten Religionslehrer betonten kleinere Aspekte des Gesetzes und ignorierten die gewichtigeren Fragen. „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr den Zehnten gebt von Minze, Dill und Kümmel und laßt das Wichtigste im Gesetz beiseite, nämlich das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben! Doch dies sollte man tun und jenes nicht lassen“ (Matthäus 23,23).

Jesus war die Gerechtigkeit des ganzen Gesetzes wichtig. Er verurteilte die Schriftgelehrten und Pharisäer, weil sie das Wichtigste im Gesetz – dessen geistliche Hauptaspekte – ignorierten. Sie waren bei der Beachtung ihrer eigenen Traditionen sehr genau, ließen sich jedoch die Freiheit, sich über klare Anweisungen Gottes hinwegzusetzen. In einigen Fällen erhoben sie die Traditionen über das Gesetz (Matthäus 15,1-9).

Ihre Motive waren sehr menschlich: Selbsterhöhung und Eigeninteresse. Bei bestimmten Dingen, die man besser privat machen soll – Beten, Fasten und Almosen geben – zogen sie eine Schau ab. Alle konnten sie dabei sehen und für gerecht halten (Matthäus 6,1-6; 23,5-7).

Religionslehrer hielten das Gesetz Gottes nicht

Gleich nachdem er klargestellt hatte, daß es nicht seine Absicht war, das Gesetz Gottes abzuschaffen, gab Jesus einige Beispiele von Traditionen und Lehren jüdischer Religionslehrer, bei denen die Absicht des Gesetzes nicht beachtet wurde. Sein erstes Beispiel war das sechste Gebot „Du sollst nicht töten“.

Alles, was die Pharisäer in diesem Gebot erkennen konnten, war, daß das Töten eines Menschen verboten war. Jesus lehrte die offensichtliche Absicht des Gebots: Nicht nur die Tat selbst, sondern jeder Gedanke und jede innere Haltung, die zum Mord führen, sind ebenfalls verboten. Dazu gehören unberechtigter Zorn und Verachtung (Matthäus 5,21-26).

Ähnlich verhält es sich beim siebten Gebot „Du sollst nicht ehebrechen“. Die Pharisäer verstanden wohl, daß eine sexuelle Beziehung mit einer Frau außerhalb der Ehe Sünde war. Wie beim sechsten Gebot hätten sie wissen sollen, daß das Gelüsten nach einer Frau bereits Sünde war, weil man damit das Gebot im Herzen übertrat.

Mit solchen Beispielen zeigte Jesus, wie die Pharisäer wie „Becher und Schüsseln“ waren, die außen sauber waren, „innen aber sind sie voller Raub und Gier“ (Matthäus 23,25). Jesus lehrte zwar, daß man die Gebote sozusagen nach außen hin – dem sichtbaren Buchstaben nach – halten soll, daß man ihnen aber auch durch die Absicht des Herzens gehorchen muß. Damit hielt sich Jesus treu an die Lehre des Alten Testaments: „Denn nicht sieht der Herr auf das, worauf ein Mensch sieht. Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an“ (1. Samuel 16,7).

Der Prophet Jeremia sagte eine Zeit voraus, wenn Gott einen neuen Bund mit Israel schließen wird. Bei diesem Bund werden die geistlichen Aspekte des Gesetzes im Vordergrund stehen: „Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben“ (Jeremia 31,33). Das wollte Gott von Anfang an (5. Mose 5,29). Das Versagen der Menschen, dem Gesetz Gottes „im Innern“ zu beherzigen (Psalm 51,8; Elberfelder Bibel), führte zum offenen Ungehorsam.

Jesus veränderte das Gesetz nicht

Bei der Gegenüberstellung der pharisäischen Sichtweise und der geistlichen Absicht des Gesetzes sagte Jesus: „Ihr habt gehört, daß gesagt ist ... Ich aber sage euch“ (Matthäus 5,21-22. 27-28). Einige nehmen fälschlicherweise an, daß Jesus seine eigene Sicht der Lehre von Mose gegenüberstellt und sich damit zur wahren Autorität erhebt. Sie gehen davon aus, daß Jesus sich dem mosaischen Gesetz widersetzte oder es in bestimmten Punkten revidierte.

Man kann es sich schwer vorstellen, daß Jesus, nachdem er gerade die Permanenz des Gesetzes und seinen Respekt davor mit Nachdruck zum Ausdruck gebracht hatte, fortfuhr, indem er die Autorität des Gesetzes unterminierte. Jesus war nicht inkonsequent. Er ehrte und erhielt das Gesetz in allen seinen Worten und Taten aufrecht.

In diesem Kapitel stellt er sich nicht gegen das mosaische Gesetz, noch beansprucht er eine geistliche Überheblichkeit für sich. Statt dessen widerlegte er die falschen Interpretationen des Gesetzes durch die Schriftgelehrten und Pharisäer. Gerade deshalb sagte er, daß die Gerechtigkeit seiner Jünger größer sein muß als die Gerechtigkeit der Schriftgelehrten und Pharisäer. Jesus wies seine Zuhörer auf die ursprüngliche Bedeutung mancher Aussagen im Gesetz hin.

Darüber hinaus ist es offensichtlich, daß Altes und Neues Testament sich nicht widersprechen können, denn derselbe Gott ist Autor beider Teile der Bibel. „Ich, der Herr, wandle mich nicht“, sagt Gott selbst durch den Propheten Maleachi (Maleachi 3,6).

Jesus und der Sabbat

Unter denen, die sich zur Nachfolge Jesu bekennen, ist kein biblisches Gebot eine größere Quelle der Kontroverse als das vierte Gebot – Gottes Anordnung, des Sabbats zu gedenken und ihn heilig zu halten (2. Mose 20,8-11). Gerade bei diesem Gebot unterscheiden sich die Meinungen in bezug auf die Lehre Jesu.

Einige sind der Ansicht, daß Jesus die Zehn Gebote annullierte, von denen dann neun im Neuen Testament wieder eingesetzt wurden – alle außer dem Sabbatgebot. Manche meinen, Jesus habe den Sabbat durch sich selbst ersetzt. Danach ist er jetzt unsere „Ruhe“. Andere sind überzeugt, daß wir heute überhaupt keine Sabbatruhe brauchen und daß wir an jedem Tag und zu jeder Zeit ruhen und Gott anbeten können. Ganz gleich wie die Argumente im einzelnen aussehen mögen, glaubt der überwiegende Teil des heutigen Christentums, daß Sonntag, der erste Tag der Woche, den siebten Tag der Woche – den Sabbat – ersetzt hat.

Gibt es in der Lehre oder Praktik Jesu Anhaltspunkte für diese Ansichten? Vor dem Hintergrund der klaren Lehre Jesu zur Permanenz des Gesetzes Gottes wollen wir untersuchen, was seine Haltung zum Sabbat war.

Bei einer Untersuchung der Evangelien fällt auf, daß es Jesu Gewohnheit war, am Sabbat in die Synagoge zu gehen, wo sich die Juden zur Anbetung Gottes versammelten (Lukas 4,16). Dies war seine Gewohnheit. An dem in Lukas 4 erwähnten Sabbat kündigte Jesus den in der Synagoge Anwesenden sogar seine Mission als Messias an.

Interessanterweise war es ca. 25 Jahre später die Gewohnheit des Apostels Paulus, am Sabbat in der Synagoge zu lehren (Apostelgeschichte 17,2-3). Weder Jesus noch Paulus gab die geringste Andeutung, daß sie am Sabbat nicht in der Synagoge sein sollten oder daß sie Gott an einem anderen Tag anbeteten.

Ende Teil 1
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Was lehrte Jesus in bezug auf das Gesetz?Manche Christen meinen, daß Jesus, indem er das Gesetz „erfüllte“, es außer Kraft setzte bzw. durch ein neues Gesetz der Liebe ersetzte. Stimmt das?Von Bill BradfordManche Konfessionen und Kirchen vertreten die Ansicht, daß sich Jesu Lehre in bedeutender Weise von der Unterweisung des Alten Testaments unterscheidet. Danach soll Jesu Lehre die Lehre des Alten Testamentes aufgehoben bzw. ersetzt haben. Stimmt das?Leider haben manche, die sich als Jesu Nachfolger bezeichnen, die Bedeutung von der „Erfüllung des Gesetzes“ verdreht. In Wirklichkeit verstehen sie seine Lehre nicht. Sie meinen, daß das Gesetz, da Jesus es „erfüllt“ haben soll, nicht länger bindend gültig ist und wir es deshalb nicht halten müssen. Andere meinen, daß Jesus das Gesetz ergänzte, indem er ihm seine Mängel nahm und so das „Gesetz Christi“ schuf – wie es gelegentlich genannt wird.Diese Sichtweise impliziert, daß das Neue Testament neue Erfordernisse für die Errettung bestimmt und daß das Gesetz des Alten Testaments überholt ist. Spiegeln diese Meinungen wirklich die Lehre Jesu wider?Wie erfüllte Jesus das Gesetz?Das griechische Wort pleroo, das als „erfüllen“ übersetzt wird, bedeutet „vollmachen“, „vollfüllen“, „bis ins Detail vollständig machen“, „vollkommen machen“ oder „bis zum Ende durchführen“ (Thayer’s Greek Lexicon, Stichwort „fulfill“). Mit anderen Worten: Jesus sagte, er kam, um das Gesetz zu vervollständigen und es vollkommen zu machen. Wie? Indem er die geistliche Absicht von Gottes Gesetz zeigte. Der Rest des Kapitels zeigt klar die geistliche Absicht spezifischer Gebote, womit Jesus das Gesetz um eine geistliche Dimension erweiterte.Einige verdrehen den Sinn von „erfüllen“ dahingehend, daß Jesus gesagt hätte: „Ich kam nicht, um das Gesetz aufzulösen, sondern um es zu Ende zu führen, indem ich es erfüllte.“ Dieses stimmt in keiner Weise mit seinen eigenen Worten überein. Jesus erfüllte das Gesetz, indem er Gottes Gebote erklärte und durch Beispiele erweiterte. Diese Beispiele Jesu, die in Matthäus 5 enthalten sind, zeigen uns, daß das Gesetz durch dessen geistliche Anwendung noch bindender wird, statt abgeschafft zu werden.In einer Prophezeiung über den Messias, die wir in Jesaja 42, Vers 21 finden, lesen wir folgendes: „Dem Herrn hat es gefallen um seiner Gerechtigkeit willen, daß er sein Gesetz herrlich und groß mache.“ Das hebräische Wort gadal, das in diesem Vers mit „groß machen“ übersetzt wurde, hat die Bedeutung „groß sein“ bzw. „vergrößern“ (William Wilson, Wilson’s Old Testament Word Studies, Stichwort „magnify“).Jesus hat das Gesetz „vergrößert“ bzw. erweitert, indem er uns den heiligen, geistlichen Umfang vom Gesetz Gottes zeigt, der mit der inwendigen Absicht zu tun hat. Er gehorchte in seinen Taten und Gedanken diesem Gesetz perfekt.Alles wird erfülltDie nächste Feststellung Jesu in der Bergpredigt macht noch deutlicher, daß Jesus nicht gekommen war, um das Gesetz aufzuheben, zu annullieren oder zu ersetzen. „Ich versichere euch: Solange Himmel und Erde bestehen, wird kein i-Punkt und kein Komma im Gesetz gestrichen. Das ganze Gesetz muß erfüllt werden“ (Matthäus 5,18; Gute Nachricht Bibel). Mit diesen Worten setzte Jesus die andauernde Gültigkeit des Gesetzes der Permanenz des Himmels und der Erde gleich. Im Grunde sagte Jesus, daß das Gesetz unabänderlich bzw. unveränderlich und unantastbar ist und daher nur erfüllt statt abgeschafft werden kann.In diesem Vers wurde ein anderes griechisches Wort für „erfüllt“ verwendet: ginomai, mit der Bedeutung „werden“, „ins Dasein rufen“ oder „in Erfüllung gehen“ bzw. „geschehen“. Bis Gottes Vorhaben mit den Menschen abgeschlossen ist – solange es Menschen aus Fleisch und Blut gibt –, wird das Gesetz Gottes als Kodex in der Heiligen Schrift notwendig sein. Nach Jesu Worten ist die Fortdauer des Gesetzes so zuverlässig wie die fortgesetzte Existenz des Universums.Jesu Nachfolger halten das GesetzDarüber hinaus betonte Jesus, daß unsere Zukunft von unserer Haltung gegenüber dem Gesetz Gottes abhängt. „Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird [von anderen] der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich“ (Matthäus 5,19). Zum besseren Verständnis fügen wir dem Wortlaut dieses Verses „von anderen“ hinzu. Wie andere Abschnitte in der Bibel zeigen, werden diejenigen, die selbst das Gesetz mißachten und andere lehren, es genauso zu tun, überhaupt nicht im Reich Gottes sein.Damit stellt Jesus klar, daß diejenigen, die seine Nachfolger sein und ins Reich Gottes eingehen wollen, der ständigen Verpflichtung unterliegen, Gottes Gesetz zu ehren und zu gehorchen. Wir dürfen das Gesetz nicht einmal durch das Weglassen eines „i-Punkts“ oder eines Kommas mindern (Vers 18, Gute Nachricht Bibel).Da Jesus das Gesetz Gottes hielt, ist es nur logisch, daß auch seine Nachfolger das Gesetz halten und es andere lehren werden (1. Johannes 2,2-6). Daran kann man die wahren Diener Jesu erkennen. Sie folgen diesbezüglich dem Beispiel, das Jesus uns gegeben hat (Johannes 13,15).Besser als die Pharisäer und SchriftgelehrtenMit seiner letzten Feststellung bei der allgemeinen Behandlung des Gesetzes Gottes unterstreicht Jesus die Bedeutung der vorangegangenen Worte über das Gesetz. Er ließ keinen Zweifel darüber, daß er in bezug auf den Gehorsam von seinen Nachfolgern einen Standard erwartete, der weit über das hinausging, was sie jemals vorher gehört hatten. „Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen“ (Matthäus 5,20).Wer waren die Schriftgelehrten und die Pharisäer? Die Schriftgelehrten waren die bekanntesten Gesetzeslehrer – die Interpreten des Gesetzes, die Gebildeten, die Experten. Viele hielten die Pharisäer für das herausragendste Beispiel des Judentums. Ihr Moralkodex war strenger als die Vorschriften im Gesetz des Mose und gründete sich zum größten Teil auf ihre jahrelangen Traditionen. Die Schriftgelehrten und Pharisäer waren beide sehr streng und im Judentum respektiert (Apostelgeschichte 26,5).Die Schriftgelehrten sahen sich als Experten in der Gesetzesauslegung, während die Pharisäer die gerechteste Anwendung des Gesetzes für sich in Anspruch nahmen. Für sie muß Jesu Aufruf an seine Jünger, ihre Gerechtigkeit müsse besser sein als die der Pharisäer, eine große Überraschung gewesen sein!Gewöhnliche Juden sahen in den Pharisäern den Gipfel der persönlichen Gerechtigkeit, die sie wohl nie erreichen konnten. Jesus meinte aber, daß die Gerechtigkeit der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht ausreichte, um ihnen den Eintritt in das Reich Gottes zu garantieren. Welche Hoffnung hatten dann andere Menschen?Jesus verurteilt religiöse HeucheleiIn Wirklichkeit war die Gerechtigkeit der Schriftgelehrten und Pharisäer äußerst problematisch, denn sie beruhte auf dem äußeren Anschein. Für Beobachter schienen sie das Gesetz konsequent zu halten, aber in ihren Gedanken – die kein Mensch erkennen kann – verstießen sie gegen das Gesetz.Jesus verurteilte diese Heuchelei scharf: „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr die Becher und Schüsseln außen reinigt, innen aber sind sie voller Raub und Gier! ... Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr seid wie die übertünchten Gräber, die von außen hübsch aussehen, aber innen sind sie voller Totengebeine und lauter Unrat! So auch ihr: von außen scheint ihr vor den Menschen fromm, aber innen seid ihr voller Heuchelei und Unrecht“ (Matthäus 23,25. 27-28).Diese selbsternannten Religionslehrer betonten kleinere Aspekte des Gesetzes und ignorierten die gewichtigeren Fragen. „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr den Zehnten gebt von Minze, Dill und Kümmel und laßt das Wichtigste im Gesetz beiseite, nämlich das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben! Doch dies sollte man tun und jenes nicht lassen“ (Matthäus 23,23).Jesus war die Gerechtigkeit des ganzen Gesetzes wichtig. Er verurteilte die Schriftgelehrten und Pharisäer, weil sie das Wichtigste im Gesetz – dessen geistliche Hauptaspekte – ignorierten. Sie waren bei der Beachtung ihrer eigenen Traditionen sehr genau, ließen sich jedoch die Freiheit, sich über klare Anweisungen Gottes hinwegzusetzen. In einigen Fällen erhoben sie die Traditionen über das Gesetz (Matthäus 15,1-9).Ihre Motive waren sehr menschlich: Selbsterhöhung und Eigeninteresse. Bei bestimmten Dingen, die man besser privat machen soll – Beten, Fasten und Almosen geben – zogen sie eine Schau ab. Alle konnten sie dabei sehen und für gerecht halten (Matthäus 6,1-6; 23,5-7).Religionslehrer hielten das Gesetz Gottes nichtGleich nachdem er klargestellt hatte, daß es nicht seine Absicht war, das Gesetz Gottes abzuschaffen, gab Jesus einige Beispiele von Traditionen und Lehren jüdischer Religionslehrer, bei denen die Absicht des Gesetzes nicht beachtet wurde. Sein erstes Beispiel war das sechste Gebot „Du sollst nicht töten“.Alles, was die Pharisäer in diesem Gebot erkennen konnten, war, daß das Töten eines Menschen verboten war. Jesus lehrte die offensichtliche Absicht des Gebots: Nicht nur die Tat selbst, sondern jeder Gedanke und jede innere Haltung, die zum Mord führen, sind ebenfalls verboten. Dazu gehören unberechtigter Zorn und Verachtung (Matthäus 5,21-26).Ähnlich verhält es sich beim siebten Gebot „Du sollst nicht ehebrechen“. Die Pharisäer verstanden wohl, daß eine sexuelle Beziehung mit einer Frau außerhalb der Ehe Sünde war. Wie beim sechsten Gebot hätten sie wissen sollen, daß das Gelüsten nach einer Frau bereits Sünde war, weil man damit das Gebot im Herzen übertrat.Mit solchen Beispielen zeigte Jesus, wie die Pharisäer wie „Becher und Schüsseln“ waren, die außen sauber waren, „innen aber sind sie voller Raub und Gier“ (Matthäus 23,25). Jesus lehrte zwar, daß man die Gebote sozusagen nach außen hin – dem sichtbaren Buchstaben nach – halten soll, daß man ihnen aber auch durch die Absicht des Herzens gehorchen muß. Damit hielt sich Jesus treu an die Lehre des Alten Testaments: „Denn nicht sieht der Herr auf das, worauf ein Mensch sieht. Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an“ (1. Samuel 16,7).Der Prophet Jeremia sagte eine Zeit voraus, wenn Gott einen neuen Bund mit Israel schließen wird. Bei diesem Bund werden die geistlichen Aspekte des Gesetzes im Vordergrund stehen: „Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben“ (Jeremia 31,33). Das wollte Gott von Anfang an (5. Mose 5,29). Das Versagen der Menschen, dem Gesetz Gottes „im Innern“ zu beherzigen (Psalm 51,8; Elberfelder Bibel), führte zum offenen Ungehorsam.Jesus veränderte das Gesetz nichtBei der Gegenüberstellung der pharisäischen Sichtweise und der geistlichen Absicht des Gesetzes sagte Jesus: „Ihr habt gehört, daß gesagt ist ... Ich aber sage euch“ (Matthäus 5,21-22. 27-28). Einige nehmen fälschlicherweise an, daß Jesus seine eigene Sicht der Lehre von Mose gegenüberstellt und sich damit zur wahren Autorität erhebt. Sie gehen davon aus, daß Jesus sich dem mosaischen Gesetz widersetzte oder es in bestimmten Punkten revidierte.Man kann es sich schwer vorstellen, daß Jesus, nachdem er gerade die Permanenz des Gesetzes und seinen Respekt davor mit Nachdruck zum Ausdruck gebracht hatte, fortfuhr, indem er die Autorität des Gesetzes unterminierte. Jesus war nicht inkonsequent. Er ehrte und erhielt das Gesetz in allen seinen Worten und Taten aufrecht.In diesem Kapitel stellt er sich nicht gegen das mosaische Gesetz, noch beansprucht er eine geistliche Überheblichkeit für sich. Statt dessen widerlegte er die falschen Interpretationen des Gesetzes durch die Schriftgelehrten und Pharisäer. Gerade deshalb sagte er, daß die Gerechtigkeit seiner Jünger größer sein muß als die Gerechtigkeit der Schriftgelehrten und Pharisäer. Jesus wies seine Zuhörer auf die ursprüngliche Bedeutung mancher Aussagen im Gesetz hin.Darüber hinaus ist es offensichtlich, daß Altes und Neues Testament sich nicht widersprechen können, denn derselbe Gott ist Autor beider Teile der Bibel. „Ich, der Herr, wandle mich nicht“, sagt Gott selbst durch den Propheten Maleachi (Maleachi 3,6).Jesus und der SabbatUnter denen, die sich zur Nachfolge Jesu bekennen, ist kein biblisches Gebot eine größere Quelle der Kontroverse als das vierte Gebot – Gottes Anordnung, des Sabbats zu gedenken und ihn heilig zu halten (2. Mose 20,8-11). Gerade bei diesem Gebot unterscheiden sich die Meinungen in bezug auf die Lehre Jesu.Einige sind der Ansicht, daß Jesus die Zehn Gebote annullierte, von denen dann neun im Neuen Testament wieder eingesetzt wurden – alle außer dem Sabbatgebot. Manche meinen, Jesus habe den Sabbat durch sich selbst ersetzt. Danach ist er jetzt unsere „Ruhe“. Andere sind überzeugt, daß wir heute überhaupt keine Sabbatruhe brauchen und daß wir an jedem Tag und zu jeder Zeit ruhen und Gott anbeten können. Ganz gleich wie die Argumente im einzelnen aussehen mögen, glaubt der überwiegende Teil des heutigen Christentums, daß Sonntag, der erste Tag der Woche, den siebten Tag der Woche – den Sabbat – ersetzt hat.Gibt es in der Lehre oder Praktik Jesu Anhaltspunkte für diese Ansichten? Vor dem Hintergrund der klaren Lehre Jesu zur Permanenz des Gesetzes Gottes wollen wir untersuchen, was seine Haltung zum Sabbat war.Bei einer Untersuchung der Evangelien fällt auf, daß es Jesu Gewohnheit war, am Sabbat in die Synagoge zu gehen, wo sich die Juden zur Anbetung Gottes versammelten (Lukas 4,16). Dies war seine Gewohnheit. An dem in Lukas 4 erwähnten Sabbat kündigte Jesus den in der Synagoge Anwesenden sogar seine Mission als Messias an.Interessanterweise war es ca. 25 Jahre später die Gewohnheit des Apostels Paulus, am Sabbat in der Synagoge zu lehren (Apostelgeschichte 17,2-3). Weder Jesus noch Paulus gab die geringste Andeutung, daß sie am Sabbat nicht in der Synagoge sein sollten oder daß sie Gott an einem anderen Tag anbeteten.

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