Vergesst Zahn-Zusatzversicherungen. Völliger Blödsinn. Man sollte sich einmal überlegen, wer so eine Zahn-Zusatzversicherung abschließt.
Jemand wie cherryl123 sicher, denn die ist bereit, einen Monatsbeitrag von 20-30 EUR für einen vernünftigen Schutz auszugeben. Das gilt übrigens auch für billigere Angebote, denn Beitrag und Leistung stehen immer in einem ähnlichen Verhältnis zueinander. Billige Tarife haben auch geringere Leistungen.
Die Gründe liegen klar auf der Hand: Bei schlechtem Zahnzustand ist es rentabel, 200-300 EUR im Jahr auszugeben, wenn in absehbarer Zeit umfangreiche Sanierungen anstehen. Denn dann wird die Erstattung deutlich höher sein als die eingezahlten Beiträge.
Die Versicherungsgesellschaften lassen dieses Verhalten (sog. Moral hazard) zu, denn sie denken nur in Umsatzzahlen. Die Gesundheitsfragen sind meist viel zu lasch, oft wird nur nach laufenden oder bevorstehenden Zahnbehandlungen gefragt. Und in Zusammenarbeit mit dem Zahnarzt (der dann einen Privatpatienten bekommt) lassen sich selbst diese Fragen bei bereits bestehende Schädigungen umgehen.
Wer gute oder sehr gute Zähne hat, und vielleicht in 10 Jahren einmal mit einer Krone rechnet, wird diese Versicherung sicher nicht abschließen, sondern das Geld lieber aufs Sparbuch legen (es gibt kluge Leute, die machen das tatsächlich).
Ergebnis: Diese Zusatzversicherungen unterliegen einer enormen Ausnutzungstendenz. In den vergangenen drei Jahren sind daher die Prämien um 40-50% gestiegen und das wird sicher so weitergehen, da viele Zusatzversicherungen nach erfolgter Zahnsanierung anschließend gekündigt werden.
Und wer jahrelang einzahlt, bei ständig steigenden Prämien, wird sich auch irgendwann überlegen, wieder auszusteigen. Zurück bleiben die noch schlechteren Risiken, die die Versicherung so richtig in Anspruch nehmen.
Übrigens ist die Zahn-Zusatzversicherung der ERGO (Mitversicherung auch von bestehenden Sanierungsmaßnahmen) eine reine Augenwischerei. Bedingungsgemäß bekommt man weniger Erstattung als eingezahlten Beiträge, ein Geschäft nur für die Versicherung.
Was ist Moral hazard? Das heißt, dass sich durch das Bestehen von Versicherungsschutz (z.B. Zahnzusatz) das Verhalten der Personen zu Lasten der Versicherung ändert, die in irgendeiner Weise auf die Leistungsinanspruchnahme einwirken können (Versicherter, Zahnarzt). Dadurch verstärkt sich die Negativspirale immer weiter. Beispiele dafür sind auch z.B., dass Mietwagen, die über die Kfz-Versicherung abgerechnet werden, doppelt so teuer sind, wie am Markt bei freier Vereinbarung. Oder versicherte Schäden in der teuren Vertragswerkstätte repariert werden, nicht versicherte aber in einem Hinterhofschuppen.
Struckischreck