Gerardo Seoane's Fußball ist eindimensional, mutlos und taktisch schlampig. Oder?

Ich bin Fan von Borussia Mönchengladbach und Gerardo Seoane ist nun schon einige Zeit lang Trainer von meinem Verein. Letzte Saison lief es bekanntlich alles andere als gut bei uns und mit minimal weniger Glück hätte man locker in die Relegation gehen müssen. Dieses Saison haben wir oft ordentlich gepunktet, stecken aber derzeit in einem absoluten Formtief und alte Schwächen werden wieder deutlich sichtbar.

Mich nervt es einfach total, dass wir Woche für Woche dasselbe sehen müssen. Nicolas hat im Tor überragend performt und uns mehrfach vor hohen Niederlagen bewahrt. Stattdessen haben wir sogar mitunter völlig unverdient gewonnen, weil wir vorne effektiv waren und Nicolas den Kasten sauber gehalten hat, obwohl wir dauerhaft passiv waren und Schüsse zugelassen haben.
Jetzt, wo der fehlerbehaftete Omlin im Tor steht, rächt sich alles: es gibt defensiv absolut gar keine Weiterentwicklung, Seoane ist ein Defensivlegastheniker und unfähig, unsere Schwäche zu beheben. Statt Cardoso ins Tor zu stellen, der bis auf 1 einzigen Fehler einen grandiosen Job gemacht hat, vertraut man auf Omlin, der in jedem Spiel mind. in einem Gegentor seine Aktien hat.

Und auch sonst zeichnet sich der Fußball durch einen lustlosen und uninspirierten Stil aus, der keinerlei Entwicklung erkennen lässt. Die Mannschaft wirkt ideenlos im Aufbau, die Passstaffetten sind langsam, durchschaubar und enden meist in Rückpässen oder Ballverlusten im Mittelfeld. Es fehlt an Struktur, an Mut und an klaren Abläufen – stattdessen wirkt alles improvisiert, unkoordiniert und beliebig. Wir spielen jede Woche einen lustlosen, taktisch wirren und strukturell mangelhaften Stil aus, der jegliche Handschrift vermissen lässt. Im Spielaufbau fehlt es an klaren Mechanismen: Die sogenannten Exit-Bälle – also die Pässe, mit denen man aus dem ersten Drittel in den nächsten Spielabschnitt gelangen will – sind planlos, unpräzise oder werden aus Angst vor Fehlern lieber ganz vermieden. Statt mutiger vertikaler Progression durch die Halbräume sehen wir immer wieder dieselben sicheren, aber nutzlosen Ballstaffeten in der letzten Reihe oder ins Seitenaus – Ballbesitz als Selbstzweck, nicht als Mittel zum Raumgewinn.

Im Zentrum fehlt es an Präsenz und Kontrolle. Die Staffelungen sind oft zu flach oder zu weit auseinandergezogen, wodurch zwischen den Linien keine Dreiecke entstehen und ein dynamischer Kombinationsfußball praktisch unmöglich wird. Der Rückraum wird in der Offensive systematisch vernachlässigt – das resultiert in Angriffen, die entweder über die Flügel ins Leere laufen oder in Flanken münden, die in ihrer Qualität und Abnehmerzahl schlicht enttäuschend sind. Eine wirkliche Idee, wie man den Strafraum bespielt oder ihn überhaupt sinnvoll anvisiert, fehlt komplett.

Was noch gravierender ist: Defensiv offenbart sich Woche für Woche dieselbe strukturelle Naivität. Statt eines kompakten Verschiebens oder eines ballorientierten Pressings sehen wir halbgare Mannorientierungen ohne Absicherung, was Räume für den Gegner öffnet und unsere Kette regelmäßig aufbricht. Die Abstände zwischen den Linien sind riesig, und gerade im Gegenpressing wirkt die Mannschaft völlig unkoordiniert. Wenn wir den Ball verlieren, ist das Zentrum offen wie ein Scheunentor – kein Zugriff, keine Rückwärtsbewegung mit System. Das wirkt, als würde man in der Hoffnung auf Ballgewinne pressen, aber ohne jeglichen Plan B, wenn der Ball nicht sofort erobert wird.

Zudem gibt es kaum Spielverlagerungen oder bewusste Tempowechsel. Wenn der Gegner tief steht, fehlt es an kreativen Lösungen, um Überzahlsituationen zu schaffen. Läufe in die Tiefe sind selten abgestimmt, die Bewegungen wirken statisch und improvisiert. Auch das Verhalten im letzten Drittel ist eindimensional: Entweder kommt die frühe Flanke aus dem Halbfeld oder man verliert sich in quergelegten Pässen am Strafraumrand, bis der Ball irgendwann weg ist.

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Union Berlin: Steffen Baumgart neuer Coach - eure Meinung?

Vorab: Meine Fragen an euch stehen unten. Zuerst kommt eine Einleitung ins Thema.

Hintergrund

Bei seinem Engagement beim Zweiligisten HSV wurde Steffen Baumgart aufgrund unzureichender Leistungen im vergangenen Monat von seinen Aufgaben entbunden. Auch er erweckte nicht den Eindruck, die sportliche Krise des HSV dauerhaft beenden und den Verein auf den Aufstiegsplätzen etablieren zu können. Nach gutem Saisonstart und zufriedenstellenden Leistungen verschlechterte sich die Lage sichtlich, u.a. durch die Niederlagen gegen Eintracht Braunschweig (1:3) und die SV Elversberg (2:4) sowie das Unentschieden nach einer 2-Tore-Führung der Hamburger gegen Schalke.

Nur wenige Tage nach den Weihnachtsfeiertagen verkündete Union Berlins Sportchef Horst Heldt die Entlassung des Trainers Bo Svensson. Auch sein Team konnte einen äußerst guten Saisonstart feiern und sogar kurzzeitig auf die Champions-League-Plätze aufsteigen - doch kurze Zeit späte galt es bereits, den Blick weiter nach unten zu richten. Wettbewerbsübergreifend ist der Club aus Köpenick seit 9 Spielen sieglos - dabei schied er gegen den Drittligisten Arminia Bielefeld aus dem DFB-Pokal aus und musste in der Liga viele Niederlagen hinnehmen.

Horst Heldt, Geschäftsführer des 1. FC Union Berlin, verkündete nun die Einstellung von Steffen Baumgart als neuen Trainer des Traditionsclubs. Dieser war während seiner aktiven Fußballerkarriere einige Jahre selbst bei Union Berlin unter Vertrag. Horst Heldt folgte dieses Jahr auf seinen Vorgänger Oliver Ruhnert, der aufgrund seines Engagements in der Politik für das BSW (Bündnis Sahra Wagenknecht) diese Position verlassen hatte.

Union Berlin - Kader

Der Kader des Vereins hat laut dem Portal Transfermarkt einen geschätzten Marktwert von 121,08 Millionen €. Damit liegt er in der Bundesliga auf Platz 12 und ist damit lediglich mittelmäßig bis unterdurchschnittlich aufgestellt.

Insbesondere die Verteidigung der Berliner zeigte sich bis zuletzt meistens stabil - ohnehin spielt der Verein mindestens seit Erfolgstrainer Urs Fischer einen eher defensiv ausgerichteten Fußball.

Doch in der Offensive stockt es; die Tormaschine mag noch nicht so richtig ans Laufen kommen. Mit lediglich 14 Toren aus 15 Bundesligaspielen wird die Berliner Offensive nur noch vom Aufsteiger St. Pauli und dem abstiegsgefährdeten VfL Bochum unterboten. Im nächsten Saisonspiel gegen die extrem formschwachen und instabilen Heidenheimer gilt es, durch weiterhin angemessene Defensivleistungen und mehr Offensivstärke die Formkurve wieder nach oben zeigen zu lassen.

Meine Fragen an euch
  1. Glaubt ihr, dass Steffen Baumgart die Berliner wieder ins Mittelfeld bzw. ins obere Mittelfeld / Richtung Europa führen kann?
  2. Wie seht ihr die Arbeit von Steffen Baumgart fußballerisch und ihn persönlich?
  3. Passt er zu Berlin oder glaubt ihr nicht, dass er das "Erfolgsrezept" ist?
  4. Braucht es vielleicht nicht nur beim Defensivfußball einen Wandel, sondern auch personell, im Verein und im Management? Berlin schleppt sich seit Ende der Amtszeit von Urs Fischer stetig durch die Liga, ohne wirklich erfolgreichen und attraktiven Fußball zu spielen.
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