Hallo,
Mein Mann hat mich vor ziemlich genau einem Jahr betrogen, es war eine einzige Nacht, er hat es mir selbst gestanden. Wir waren zuvor 7 Jahre zusammen, 1 Jahr verheiratet.
Es folgten einige Phasen in meiner Gefühlswelt. Zuerst der Schock und das Unverständnis, das nicht glauben können und wollen, dass einem der liebste Mensch auf Erden so etwas angetan hat.
Dann die Verzweiflung und Trauer, dass es nie mehr so sein wird wie früher, dass die Beziehung nie mehr so „unbelastet“ sein wird. Die Tausend Fragen und Antworten, die nur noch mehr weh tun. Dennoch muss man es wissen (was ist passiert, was habt ihr getan, wie habt ihr es getan usw). Die Wut auf ihn, wie er so egoistisch und respektlos sein konnte.
Es folgte eine Phase der Trennung. Dann viele und noch mehr Gespräche, eine Therapie, Annäherungen, und dann doch wieder Wut, vorwürfe.
Letztendlich sind wir zusammen geblieben. Ich habe akzeptiert, dass es passiert ist, dass er es bereut. Doch verziehen habe ich es nicht, das weiß er auch. Ich kann nicht verzeihen, denn dann würde ich akzeptieren, dass es schon mal passieren kann. Betrug ist für mich in einer Beziehung aber inakzeptabel und jeder weitere Fehltritt wäre das Ende.
Unsere Beziehung ist nicht mehr dieselbe, aber sie ist wieder sehr schön. Vertraut, wir reden viel mehr, er schätzt mehr, was er an mir hat. Wir haben tausend mal über den Betrug gesprochen, ihn in seine Teile zerpflückt und jedes genau betrachtet, analysiert und diskutiert. Es gibt eigentlich nichts mehr zu reden. Die Frage nach dem warum konnte er mir nie beantworten. Er hatte nicht vor, mich zu betrügen, aber viele Dinge haben dazu geführt (Streit davor, Alkohol, Wut, Ärger, Einsamkeit, ein entsprechendes Angebot).
nun ist ein Jahr um, wir reden nicht mehr über den Betrug bzw sehr sehr selten. Er möchte auch nicht mehr weiter darüber reden, will nach vorn blicken, das Uns genießen. Wir bekommen nun ein Baby.
Aber für mich - ich denke sehr oft daran. Ich grübel noch immer viel darüber nach, es quält mich nach wie vor. Ich fühle mich noch immer „betrogen“ und hintergangen, wenn ich daran denke. Ich denke häufig daran, kann es nicht völlig hinter mir lassen. Ich habe Angst vor einer Wiederholung, beobachte ihn sehr genau mit anderen Frauen. Ich fühle mich oft wertlos und erschöpft. Ich bin nicht mehr dieselbe wie früher. Es ist wie wenn ein Stück Urvertrauen in mir damals zerbrochen wäre, das nicht mehr heilt.
und ich frage mich - bleibt es immer so? Kommt man nie völlig darüber hinweg? Bleibt dieser kleine bittere Beigeschmack für immer?
wurdet ihr auch betrogen und habt die Beziehung weitergeführt? Wie hat sich eure Gefühlswelt entwickelt mit der Zeit?