Moin, ich kann dir zwar nicht in jedem Bereich irgendwelche Zahlen nennen, aber ich versuchen mich kurz zu halten und viele Infos zu vermitteln. Am 25 April 1986, wurde beschlossen einen Sicherheitstest im vierten Block des Tschernobyl AKW durchzuführen, bei dem ein Stromausfall simuliert werden sollte. Dies wollte man machen um zu überprüfen, ob der Reaktor bei Stromausfall noch ausreichend über Dieselgeneratoren gekühlt wird. Da die Stadt Kiew (die Hauptstadt der Ukraine) zu diesem Zeitpunkt einen hohen Stromgebrauch meldete, haben die Betreiber des AKWs beschlossenen dieses auf die Hälfte der totalen Leistung zu stellen und den Versuch auf Abends zu verschieben. (Man muss auch ehrlich sagen, dass der vierte Block zu dem Zeitpunkt nicht gerade der neuste war und der Sicherheitstest öfters verschoben oder abgesagt wurde). Das Abbauprodukt Xenon, welches auf voller Leistung gut gespaltet werden konnte, hat sich in der selben Zeit, wo der Reaktor auf der Hälfte gestellt war angesammelt und den Reaktor schwer belastet bsw vergiftet. Als das Team unter der Leitung von Anatoli Stepanowitsch Djatlow (sobald ich weiß, gab es noch einen zweiten Leiter) den Reaktor auf eine bestimmte Mw (Megawatt) bringen wollte, ist die Mw auf einen sehr kleinen Wert gefallen. Grund dafür war bestimmt der Regler, der wohl defekt war. Als sie den Reaktor denn auf die 700Mw (wie zu Anfang) bringen wollten, konnten sie dies nicht tun, da der Reaktor schon stark belastet war und nicht mehr als 200Mw hervorbringen konnte. Die Leiter haben danach gegen die Vorschriften verstoßen und wollten mit diesen 200Mw den Test durchführen, was eigentlich verboten war, denn die Vorschrift besagt, dass es 700Mw für den Test sein müssen. Schlussendlich haben sie die Kühlversorgung des Reaktor abgeschaltet und die Dieselgeneratoren mussten den Rest erledigen.. zu schade, dass diese auch einen defekt hatten und nicht funktionierten. Der Reaktor wurde also nicht gekühlt und wurde immer heißer, bis Alexander Akimow (stellvertretender Leiter) seinem Arbeitskollegen befohlen hatte den Havarieschutzknopf zu drücken. Bei diesem Vorgang sollten die Kühlstäbe in den Reaktor eingefahren werden und ihn perse abschalten. Die Enden dieser Kühlstäbe waren aber aus Graphit (ein Produkt welches Wärme hervorragend leitet) und machten den Reaktor nur noch schneller instabiler. Um 1:23:45 flog der Reaktor in die Luft und zerstörte die Decke des Gebäudes. Den Brennenden Reaktor mussten die Feuerwehrmänner löschen und waren damit am 26 April um 5 Uhr morgens fertig. Dazu wurde der Nachbarblock vom 4 Reaktor abgeschaltet. Die Regierung wollte natürlich alles geheimhalten und die Leute, die in der Nähe des Tschernobyl AKWs lebten (in der Stadt Prypjat) haben sich natürlich Fragen gestellt als Feuerwehrmänner und andere Hilfskräfte ins Krankenhaus von Prypjat eingeliefert worden sind. Ein Großteil von ihnen wurde nach Moskau gebracht, weil das Krankenhaus in Prypjat nicht genug Platz für so viele Leute hatte. Die Stadt wurde in dieser Zeit einer hohen Strahlenbelastung ausgesetzt und nicht wenige Leute starben an den Folgen von ARS (Akut radioactive Syndroms). Natürlich wurde auch gemessen, wie viel Strahlung der Reaktor von sich gab, da die Geigerzähler in den AKWs keinen höheren Wert, als 3.6 Röntgen anzeigten und deswegen die Zuständigen nochmals es wissen wollten. Am 27 April wurde die Stadt Prypjat 36 Stunden nach der Explosion "endlich" evakuiert. Danach begannen die eigentlichen "Maßnahmen". Der Reaktor wurde über Helikopter mit Bor, Blei und Dolmit beworfen, um die Spaltproduktion zu unterbinden und die heiß geschmolzene Masse, die im Reaktor präsent war abzukühlen. Sie hatten die Masse aber nicht damit abgekühlt, sondern nur noch heißer gemacht. An sich war es ja erstmal kein Problem, aber unter dem Reaktor, gab es einen Raum der mit Löschwasser gefüllt war. Wäre diese heiße Masse mit dem Löschwasser in Verbindung gekommen, hätte es eine Thermische Explosion geben. Diese hätte wahrscheinlich alle restlichen Blöcke zerstört und die Ukraine, sowie die anderen Nachbarsländer zum Großteil verseucht. Nach heutigen Studien wäre dieses Wasser eh nicht mit dem Löschwasser in Verbindung gekommen, aber sie haben es im Endeffekt trotzdem abgepumpt. Am 28 April hat ein Schwedisches AKW (Forsmark) eine hohe Strahlenbelastung festgestellt, die aber nicht von ihrem AKW kam. Über Satellitenbilder hat sich denn festgestellt, dass die Strahlenbelastung irgendwo aus dem Sowjetischen Raum kam. Am 30 April wurden erstmals retuschierte Fotos vom AKW sowohl in der Sowjetunion, als auch in Deutschland über Nachrichtensender gezeigt. Der Wind hat radioaktive Elemente, wie z.B Cäsium 137 nach Deutschland getragen. Deswegen sind auch noch die Pilze in Bayern stark deswegen belastet. Mein Nachhilfelehrer in Mathe, konnte sich noch ganz genau dran erinnern, dass die H-MILCH überwiegend ausverkauft war. Das war aber auch bei Geigerzählern so. Leute hatten Angst ihre Wäsche aufzuhängen oder ihre Kinder draußen spielen zu lassen. Die Kinderspielplätze waren eh überwiegend in diesem Zeitraum deswegen geschlossen. Vom 3-4 Mai wurden die meisten Leute, die in einem Umkreis von 30 km um das Tschernobyl AKW lebten ebenso evakuiert. (Einige haben sich natürlich widersetzt und sind dort geblieben). Später als man mit den Aufräumarbeiten auf dem Dach starten wollte, hat die Regierung Bergarbeiter beauftragt ein Loch unter dem Reaktor zu graben. Dieses wurde später mit Beton ausgefüllt, weil man Angst hatte mit einer komplexeren Kühlanlage radioaktive Partikel ins Grundwasser der Ukraine zu wirbeln. Als dies Fertig war, wurden Roboter erstmals eingesetzt, um das Graphit und anderen Schutt, der durch die Explosion entstanden ist zu beseitigen. Die Batterien der Roboter sind durch die hohe Strahlenbelastung kaputt gegangen und es mussten schlussendlich Menschen eingesetzt werden. Die Menschen, die an den ganzen Aufräumarbeiten beteiligt waren, nennen wir Liquidatoren. Als die Aufräumarbeiten zu Ende waren, wurde der alte Sarkophag im November 1986 gebaut. Dieser sollte 30 Jahre halten und wurde 2016 vom neuen Sarkophag (New safe Confinement) abgelöst. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde Tschernobyl und Prypjat ausgebeutet, weil die Regierung sich nicht mehr dafür großartig interessiert hatte. Heute werden S.t.a.l.k.e.r. (illegale Tschernobyl Touristen) ins Gefängnis gesteckt, weil sie mitbekommen, wie die Wälder in der Umgebung abgeholzt werden und Metall illegal abgesägt wird. Typisch Regierung.
Ich hab jetzt natürlich nicht jedes einzelne Detail hier reingeschrieben, wie z.B der Rote Wald, der durch die hohe Strahlenbelastung abgeholzt worden ist und wieder neu gewachsen ist oder die ganzen Autos, die in der Sperrzone vergraben worden sind, um sie "so" zu entsorgen, aber ich will ja auch keinen Roman hier schreiben xD
Hab zwei Verwandte, die an den Aufräumarbeiten beteiligt waren und musste eine Projektpräsentation in der neunten halten. Deswegen freut es mich immer wieder dieses Thema neu aufzugreifen und zu sehen, ob ich noch die ganzen Fakten im Kopf habe oder nicht 😁😉
Hoffentlich konnte ich dir helfen !
LG Roman