Ich habe mich als Erwachsener beschneiden lassen. Ich habe einen medizinischen Grund zum Anlass genommen, der Grund wäre jedoch nicht zwingend für eine Beschneidung gewesen. Es war also eine bewusste Entscheidung, nachdem ich vorher drei Jahre meine Vorhaut zurückgefaltet getragen hatte und ich das Gefühl der dauerhaft freien Eichel habe ausprobieren können.
Warum? Ein beschnittener Penis ist einfach ein Penis mit einem anderen Konzept und ich wollte einen Penis mit diesem anderen Konzept. Der Unterschied liegt in der Frage: braucht ein Penis diese Hautfalte, die die Eichel bedeckt?
In unbeschnittenem Zustand liegen die sexuelle sensiblen Hautabschnitte der Eichel und der inneren Vorhaut aufeinander. Diese berühren sich dadurch eigentlich gegenseitig nur selber. Alle andere direkte Berührung ist meistens auch nicht angenehm außer in sehr feuchter, gleitfähiger Umgebung. Denn durch das ständige Übereinander-liegen bildet sich eine klebrige Feuchtigkeit, die die Haut permanent tendenziell überempfindlich macht und die gleichzeitig sehr zartes, direktes Streicheln nicht nur unangenehm sondern auch taktil quasi physisch unmöglich macht (klebrig-verschwitzte Haut kann man schlecht streicheln). Außerdem stellt diese Hautfalte auch eine Art Hauttasche dar, in der sich neben der eigenen Feuchtigkeit auch Urin- und Spermareste sammeln und gemeinsam mit abgestorbenen Hautschuppen Futter für die dort heimischen Bakterien bilden, die dieses Futter zu einem unappetitlichen Brei verarbeiten (Smegma).
Ein beschnittener Penis besitzt diese Konstruktion nicht mehr. Alle verbliebenen Teile der Haut liegen offen und bilden gemeinsam die äußere Hülle des Penis. Es bildet sich kein klebriger Feuchtigkeitsfilm mehr. Es ist keine Grundlage zur Bildung von Smegma vorhanden.
Die Haut eines beschnittenen Penis kann man jederzeit streicheln. Es ist ein angenehmes, zartes Gefühl und verursacht keine schmierigen und stinkenden Finger. Wird die Beschneidung so ausgeführt, dass auch innere Vorhaut Teil der neuen Außenhülle wird („High&tight-Beschneidung“), bleiben nahezu alle sexuell relevanten Nerven erhalten. Gelangt der Penis im erregten Zustand in gleitfähige Umgebung (Scheidensekret, Gleitmittel o.ä.), ähnelt das Gefühl der Stimulation weitgehend dem Gefühl eines unbeschnittenen Penis, es ist allenfalls ein bisschen direkter.
Das angenehme Gefühl beim trocken streicheln hat man im Alltag manchmal auch einfach so in der Hose. Aber nur, wenn man gerade auf nichts anderes achtet. Das Gehirn lernt zu sortieren. Das ist nicht zu verwechseln mit einem manchmal behaupteten Gefühlsverlust.
Natürlich muss man auch einen beschnitten Penis waschen. Aber um einen Penis mit Vorhaut gleich appetitlich zu halten, braucht es schon einen erheblich höheren Aufwand, denn man muss ja ständig etwas gegen den immer wieder entstehenden Hygiene-Notstand in der Hauttasche tun, die ein beschnittener Penis gar nicht mehr hat.
Das angenehme Gefühl im Alltag in der Hose, beim trocken Streicheln und beim direkten Stimulieren mit Gleitmittel, dazu die unvergleichlich vereinfachte Hygiene sind für mich Gesichtspunkte, warum ich sehr zufrieden mit meinem beschnittenen Penis bin.
Die genannten hygienischen Aspekte führen offenbar auch zu gesundheitlichen Vorteilen bei der Übertragung von Krankheiten sowohl für den Beschnittenen selbst als auch für Sexualpartner*innen, ersetzen natürlich trotzdem keine verantwortungsvolle Sexualhygiene.