Hallo Liselotte, als mein Kind zur Welt kam, dachte ich a) Kinder sind unbeschriebene Blätter B) die Erziehung (Formung der Persönlichkeit) liegt bei der Bezugsperson. Schon in den ersten Tagen erlebte ich, dass ein winzig kleiner Mensch mit ganz vielen Eigenarten geboren wird. Und in den nächsten 2 Jahren wurde mir dann klar, dass er auch nicht "einfach so zu formen ist, wie ich es mir wünsche". Da ich das Kind schon immer viel und intensiv beobchtet habe und versucht habe, nicht sofort auf alles zu reagieren (macht man bei einem Einzelkind sehr schnell, hab ich dann auch gelernt, dass Erziehung immer die Interaktion zwischen den Menschen meint. Wenn man denn überhaupt zulässt, dass der andere einen anderen Standpunkt hat und den stehen lassen kann, erkennt man sehr schnell, welche Auswirkung das dann auf den "Erziehenden" hat. Ein Beispiel: ich habe mich über meinen 7 J ährigen geärgert, weil sein Zimmer ein Chaos bot. Als er aus der Schule kommt, mache ich ihn deswegen an und steiger mich auch noch hinein, werde laut. Als ich dann endlich eine Pause einlegte, fragte mich mein Sohn, Mama meinst Du wirklich mich? Ja, wen dennn sonst dachte ich, mir blieb aber einfach die Spucke weg und so drehte ich mich nur um. So gewann ich auch Zeit, über seine Aussage nachzudenken und es stimmte: ich meinte gar nicht ihn, ich hatte mich über etwas ganz anderes geärgert. Und gehe normalerweise auch komplett anders mit einem unordentlichen Zimmer um, als ihn dafür anzumachen. Ich habe ihm dann erklärt, dass ich ihn nicht meinte und warum ich so ärgerlich war. Mir ist das ganz oft passiert, dass Kinder und Jugendliche mich in meinen "Erziehungs-gedanken" stoppen und ich etwas dazulerne. Würden wir alle mehr vom anderen zulassen, bräuchten wir das Wort Erziehung vielleicht nicht mehr und würden es durch ein sinnvolleres (ich hab jetzt leider keines) ersetzen.

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