Das ist Hypochondrie, 

 Hypochondrie ist eine psychische (somatoforme) Störung, bei der Betroffene die unbegründete Angst empfinden, schwer krank zu sein.

Die "Internationalen Klassifikation der Krankheit" (ICD-10) führt Hypochondrie unter den  sogenannten somatoformen bzw. psychosomatischen Störungen. Die Betroffenen erleben körperliche Symptome, ohne dass hierfür organische Ursachen nachzuweisen sind.

Das amerikanische Klassifikationssystem (DSM-5)vermeidet aus Stigmagründen das Wort Hypochondrie und hat 2 Störungsdefinitionen für diesen Symptombereich:

Hypochondrie als Somatische Belastungsstörung (Somatic Symptom Disorder): Der Patient berichtet von belastenden oder beeinträchtigenden körperlichen Symptomen.Hypochondrie als Krankheitsangststörung (Illness Anxiety Disorder): Hier steht die Angst vor der Krankheit und die Verhaltensebene im Vordergrund. Patienten klagen nicht über körperliche Beschwerden.

Diese zwei Diagnosen verdeutlichen, dass bei Hypochondrie zwei unterschiedliche und voneinander unabhängige Symptombilder vorliegen können.

Was ist Hypochondrie?

Hypochondrie gehört zu den sogenannten somatoformen Störungen, das bedeutet, dass sich die körperlichen Beschwerden des Betroffenen nicht auf eine organische Erkrankung zurückführen lassen.  Hypochondrie ist außerdem eine ernst zu nehmende psychische Störung.

Typischen Symptome:

Angst, an einer bösen Krankheit zu leiden, ohne dass eine bestätigende Diagnose von Seiten des Arztes vorliegtDas Leben wird permanent von dem Gedanken bestimmt, etwas könnte mit dem Körper nicht stimmen.Körperliche Signale werden fehlinterpretiert. Sie sind davon überzeugt, eine schwere vielleicht sogar tödliche oder zumindest eine schmerzauslösende Krankheit zu haben.Die Gedanken kreisen immer nur um die Themen Gesundheit bzw. Krankheit.Patienten mit Hypochondrie beobachten ihren Körper exzessiv, achten extrem auf Veränderungen und tendieren dazu, kleinste und irrelevante Abweichungen als Signal für eine schlimme Krankheit zu interpretieren. So kann zum Beispiel eine kleine Hautabschürfung als ein erstes Anzeichen von Hautkrebs gehalten werden.

 Selbstkontrollen („Checking Behavoiur“): Die eigenen Körperfunktionen und Symptome werden ständig überprüft.

Ein Erklärungsmodell

Die Frage, die immer wieder interessiert, ist folgende: Wie kann eine psychische Belastung zu körperlichen Beschwerden führen?

Stress aktiviert das vegetative Nervensystem. Der Körper setzt Stresshormone (wie Adrenalin, Noradrenalin) frei, die ihrerseits körperliche Symptome auslösen: Anstieg von Puls und Blutdruck, Muskelanspannung etc.  Nun kommt die Selbstbeobachtung und die verstärkte Wahrnehmung von Körpersignalen ins Spiel. Es entwickelt sich eine Art Teufelskreis:

Ängstliche Personen reagieren auf seelischen Stress allgemein mit einer erhöhten Selbstbeobachtung --> Die Aufmerksamkeit wird auf Signale des Körpers gelenkt. --> Dabei werden auf einmal normale, leichte Veränderungen im Körper wahrgenommen, die vorher gar nicht bemerkt wurden. --> Diese ganz natürlichen Signale aus dem Körper werden negativ interpretiert. Gedanken wie "Dies ist das erste Zeichen einer schweren Krankheit" treten auf. --> Die Gedanken führen unweigerlich zu einer Verstärkung der Aufmerksamkeit. Auch andere Veränderungen werden plötzlich bemerkt und als Bestätigung einer bevorstehenden Krankheit gesehen.

Bleibt dieser Zustand über eine längere Zeit hinweg bestehen, so kann es zu einem Lernprozess kommen, wobei am Ende körperliche Signale gar nicht mehr nötig sind, um die Angst vor einer Krankheit auszulösen. Alleine die negativen Gedanken genügen, um körperliche Symptome hervorzurufen.

Hypochondrie – eine ernstzunehmende psychische Störung

Wir alle haben wohl schon einmal den Begriff "Hypochonder" benutzt, um eine Person zu beschreiben, die unserer Ansicht nach wehleidig ist und mit ihren ständigen Krankheitsängsten nur Aufmerksamkeit bekommen will. Tatsächlich an Hypochondrie Leidenden wird das jedoch nicht gerecht. Sie sind sich ihres übertriebenen und irrationalen Verhaltens oft sehr bewusst, können es jedoch nicht kontrollieren. Bei vielen stößt dieser Zustand auf Unverständnis und führt nicht selten dazu, dass Betroffene von ihren Angehörigen und Freunden im Stich gelassen werden.

Obwohl es nach wie vor noch keine gültige Erklärung für die Entstehung der Störung gibt, kann man nicht davon ausgehen, dass sich die Personen ihre Symptome nur einbilden. Ganz im Gegenteil: Menschen mit Hypochondrie haben tatsächlich die Symptome und Schmerzen, die sie beschreiben.

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