"Acceptasne electionem de te canonice factam in Summum Pontificem?" fragt der Kardinaldekan nach erfolgter Wahl den anwesenden gewählten Kardinal (theoretisch ist jeder männliche Katholik wählbar - im Prinzip werden aber fast immer wahlberechtigte [vor der Vollendung des 80. Lebensjahres] Kardinäle gewählt). Wenn er nun diese Frage bejaht, ist er per sofort der neue Bischof von Rom (Papst). Wenn er verneint, müssen die Wahlgänge fortgesetzt werden.
Diese Frage ist eine gute Frage. Laut der Religionsgemeinschaft stützt sich dieses Gebot auf die Worte des Lukas, welcher in Apostelgeschichte 15, 28-29 sagt: "Denn der Heilige Geist und wir haben beschlossen, euch keine weitere Last aufzuerlegen als diese notwendigen Dinge: Götzenopferfleisch, Blut, Ersticktes und Unzucht zu meiden. Wenn ihr euch davor hütet, handelt ihr richtig. Lebt wohl! (EÜ)".
Auch andere Religionen und Konfessionen haben sich mit diesem biblischen Gebot beschäftigt. Nun gibt es im alten wie im neuen Testament Gebote, welche von Dauer sind, also in jeder Zeit zu gelten haben. Jesu Bergpredigt im Neuen Testament und die Zehn Gebote des Mose im Alten Testament um nur zwei davon zu nennen. Manches galt allerdings nur unter ganz bestimmten Bedingungen. So wurden Mose im Nachgang der Zehn Gebote auch über 600 weitere Gesetze offenbart, welche mit dem Ende des alten Bundes Gottes mit den Israeliten ihre Gültigkeit verloren. So wird heutzutage hoffentlich niemand mehr auf die Idee kommen, nur ganz und gar bibeltreu zu leben, wenn er seinen Mitbruder "ausmerzt" falls dieser seine Opfergaben nicht ordnungsgemäß darbringt (vgl. Levitikus 17,8-9 EÜ). Diese Gebote, welche von universellen Gesetzen zu unterscheiden sind, galten nur unter bestimmten Bedingungen in einer bestimmten Zeit.
Wenn man bemüht ist einen Kontext herzustellen und nicht nur die betreffenden Abschnitte ließt, ist die Lösung schon nicht mehr fern. Etwas weiter vorn in besagten Kapitel der Apostelgeschichte stellt der heilige Jakobus diesen auch her. Jakobus spricht dort von der Erfüllung einer biblischen Prophezeiung die sich darauf Bezog, dass zu dieser Zeit auch die Heiden (aus jüdischer Sicht alle anderen Völker der bekannten Welt) bekehrt werden würden. Da diese Heiden jedoch andere Gebräuche und Sitten hatten kam es unter den ersten Christen zu gewissen Reibungen. Auch die hebräischen Christen hatten vorher ihre Riten und Gesetze, welche vorwiegend aus dem mosaischen Bund stammten. Die Erweiterung der ersten Christenversammlungen in Jerusalem, Antiochia und andernorts stellte das ehemalige Volk Gottes vor einige Herausforderungen. Hier empfehle ich das 15. Kapitel der Apostelgeschichte als Ganzes zu lesen. In 15,19-21 ließt man die Auflösung des Jakobus: "Darum (wegen der möglichen Reibungen zwischen hebräischen Christen und Heidenchristen [vgl. Apostelgeschichte 15, 14-18]) halte ich es für richtig, den Heiden, die sich zu Gott bekehren, keine Lasten aufzubürden; man weise sie nur an, Verunreinigungen durch Götzen(opferfleisch) und Unzucht zu meiden und weder Ersticktes noch Blut zu essen. Denn Mose (Bezugnahme auf den Bund des Mose und seine Gesetze, an die sich die hebräischen Christen gewöhnt haben und welche den Heiden fremd erschienen) hat seit ältesten Zeiten in jeder Stadt seine Verkündiger, da er in den Synagogen an jedem Sabbat verlesen wird."
Das Gebot kein Blut zu essen - an Transfusion dachte damals sicher niemand - bezog sich also auf ein temporäres Problem. Man wollte es den hebräischen Christen, die kurz zuvor noch Juden des alten Bundes Gottes mit Mose waren, erleichtern mit den Heidenchristen zusammenzuwachsen. Da es dieses spezielle Problem heutzutage nicht mehr gibt, wird die Befolgung dieses Gebots freilich obsolet, also überflüssig.
Um es mit den Worten des Apostels Paulus zu sagen: "Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte; wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts. ... Die Liebe hört niemals auf. Prophetisches Reden hat ein Ende, Zungenreden verstummt, Erkenntnis vergeht." (I.Korinther 13, 1-2 & 8 EÜ)
Erkenntnis kann vergehen, die Liebe Gottes, welche uns Jesus Christus nahegelegt hat, bleibt ewig. Würde diese Liebe von uns fordern ein zeitlich begrenztes und auf die speziellen Gegebenheiten der ersten Christengemeinden angepasstes Verbot zu befolgen, und somit unser eigenes Leben oder das unserer Partner oder Kinder zu gefährden? Das Leben ist heilig, da es von Gott stammt. Es so leichtfertig zu gefährden kann nicht im Sinne Gottes sein.
Etwas spät, jedoch - wie ich hoffe - immer noch hilfreich.
Die engagierten Antworten aktiver Zeugen hier, folgen dem Duktus der Organisation, umschreiben jedoch lediglich einen simplen Fakt: Das Gremium der Leitenden Körperschaft (Governing Body) führt die Zeugen Jehovas weltweit. Die Leitende Körperschaft rekrutiert sich aus Mitgliedern einer Klasse von Zeugen Jehovas, welche von sich annehmen einmal im Himmel mit Gott zu herrschen (144.000). Alle anderen aktiven Zeugen von Jehovas Reich sollen nach dem Ende dieses Systems (menschliche von Satan beeinflusste Welt) auf Erden friedlich in einem Paradies leben (alle anderen Menschen, ob gut oder böse werden in der Schlacht von (H)Armaged(d)on vernichtet.
Die Leitende Körperschaft bestimmt sämtliche Lehrinhalte der Organisation und führt auch die Aufsicht über all die diversen Firmen der religösen Gemeinschaft.
Da auch der römische Papst von sich behauptet bei allen Lehrmeinungen und Änderungen - bei allem Handeln - unter Gebet und biblischer Leitung - von Gott inspiriert zu sein, ist die Leitende Körperschaft, was ihren Führungsanspruch und ihre Methodik angeht, absolut mit dem Papst gleichzusetzen. Sie haben sozusagen den direkten Draht. Ratgeber und "Experten" nutzen beide Institutionen.
Zur Zeit zählt die LK 8 Mitglieder: Gerrit Lösch (seit 1994), Samuel F. Herd (1999), Mark Stephen Lett (1999), David H. Splane (1999), Geoffrey Jackson (2005), Anthony Morris III (2005), Mark Sanderson (2012) und Kenneth Cook (2018). Sie ist in 6 Komitees unterteilt: Koordinatorenkomitee (Leitung, Rechtliches), Personalkomitee (Angestellte in Zweigbüros), Verlagskomitee (Verlagswesen, Bau), Dienstkomitee (weltweite Mission) , Lehrkomitee (Lehrinhalte in den Veröffentlichungen), Schreibkomitee (mündliche Lehrinhalte). Jedes Mitglied gehört mindestens zwei dieser Komitees an und jeweils gibt es einen Vorsitzenden. Das sogenannte "Koordinatorenkomitee" ist das "machtvollste" der sechs Komitees. Wie in jeder Versammlung der Zeugen Jehovas (Gemeinden) gibt es in der Leitenden Körperschaft einen "Vorsitzenden" welcher seit einigen Jahren nicht mehr "Vorsitzführender Aufseher" genannt wird, sondern Koordinator. Koordinator (Vorsitzender) der LK ist das dienstälteste Mitglied, der Österreicher Gerrit Lösch. Der nominelle Vorsitz einer jeden Sitzung rotiert jede Woche.
Die Präsidenten der einzelnen Firmen (z.B. Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania) rekrutierten sich früher ebenfalls aus Mitgliedern der LK. Heute hat man dies unterbrochen, vielleicht um eben den Eindruck einer zu straff und authoritär geführten Gemeinschaft zu unterbinden. Die eigentliche Macht einer Religion – sei es auch eine religiöse Sondergemeinschaft – ist dort zu finden, wo die Lehrmeinung gemacht/gefunden wird. Zudem zeigen bereits die verschiedenen Komitees, dass in der Leitenden Körperschaft auch die “weltliche Macht” von Jehovas Zeugen zu finden ist.
Ich hoffe darum, dass diese Antwort dem Fragesteller, sowie anderen welche sich über die obersten Führungsstrikturen von Jehovas Zeugen erkundigen möchten, eine ausreichende Aufklärung bietet.