Hallo,
die Frage ist zwar schon etwas älter, aber ich möchte doch noch antworten.
Ich bin diesem Land erst 1990 beigetreten. In der DDR gab es keine Intelligenztests. Deshalb hatte ich mich eigentlich schon vor 1990 für dieses Thema interessiert und mir 1990 gleich Bücher mit IQ-Tests gekauft. Allerdings hatte ich relativ schnell den Eindruck, daß der Erfolg eben doch sehr stark von der Erfahrung abhängt. So hatte ich mich z.B. nie für Autos interessiert und das hat mich bei einer Aufgabe etwas alt aussehen lassen. Ich hatte eigentlich auch immer boshaft gedacht, daß dabei wahrscheinlich heraus kommen wird, daß Psychologen die intelligenteste Spezies sind. Ich meine damit die Berufsgruppe, die solche Tests erstellt. Mir ist auch nicht klar, wie sich jemand Aufgaben ausdenken kann, die einen höheren IQ voraussetzen als seinen eigenen.
Ich hatte nie Prüfungsangst, habe aber z.B. bei DDR-Mathematik-Olympiaden wie mit einem Brett vor dem Kopf vor den Aufgaben gesessen. Genau wie beim Mensa-Intelligenztest mußten die Aufgabenblätter immer wieder abgegeben werden und wurden die Lösungen natürlich nicht auf den Aufgabenblättern notiert. Ich kam da nie über einen zweiten und einen dritten Platz bei den Kreis-Mathematik-Olympiaden hinaus. Bei einem sogenannten Spezialistenlager konnte ich mich dann vergleichen. Die letzte Gewinnerin dieser Kreisolympiade konnte mir bei aller Bescheidenheit nicht das Wasser reichen. Während meines Studiums hatte man mich zum sogenannten zentralen DDR-Mathematik-Wettbewerb der Studenten der ingenieurtechnischen Fachrichtungen geschickt. Das Ergebnis war ähnlich und selbst dort durften wir die Aufgabenblätter nicht mitnehmen. Mir wurde zuvor schon gesagt, daß die Gewinner meistens die Studenten der Hochschule wären, die diesen Wettbewerb jeweils veranstaltet hatte. Ich weiß nicht, ob das wirklich so war. Aber das stellt dann natürlich schon die Vergleichbarkeit der Leistungen in Frage.
Ich kann mich erinnern, daß ich mir das Lesen vor meiner Einschulung an einem Nachmittag schon fast selbst beigebracht hatte. Ich muß noch relativ klein gewesen sein. Ich saß auf einer Fußbank, während meine Mutter daneben gebügelt hatte. Ich hatte meine Mutter nur noch gefragt, wie man die einzelnen Buchstaben ausspricht. Mein Bruder ist heute Mathematiker. Er hatte schon vor der Einschulung dreistellige Zahlen addieren können, obwohl er gar nicht so recht erklären konnte, wie er das macht. Wirklich gefördert wurden wir nie. Erfahrungen, wie sie in den letzten Jahren über sehr schlechte schulische Leistungen hochbegabter Kinder zu lesen sind, haben wir nicht gemacht. Vielleicht sind wir in diesem Zusammenhang auch nicht wirklich hochbegabt. Ich kann aber bestätigen, daß es schon schwierig ist, sich in der Schule zu konzentrieren, wenn das allgemeine Tempo eigentlich zu langsam ist. Mir ist nur nicht so ganz klar, wie eine solch extreme Hochbegabung unbemerkt bleiben kann. In unserem Fall gab es ja ganz eindeutige Anzeichen.
Irgendwann habe ich dann doch den Mensa-IQ-Test gemacht. Allerdings gab es damals gerade nicht mehr die CDs zur Vorbereitung. Nach der Aussage eines Mensa-Testleiters kann man das Ergebnis durch Üben um bis zu 10 Punkte verbessern. Er hatte auch gemeint, daß die meisten Mitglieder einen IQ knapp über 130 hätten. Ich habe diesen Test bestanden. Aber ich hatte bei den Fragen teilweise das Gefühl, daß ich wissen müßte, welche Antwort man denn nun hören möchte. Man kann wohl Assoziationen ganz unterschiedlicher Art herstellen. Das Frustrierenste war damals allerdings für mich, daß ich nicht das Gefühl hatte, daß der Schwierigkeitsgrad zunahm, sondern das die Aufgaben für mich von einem bestimmten Punkt an nicht lösbar waren. Zum Schluß gab es eine Aufgabe zum Kurzzeitgedächtnis, bei der ich sehr gut war. Eine psychische Blockade kann es also nicht gewesen sein. Angeblich sind ja die verschiedenen Arten der Intelligenz unterschiedlich stark ausgeprägt. Ich hatte dann aber ein Blatt vor mir liegen, auf dem in den Gruppen, in denen ich den Eindruck hatte, daß die Aufgaben nicht mehr lösbar waren, jeweils so ziemlich gleich viele Antworten angekreuzt waren. Wahrscheinlich hätte ich auch in den Gebieten, die mir liegen, noch mehr Punkte sammeln können, wenn es mehr Aufgaben gegeben hätte. Ich bin Informatiker und weiß aus anderen Tests, daß ich sehr hoch entwickelte analytische Fähigkeiten habe. Aufgrund der Anforderungen, die dieser Beruf an die ständige Weiterbildung stellt und aufgrund der hohen Arbeitszeiten hat aber sicher meine Allgemeinbildung gelitten. Intelligenz und Allgemeinbildung sind ja zweierlei. Insofern ist es vielleicht logisch, wenn Abiturienten dabei sehr gut abschneiden.
Ich bin mir nach all dem nicht sicher, ob man die unterschiedlichen Arten von Intelligenz überhaupt so vergleichen kann. Ich tendiere außerdem zu der Meinung, daß man Intelligenz so richtig nur im Unterricht vergleichen kann, wenn man sieht, wie schnell jemand den vermittelten neuen(!!!!) Unterrichtsstoff