Hallo!
Offenbar beschäftigt dich die Frage, ob du schwul bist schon eine ganze Zeit lang, ich habe eben gesehen, dass du schon im Dezember die ersten Fragen dazu bei gf gestellt hast.
Zuerst mal finde ich es gut und wichtig, dass du dir im Klaren darüber bist, dass du schwul bist, denn es würde dich immer unglücklich machen, das dein Leben lang zu unterdrücken. Es ist auch wirklich nichts schlimmes daran, dass du schwul bist. Das Problem, das du beschreibst, ist ja auch gar nicht, dass du schwul bist, sondern wie deine Familie darauf reagiert. Diese totale Ablehnung (und Entsetzen darüber) findet man leider in vielen Familien, nicht nur in muslimischen, sondern auch in christlichen (und etwas selterner auch in nicht-religiösen).
Du hast jetzt und in den nächsten Jahren die schwierige Aufgabe vor dir, einen guten Kompromiss zu finden zwischen den Gefühlen deiner Familie, die du nicht verletzen möchtest, deiner eigenen religiösen Überzeugung und deinen eigenen Gefühlen, die du nicht unterdrücken solltest.
Da du wahrscheinlich im Moment, mit 16 Jahren, noch sehr abhängig von deiner Familie bist, solltest du nichts überstürzen. Einfach von jetzt auf gleich zu Hause ausziehen und dich von deiner Familie trennen macht wahrscheinlich mehr Probleme, als es löst. Was du aber tun kannst, ist, dich zu informieren und dir darüber klar werden, was dir wichtig ist.
Wenn du durch einen tiefen Glauben mit deiner Religion verbunden bist, dann verbietet dir DEINE religiöse Überzeugung, eine schwule Beziehung mit einem Mann einzugehen. Wenn du dich aber nicht SELBER aus DEINER Überzeugung heraus an die Gebote und Vorschriften des Koran gebunden fühlst, sondern das nur unter dem Druck deiner Familie (oder anderer Menschen in deiner Umgebung) machst, dann musst du dir überlegen, ob du dich dein Leben lang von einer Religion maßregeln lassen willst, an die du nicht wirklich glaubst.
Bitte verstehe mich nicht falsch: Ich will dich nicht von deinem Glauben abbringen, ich will dich nur ermutigen, ihn zu hinterfragen und für dich selber heraus zu finden, ob sich deine Gefühle mit deinem Glauben vereinbaren lassen. Falls du zu dem Schluss kommst, dass nicht dein Schwulsein falsch ist, sondern deine Religion, musst du dir in Ruhe überlegen, wie du - wenn du selbständig bist - den Ausstieg schaffst, am besten ohne deine Familie zu verlieren.
Wenn du aber feststellst, dass dein Glaube und die Anerkennung in deiner Famile und deinem sonstigen Umfeld, dir wichtiger ist, dann wirst du wohl deine sexuellen Gefühle unterdrücken müssen. Das wäre schade, aber damit würdest du nichts anderes machen, als zig-tausend andere schwule Männer und lesbische Frauen, die ihre Gefühle unterdrücken um nicht gegen die Normen ihrer "Kultur" zu verstoßen.