Hi. Ich bin momentan extrem unzufrieden mit meinem Leben. Und mit mir. Man könnte es durchaus darauf schieben, dass ich ein Teenager bin. Es fühlt sich momentan so an, als hätte ich keine Glückshormone mehr. Ich bin schon seit einem guten Jahr komisch drauf, aber seit einigen Monaten ist es erst wirklich extrem. Es gab Tage, da habe ich nur noch geweint, war zu nichts mehr in der Lage. Ich hatte eine Woche lang extreme Heulkrämpfe.
Ich falle in eine Art Selbsthass, wenn das nicht schon bereits der Fall ist. Ich akzeptiere jeden Menschen, versuche immer aus der Sicht des anderen zu sehen. Ihn zu verstehen. Ich akzeptiere Fehler bei ihnen, dass sie nicht perfekt sind. Aber ich erwarte mehr von mir. Ich habe so hohe Anforderungen an mich selbst, möchte möglichst jedem gefallen. Aber ich schaffe es nicht. Ich bin so unfassbar unzufrieden mit mir. Jeder in unserer Familie ist musikalisch. Jeder kann mindestens ein Instrument perfekt zu jedem Lied spielen. Außer ich. Ich wollte Geige lernen. Habe sogar zwei zu Hause liegen. Wenn ich sie ansehe bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Ich werde es nie so können wie ich es will, also lasse ich es. Ich habe eine tolle Spiegelreflexkamera. Ich mag es draußen zu sein und Bilder zu machen. Jetzt hat eine Freundin, die bereits seit Jahren einem Youtube-Kanal folgt, der sich damit beschäftigt, auch eine Kamera gekauft. Wie ich sie gesehen habe, mit ihrer Motivation und ihrem Fachwissen, habe ich mir sofort gedacht, dass ich überhaupt keine Lust mehr habe, selbst zu fotografieren. Sie hat es verdient. Ich nicht. Ich werde sowieso immer schlechter sein als sie.
Ich habe meiner Mutter einmal gesagt, dass es mir Leid tut, dass sie mich als Kind hat. Sie hat gesagt ich soll aufhören. Dass ich ihr nur ein schlechtes Gewissen machen will. Dabei habe ich es so gemeint. Ich hasst mich selbst für meine Dummheit. Ich bin für nichts gut. Ich weiß, dass man sich nicht mit solchen Menschen wie mir abgeben soll, weil es einen nur selbst runter zieht, deswegen gehe ich allen aus dem Weg. Auch meiner Familie.
Es gibt aber durchaus Momente in denen ich denke: "Hey, du kannst froh sein, zu sein wie du bist. Du magst Individualität und schwimmst auch nicht im Strom. Du bist doch Glücklich mit dir." In diesem Moment denke ich immer Stop! Du wirkst selbstverliebt. Du wirst eitel. Hör auf damit.
Immer wenn ich dann weine, denke ich mir: Wieso weinst du? Du hast so eine tolle Familie, so ein tolles Leben, und du heulst. Ich habe eine Freundin, die ihre Mutter verloren hat. Sie darf weinen. Sie hat das Recht dazu. Welches Recht hast du schon, mit deinem perfekten Leben? Du dummes Mädchen heulst erst mal rum. Und jedes mal wenn ich weine, werde ich noch trauriger, hasse mich noch mehr. Ein Teufelskreis.
Meine Denkweise macht überhaupt keinen Sinn, so wie sie momentan ist, ich weiß. Wie soll ich da auch glücklich werden? "Selbstliebe" lernen, ist denke ich die Lösung. Aber ich empfinde nicht einmal Liebe für Mitmenschen.