Es ist jetzt fast ein Jahr her, dass ich (17) mich an meinem Arm geritzt habe. Und nein, ich bin/war nicht psychisch krank, es war einfach die Pubertät. Ich kenne mehrere Leute, die sich geritzt haben, als sie in der Pubertät waren und ja, ich möchte über dieses ,,Du bist ja psychisch krank!" nichts hören. Ja, wie soll ich sagen? Der ganze scheiß mit dem Ritzen hat mein komplettes Leben verändert und genau das wird sich nie wieder ändern, das ist mir bewusst (es gibt nichts mehr, worüber ich mich schäme und ärgere, dass es mir damals nicht bewusst war, denn dann hätte ich es nie, nie, nie getan)! Und damit komme ich nicht klar, ist ja logisch. Und ich frage mich immer wieder, ob es nicht doch besser wäre, einmal mit einem Psychologen zu reden. Aber Leute, die mit Psychologen reden, sind doch, naja ,,gestört" im Kopf und das bin ich nicht. Es fällt mir richtig schwer das jetzt zu schreiben, aber das Thema Ritzen wird immer und ewig ein Thema in meinem Leben bleiben. Meine Wunden sind schon komplett verheilt, aber es sind natürlich Narben geblieben. Ich habe mich nie tief geritzt, das habe ich mich nie getraut. Und es ist auch nicht so, dass man meine Narben doll sieht, aber man sieht sie. Ich kenne ein Mädchen (23), die hat auf beiden Armen sehr krasse, unübersichtliche (verheilte) Narben!! Das sind Narben, die übersieht man einfach nicht und jedes Mal, wenn sie ein T-Shirt an hat, und man ihre Arme sehen kann, sieht jeder hin. Aber es ist ihr egal, und das bewundere ich wirklich sehr an ihr. Bestimmt sagt ihr jetzt, ich solle mal mit ihr reden, wie sie damit klar kommt, aber dafür kenne ich sie nicht genug. Und wahrscheinlich wissen ihre Eltern davon und sie kann auch vor ihren Verwandten mit T-Shirt rumlaufen. Aus meiner Verwandtschaft weiß es niemand. Ihr sagt jetzt bestimmt, dass ich es unbedingt meinen Eltern erzählen soll, aber ich kann das nicht. Das würde ihnen das Herz brechen (mir auch.) und ich kann damit nicht Leben, wenn sie es wissen würden, weil sie mich dann jeden Tag mit anderen Augen ansehen würden. Alles, nur das nicht. Lieber würde ich sterben. Wobei ich sagen muss, dass meine Mutter es sich denken kann, da sie mich schon mal drauf angesprochen hat und ich sagte es sei die Katze gewesen. Und dann war es auch nie wieder Thema. Ich glaube, dass sie die Wahrheit weiß und ich frage mich immer, was sie denkt, denn eine Mama macht sich immer Sorgen um ihre Kinder. Wisst ihr was mein Problem ist? Der Gedanke, dass meine Mama, die ich über alles liebe, es ahnt und bestimmt jeden Tag daran denkt, wenn sie mich sieht. Nie wieder kann ich im T-Shirt rumlaufen, nie wieder wird meine Mama das vergessen, nie wieder kann ich es rückgängig machen, nie wieder wird es so sein wie früher, nie wieder werde ich wieder richtig glücklich, weil diese Narben und diese Erinnerung so gut wie jeden Tag durch meine Gedanken schwirren. Bitte sagt mir, was ich tun soll.