Ich schreibe Dir mal ein paar grundlegende Dinge. Die kannst Du versuchen, an einem oder zwei Beispielen "durch zu buchstabieren". Geht leider nur sehr kurz zusammengefasst, also musst Du vielleicht etwas nachdenken, was gemeint ist.
Kriege funktionieren immer genauso: Man braucht a) ein Feindbild, b) eine (angebliche) böse Tat des "Feindes" als Anlass und c) die Abwertung der zum Feind Erklärten zu Nicht-Menschen ("Tiere", "Insekten","Untermenschen",...), um sie töten zu können.
Hinter so gut wie jedem Krieg stehen wirtschaftliche Interessen. In der Regel die von wenigen. Wenn du wissen willst, wer Konflikte schürt und Kriege treibt, frag dich wer profitiert.
Religionen per se führen nicht Kriege. Sie schaffen Zugehörigkeitsgefühle, Kontaktpunkte und Netzwerke.
Diese kann man allerdings nutzen, um ein "Innen" ("wir") und "Außen" ("die") zu schaffen, das die Grundlage dafür ist, kulturelle Unterschiede auf zu bauschen und Feindbilder zu erschaffen. Dass dieselbe Religion auch andere kulturelle Ausprägungen haben kann und die Gemeinsamkeiten weitaus überwiegen, wird, sobald Feindbilder etabliert sind, irgendwann nicht mehr bemerkt.
Oft geschieht die schwarz-weiß-Malerei ("wir"/"die") durch fundamentalistische Strömungen. Je unsicherer jemand in seiner Identität ist, desto leichter wird er für radikale Positionen rekrutiert, die "künstlich" Identität stiften.
"Religiöse Gefühle" können sehr stark sein, sind tief verankert - und können verletzt werden. Bekommt man diese verletzte (!) Identität zu fassen, hat man ein sehr starkes Mittel, um Menschen zu benutzen, zu manipulieren und dazu zu bringen, ihr Leben ein zu setzen.
Nationalismus (und auch andere Formen des Gruppen-Egoismus) hat selbst religions-ähnliche Züge. Häufig werden nationale Identitäten dann zusätzlich mit einer Religionszugehörigkeit "überkleistert": Die nationalistischen Gefühle werden mit religiösen Behauptungen vermischt und nationale Egoismen religiös gerechtfertigt.
Wenn religiöse Gruppen im selben (!) Kulturraum unterschiedlich starken wirtschaftlichen Erfolg entwickeln, liegt das meist daran, dass eine Religionsgruppe traditionell verankerte Hindernisse abbaut, andere Kontakte pflegt und besser organisiert ist. Das weckt oft Neid - obwohl es im unterschiedlichen Verhalten begründet ist.
Sog. "Religionskonflikte" gibt es rund um den Erdball. In aller Regel sind es jedoch nicht Unterschiede der Religionen, die Kriege auslösen, sondern die Grenzen religiöser Gruppen stimmen mit Volks-, Stammes- oder Clan-Grenzen überein. Die ihrerseits wirtschaftliche Interessen verfolgen und / oder Einfluss-Sphären abstecken oder aufrecht erhalten wollen.
So etwa im Nordirland-Konflikt: Protestanten waren Engländer und somit Einwanderer, Katholiken waren Iren. Da "die Engländer" wirtschaftlich (aufs Ganze gesehen) besser gestellt waren, blieben sie "den Iren" gegenüber die Eroberer, die das Land kontrollierten. Gesprochen wurde von "Katholiken" gegen "Protestanten", doch es ging in keiner Weise um Religion, es ging um handfeste, wirtschaftliche Nachteile oder Vorteile.
Schau nach Afrika, schau nach Asien, schau irgendwo in den Konflikten in Europa nach: Es geht nie um religiöse Fragen. Immer um Geld und Einfluss.
Selbst die Religionskriege der Reformationszeit, deren Konflikt scheinbar aus genuin religiösen Motiven entstanden war, konnten nur geführt werden, weil ein Teil der Fürsten sich einen (machtpolitischen und wirtschaftlichen) Vorteil davon versprach, sich von Rom los zu sagen. Und selbst noch bei Luthers Aufbegehren gegen den Ablasshandel zugunsten des Baus des Petersdoms ging es um Geld - um Missbrauch religiöser Macht für wirtschaftliche Zwecke.