Ich habe selbst ein schwer körperlich und geistig behindertes Geschwisterkind und weiß, wie kompliziert die Urlaubsgestaltung mit einem behinderten Kind werden kann. Wir haben schon lange nach einer Möglichkeit gesucht, entspannter gemeinsam Urlaub zu machen, gefunden haben wir allerdings meist nur Urlaubsangebote, bei denen die Kinder bis zu 3 Stunden am Tag betreut werden (aber eher abgestellt, als wirklich betreut), Freizeitangebote bei denen die ganze Familie etwas MIT Kind unternimmt (dazu braucht man nicht wirklich spezielle Angebote), oder Einrichtungen, in denen gar keine Betreuung angeboten wird, sondern nur behindertenfreundliche Zimmer/Spielplatz/...
Gerade für Familien mit schwer behinderten Kindern ist es jedoch äußerst wichtig Zeit ohne das behinderte Kind zu haben, denn im Alltag steht dieses meist völlig im Mittelpunkt. Gerade die Geschwisterkinder kommen so schnell zu kurz. All die Dinge, die in normalen Familien in der Freizeit gemacht werden können, sind für Familien mit behinderten Kindern unmöglich. Museumsbesuche, Wanderungen, Städte erkunden: all das gestaltet sich mit einem behinderten Kind als äußerst schwierig. Zudem kommt noch, dass viele behinderte Kinder keine Minute aus den Augen gelassen werden dürfen und dauernd Beschäftigung brauchen.
Daher kann ich nur sagen, dass es für uns besonders wichtig wäre, im Urlaub ein vielfältiges und variables Betreuungsangebot zur Verfügung zu haben. Wir müssen sicher sein können, dass die Kinder physisch (man passt auf, dass sie sich nicht verletzen), pflegerisch (sie werden stets gut versorgt: Essen, Trinken, Windel wechseln, gründliches Waschen wenn nötig), aber auch emotional (ein liebevoller, herzlicher Umgang ist besonders wichtig) gut betreut werden. Man kann als Familie schlecht abschalten, wenn man befürchtet, dem Kind geht es nicht gut. Es soll sich nicht abgestellt fühlen, sondern das Gefühl haben selbst viel zu unternehmen, angenommen zu sein und dazu zu gehören.
Dabei ist es gar nicht so schwierig, eine für behinderte ansprechende und unterhaltsame Betreuung zu organisieren. Auf den Spielplatz gehen, gemeinsames Singen oder Kreisspiele, Vorlesen, Turnen in der Gruppe reichen schon aus. Selbst wenn das Kind nicht alle Aktivitäten voll mitmachen kann, für viele ist dabei sein alles. Die Gruppendynamik ist wichtig.
Und die Familie hat die Möglichkeit, beruhigt auch einmal einen längeren Ausflug zu unternehmen und besser zusammen zu wachsen, um dann dem Alltag mit einem behinderten Kind wieder voll gewachsen zu sein.
FAZIT: Die ideale Lösung wäre eine offene Betreuung, bei der die Familie entscheiden kann wann und wie lange sie ihr Kind abgibt. In dieser Betreuung sollten die Kinder viel Ansprache haben, was gar nicht so aufwändig ist. So gestaltet sich der Urlaub für das behinderte Kind und die anderen Familienmitglieder als erholsam. Leider gibt es so ein Angebot jedoch noch nicht. Wir wären begeistert, würde ein solches Konzept entwickelt werden.