Es ist doch eigentlich ein Pulver?

Ja, in vermutlich allen illegalen Erscheinungsformen - dabei wird vor allem zwischen "braunem" oder "weißem" Heroin unterschieden:

Braunes Heroin ("Schore", "Sugar", "Gift", "H", u.a.), auch "Heroin No. 3" genannt, hat in der Regel einen niedrigen oder sehr niedrigen Reinheitsgrad (in Europa ja nach Land 3 - 41%, in Deutschland meist 3 - 25% DAM-Gehalt; also Diacetylmorphin/Diamorphin, abgekürzt "DAM" - der eigentliche Wirkstoff von Heroin) und der Rest sind Streckstoffe - unter ihnen z.T. sogar gefährliche oder lebensgefährliche Substanzen. Dagegen hat weißes Heroin oft einen hohen oder sehr hohen Reinheitsgrad und eine entsprechend geringere Prozentzahl an Streckstoffen.

Weißes Heroin ("Thai-Schore"), auch "Heroin No. 4" genannt, ist aufgrund des viel höheren Reinheitgrades bzw. DAM-Anteils (in Europa je nach Land 6 - 90%, meist 45 - 71%, manchmal oder je nach Verkaufsort/-quelle aber sogar volle 100%) deutlich bis viel teurer als braunes Heroin und darüber hinaus extrem gefährlich für unerfahrene Konsumenten, die keine oder nicht genug Erfahrung mit Opioiden und/oder keine Opioid-Toleranz haben - da der Wirkstoffgehalt sehr hoch ist, verschätzen sich viele Konsumenten bei der Dosierung, was dann nicht selten zu einer unbeabsichtigten Überdosis führt. Eine Opioid-Überdosis ist aufgrund Atemdepression (Atemlähmung, Atemstillstand) grundsätzlich immer lebensgefährlich und kann tödlich enden - was leider auch oftmals der Fall ist ("Goldener Schuss").

Andererseits hat weißes Heroin aber auch 2 Vorteile: Erstens sind idR weniger oder im Optimalfall gar keine Streckstoffe enthalten (etwa, wenn der DAM-Gehalt bei 100% liegt - in diesem Fall hätte man nahezu pharmazeutisch reines Heroin), so dass es viel "sauberer" als braunes Heroin ist und Zweitens könnte man es präziser dosieren, vorausgesetzt der Reinheitsgrad ist exakt wie vom Dealer angegeben - wenn ein erfahrener Opioid-Konsument z.B. weiß, dass Er/Sie etwa 50mg DAM sicher verträgt, dann könnte Er/Sie 1 Gramm weißes Heroin durch 20 teilen (1000 durch 20 = 50) und käme dann auf eine Dosis von 35 bzw. 50mg DAM (70% bzw. 100% DAM-Gehalt).

Aber auch braunes Heroin ist extrem gefährlich: der Reinheitsgrad/DAM-Gehalt ist zwar viel niedriger (5-20%), kann aber dafür stärker schwanken als bei weißem Heroin! Beispielsweise ist 20% der 4fache Unterschied von 5% - bei Opioiden kann ein doppelter oder sogar anderthalbfacher Dosis-Unterschied den Unterschied zwischen Rauschdosis und Überdosis bzw. zwischen Leben und Tod ausmachen! Da es sich bei Straßenheroin um illegale Schwarzmarktware handelt, kann der Reinheitsgrad ständig schwanken bzw. man kann sich nie sicher sein, wie rein die aktuell gekaufte Ware wirklich ist - sogar dann nicht, wenn man immer beim gleichen Dealer einkauft (zumal ein Dealer nicht immer die Wahrheit sagt...)! Dies gilt übrigens auch für weißes Heroin - nur ist hier die Schwankung geringer als bei braunem Heroin.

Bei braunem Heroin kommt noch das Problem der Streckstoffe hinzu - braunes Heroin enthält i.d.R. (viel) mehr Streckmittel als weißes Heroin und vermutlich ist auch die Zahl der unterschiedlichen Streckstoffe viel höher. Von Zucker, Lactose, Dextrose, Stärke bis hin zu Quinin, Strychnin (pot. lebensgefährlich!), Scopolamin und Procain (gefährlich, pot. allergisch) kann Straßenheroin alles enthalten, was das Herz begehrt. Braunes Heroin ist also fast immer "dreckig", wobei auch weißes Heroin mit den o.g. Streckstoffen oder anderen Stoffen gestreckt sein kann - im illegalen Drogen-Schwarzmarkt gibt es nunmal keine einheitlichen "Qualitätsstandards"...

Die aktuell größte Gefahr ist jedoch das Strecken/Kombinieren des Straßenheroins mit anderen Opioiden, vor allem Fentanyl (ein vollsynthetisches Opioid), um den Gewinn zu steigern oder um die Wirkung des Heroins zu verstärken - Fentanyl ist bis zu 50mal potenter als Diacetylmorphin und wirkt bei Überdosierung extrem atemdepressiv. Außerdem können Opioide ihre atemdepressive Wirkung gegenseitig verstärken, wenn sie miteinander (z.B. DAM + Fentanyl) kombiniert werden. Es besteht auch die Gefahr, dass die Ware nur Fentanyl und gar kein Heroin enthält, aber dem unwissenden Käufer als herkömmliches Straßenheroin angegeben wird. Denn Fentanyl ist billiger als DAM - durch Strecken oder Ersetzen des DAM im Straßenheroin mit Fentanyl versuchen viele Dealer ihre Gewinne zu steigern. Ebenso könnte der Dealer versehentlich beim Streckvorgang das Fentanyl ungleichmäßig verteilen, so dass manche Stellen des Pulvers viel mehr Fentanyl enthalten als andere Stellen -> Überdosis trotz korrekter Aufteilung des Straßenheroins!

Als Konsequenz der o.g. Gefahren können auch sehr geringe Mengen Straßenheroin zuviel sein. Das endet oftmals tödlich - auf diese Weise sind z.B. in den USA in den vergangenen Jahren jährlich Tausende Menschen gestorben und sterben heute noch daran.

Das "Harmloseste", das einem Käufer bei Straßenheroin passieren kann, ist, dass es gar nichts, also gar keine Drogen enthält - kein DAM und auch keine anderen Opioide. Also Betrug. Das ist insbesondere bei braunem Heroin (Cappuchino/Kaffee statt DAM...) oder bei unerfahrenen Käufern der Fall, die ein Dealer besonders leicht betrügen kann...

Wieso spritzen sich das denn manche als Flüssigkeit?

Ich weiß nicht, wie die Lage vor 20-30 Jahren gewesen ist, aber heutzutage fangen die meisten Heroin-Erstkonsumenten nicht mit der Spritze an, weil sie Angst vor übertragbaren Krankheiten und vor allem vor der viel höheren Wahrscheinlichkeit einer psychischen Abhängigkeit haben - und das zurecht! Stattdessen schniefen sie das Heroin durch die Nase (genau so wie bei Kokain oder Crystal Meth) oder sie rauchen es auf Folie oder Blech ("den Drachen jagen"). Aber auch das schützt nicht sicher vor der Gefahr einer psychischen Abhängigkeit, verringert sie aber deutlich. Dennoch ist auch bei diesen weniger "harten" Konsumformen das Risiko einer psychischen Abhängigkeit weiterhin hoch bis sehr hoch - und zwar bei allen Opioiden, nicht nur Heroin!

Um auf deine eigentliche Frage einzugehen: wenn der Konsument dazu übergegangen ist, Heroin täglich - also jeden Tag, ohne Unterbrechungen - oder fast täglich zu konsumieren (etwa, weil das Verlangen/die psychische Abhängigkeit immer stärker wird), dann baut das Gehirn nach einer Weile eine Toleranz ggü. der Substanz auf, indem es das Opioid-System "runterschaltet" um die Anwesenheit von Heroin oder anderen Opioiden auszugleichen (Homeostasis). Das Opioid-System "stumpft ab", wird also weniger empfindlich - und damit schwächt auch die erwünschte Rauschwirkung des Heroins ab! i.d.R. geschieht das nach einigen Wochen oder Monaten täglichen Konsums.

Der Beginn eines Toleranzaufbaus bedeutet bei Opioiden (meistens) auch gleichzeitig der Beginn einer körperlichen Abhängigkeit oder ist zumindest ein entscheidender Indikator dafür; denn die körperliche Abhängigkeit ist genauso wie die abgeschwächte Rauschwirkung lediglich das "Ergebnis" bzw. Erscheinungsform der Toleranzentwicklung zu Opioiden.

Das heißt im Klartext: je stärker die Toleranz ggü. dem Opioid, desto stärker ist idR auch die körperliche Abhängigkeit! (Das gleiche Prinzip gilt auch für Benzodiazepine, Barbiturate, Z-Drugs und Alkohol - denn auch diese Stoffgruppen haben ein körperliches Abhängigkeitspotential, zusätzlich zum psychischen.)

Um die ursprüngliche Stärke der Rauschwirkung wieder zurückzuerlangen, kann der Konsument 3 Wege gehen:

1.) Den Konsum für eine Weile ganz* einstellen (Abstinenz), bis die Opioid-Rezeptoren und das Opioid-System ihre ursprüngliche Empfindlichkeit zurückerlangen. Erst dann wieder mit dem Konsum anfangen. Das erhöht aber gleichzeitig auch die Gefahr einer Überdosierung, da die Toleranz wieder reduziert oder fast vollständig verschwunden ist. Der Konsument sollte seine Dosis also unbedingt erneut anpassen!

2.) Die Dosis erhöhen, um die ursprüngliche Stärke der Rauschwirkung wiederherzustellen.

3.) Zu effizienteren und wirksameren Konsumformen übergehen. Also Rauchen/Inhalieren oder Spritzen (intravenös). Generell ist intravenöse Injektion die wirksamste (und gefährlichste...) Form des Drogenkonsums - nicht nur bei Heroin, nicht nur bei Opioiden, sondern bei fast allen Drogen!

* = sofern man bereits körperlich abhängig ist, sollte man die Droge "ausschleichen", also schrittweise einstellen um Entzugserscheinungen zu vermeiden oder zu verringern. Ausschleichen wird deswegen auch "warmer Entzug" oder "sanfter Entzug" genannt.

Der Weg Nr.1 ist der intelligenteste und eigentlich einzig richtige Weg (außer bei chronischen Schmerzpatienten, die dauerhaft auf Opioide angewiesen sind; bei diesen Patienten wird eine Toleranz in Kauf genommen bzw. ignoriert und einfach die Dosis gesteigert...) um die Wirksamkeit der Droge aufrechtzuerhalten bzw. wiederherzustellen.

Leider gehen nur die wenigsten Heroin-/Opioid-Konsumenten diesen Weg, weil dann nicht nur das begierte Rauschgefühl ausbleibt, sondern auch weil die Abstinenzzeit trotz Ausschleichen/sanftem Entzug oder trotz keiner/nur leichter körperlichen Abhängigkeit durchaus unangenehm für den Konsumenten sein kann (häufiges psychisches Verlangen nach dem Rauschgefühl, Reizbarkeit, evtl. auch Unruhe, Unlust, leichte Depressionen) oder der Konsument nicht bereit ist, leichte Entzugserscheinungen während des Ausschleichens hinzunehmen. Natürlich müssen die o.g. Symptome während einer Abstinenz nicht auftreten, sie können aber - und das Potential, dass sie auftreten ist hoch, denn alle Opioide haben ein starkes psychisches Abhängigkeitspotential!

Der Weg Nr. 2 ist der Weg, den die meisten Konsumenten gehen und es ist der falsche Weg, weil es ein Teufelskreis ist: um die ursprüngliche Intensität des Rauschgefühls wiederherzustellen, erhöhen sie die Dosis und tatsächlich klappt das auch. Aber schon kurze Zeit später entwickelt das Gehirn auch gegen die erhöhte Dosis eine Toleranz (indem es das Opioid-System NOCH tiefer runterschaltet, Opioid-Rezeptoren und -System stumpfen NOCH stärker ab), um sie wieder auszugleichen -> Rauschwirkung schwächt wieder ab. Daraufhin erhöht der Konsument erneut die Dosis und wieder kontert sein Gehirn auf die selbe Art und Weise...

So wiederholt sich dieser Prozess beliebig oft, bis der Konsument schließlich eine sehr hohe Toleranz (= starke oder sehr starke körperliche Opioid-Abhängigkeit) ggü. Heroin aufgebaut hat und eine sehr hohe Dosis Heroin braucht, um eine Rauschwirkung mit der ursprünglichen Intensität zu erzielen. Auch seine Toleranz ggü. anderen Opioiden (z.B. Morphium, Oxycodon, Hydromorphon), die berühmt-berüchtigte Kreuztoleranz*, ist dann massiv erhöht - da fast alle Opioide mehr oder weniger an den selben Stellen im Gehirn ihre Wirkung entfalten, entsteht bei Toleranz ggü. einem bestimmten Opioid "automatisch" auch eine Toleranz ggü. (fast) allen anderen Opioiden!

Aber der Geldbeutel des Konsumenten ist nicht beliebig tief: wegen der oftmals sehr hohen Toleranz braucht der Konsument sehr hohe Dosierungen und damit sehr große Mengen Heroin täglich - und da Straßenheroin sehr teuer, gleichzeitig aber auch sehr gering konzentriert ist (Reinheit meist nur 5-20% DAM, s. Anfang dieses Postings), bedeutet das schlussendlich, dass der Konsument täglich sehr viel Geld braucht um sich die erforderliche Menge beschaffen zu können... welches er (und die meisten von uns) nicht hat. Diese Zwangslage verleitet die meisten Heroin-/Opioid-Konsumenten zu der nächsten falschen Entscheidung, nämlich...

...Weg Nr. 3, also effektivere und wirksamere Konsumformen, um die benötigte Dosis für den erwünschten Rauschzustand zu verringern - denn beim Schniefen von Heroin gelangt nur 45-60% (Bioverfügbarkeit 45-60%) der aufgenommenen Menge das Gehirn, beim Rauchen/Inhalieren 45-65%, so dass diese Konsumformen aus ökonomischer (finanzieller) Sicht "Verschwendung" sind. Beim Rauchen gelangt die Droge zwar schnell ins Gehirn, aber die Wirkung hält dann kürzer an und vermutlich ist dabei die Bioverfügbarkeit sogar noch geringer als beim Schniefen.

Bei intravenöser Injektion ("Spritzen", "Drücken", "Ballern") hingegen, ist die Bioverfügbarkeit praktisch immer 100%, d.h. das heißt der gesamte Anteil der aufgenommenen Menge erreicht auch wirklich das Gehirn - also 2-3mal so viel wie beim Schniefen oder Rauchen. Das heißt im Umkehrschluss, dass der Konsument eine 2-3mal geringere Dosis - und damit 2-3mal weniger Geld - benötigt, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Aus diesem Grund gehen viele Opioid-Konsumenten die den festen und ehrlichen Vorsatz hatten, niemals die Spritze anzufassen, doch dazu über, sich das Heroin zu spritzen. Das ist der vermutlich der Hauptgrund, warum die meisten Konsumenten zur Spritze greifen.

Außerdem erreicht die Droge bei intravenöser Injektion sehr schnell das Gehirn und die Rauschwirkung ist viel intensiver als bei allen anderen Konsumformen - der Konsument braucht dann also nicht nur deutlich weniger Geld pro Dosis, sondern hat zusätzlich auch noch ein viel intensiveres Rauschgefühl. Der Hauptgrund für die Spritze bleibt aber weiterhin ökonomischer/finanzieller Natur, weniger die Intensität des Rauschs.

Doch der ökonomische Vorteil ist ein Trugschluss, denn er ist nur von kurzer Dauer - aufgrund der sehr starken Wirkung beim intravenösen Konsum, steigt die Toleranz noch schneller an als beim Schniefen oder Spritzen, so dass schon nach wenigen Wochen der ökönomische Vorteil ausgeglichen ist. Danach muss die Dosis wieder gesteigert werden, aber von nun an höher und häufiger.

Und gibt es Unterschiede beim Nase ziehen und spritzen?

Wenn du es schniefst, wirkt Heroin stark euphorisierend, beruhigend, angstlösend, dämpfend, schlaffördernd und apatisch - wie viele andere Opioide auch. Darüber hinaus erleben viele Komsumenten einen Traumzustand, wo sie häufig zwischen Schlaf- und Wachzustand hin- und herpendeln und währenddessen luzide Träume haben ("Nodding") - auch das ist charakteristisch für Opioide. Außerdem können, vor allem bei Neukonsumenten ohne Erfahrung, starker Juckreiz sowie sehr starke Übelkeit und Erbrechen auftreten. Die Wirkung tritt in 5-15 Minuten ein.

Wenn du es aber intravenös spritzt, dann verursacht es einen intensiven, blitzartigen "Kick" (im Englischen als "Rush" oder "Flash" bezeichnet) schon nach ein paar Sekunden, welches man am Ehesten mit einem normalen Orgasmus beim Sex vergleichen kann - aber viel, viel, viiieeeel intensiver ("nimm deinen geilsten Orgasmus, multipliziere ihn mit 100000 und du kommst immer noch nicht ran" - so beschreiben Viele eine Heroin-, Kokain- oder Methamphetamin-Injektion). Du empfindest extreme Euphorie und Wohlbefinden. Dieser Zustand hält aber nur wenige Minuten an und danach tritt der normale Rauschzustand ein, der auch beim Schniefen eintritt, aber kürzer anhält - im Gegensatz zum Spritzen aber, können Schniefen oder Rauchen keinen "Kick" erzeugen und deswegen ist bei diesen beiden Konsumformen das Suchtrisiko geringer.

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So ist es. *Alle* Benzodiazepine haben ein extrem hohes Abhängigkeitspotential - zwar nicht psychisch (eher gering bis mittelhoch), aber dafür vor allem körperlich!

Benzodiazepine, Barbiturate und Alkohol sind alle Agonisten und/oder Modulatoren am GABAA-Rezeptor - d.h. sie alle führen zu einer verstärkten Aktivität des GABA-Systems (Alkohol ist zusätzlich auch ein potenter Hemmer des NMDA-Rezeptors), was dann in ihren (un-)erwünschten Wirkungen resultiert (Beruhigung, Schläfrigkeit, Benommenheit, Entspannung, Angstlösung, geistige & körperliche Verlangsamung, Gedächtnisschwund, etc.). Und genau wie bei den Opioid-Rezeptoren, führt eine herabgesetzte Empfindlichkeit des GABAA-Rezeptors automatisch zu einer körperlichen Abhängigkeit! Doch das ist nicht das Entscheidende!

Normalerweise ist bei Süchten (Drogenabhängigkeit, Abhängigkeit von Sex, Essen, Computerspiele und Internet) immer die psychische Abhängigkeit das Hauptproblem - auch bei Opiaten und Opioiden (z.B. Morphium, Heroin, Oxycodon), weil diese nicht nur körperlich sondern vor allem sehr stark psychisch abhängig machen. Die körperliche Abhängigkeit (welche beim kalten Morphin- oder Heroin-Entzug zum Ausdruck kommt) ist dann "nur" die Spitze des Eisbergs.

Benzodiazepine und andere Verstärker des GABAA-Rezeptors (Barbiturate, Alkohol) sind hier aber der Ausnahmefall: die körperliche Abhängigkeit ist so stark, dass es dann doch eher zum Hauptproblem wird - die meisten Menschen wissen nicht, dass der körperliche Entzug von Alkohol oder Benzodiazepinen schwerwiegender ist als ein Heroinentzug...

Deswegen: lass den Scheiss! Benzodiazepine haben eignen sich eh nur bedingt als Rauschmittel - ihre Wirkung ist zwar sauberer und zuverlässiger als die von Cannabis, wenn es ums Entspannen oder "Chillen" geht, aber bei dauerhafter Einnahme über einen längeren Zeitraum ist eine schwere körperliche Abhängigkeit garantiert! Dann doch lieber Cannabis...

Wenn Du aber nur am Wochenende "chillen" willst und ein verantwortungsbewusstes Konsummuster *dauerhaft* (!) aufrechterhalten kannst, dann meinetwegen auch Benzos. Aber vergiss niemals, dass auch bei Benzos & Alkohol das psychische Abhängigkeitspotential beträchtlich ist (wenn auch bei Weitem nicht so hoch wie bei Opiaten, Amphetaminen und Kokain) - d.h. das seelische Verlangen, mehr oder immer öfter zu konsumieren...

PS: bin selbst ein Fan von Alprazolam/Xanax - bekam/bekomme es gegen Panikattacken und/oder Angstzustände verschrieben; also medizinisch, nicht missbräuchlich. Es tut seinen Job ausgezeichnet. Und trotzdem gehe ich äußerst vorsichtig - definitiv übervorsichtig - damit um!...

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@Kraushaar:

Bevor ich irgendwelche Ratschläge geben kann, brauche ich

1.) Seit wann konsumiert er Morphium?

2.) Wie häufig ist sein Konsum bzw. wie sieht sein Konsummuster aus? Täglich, nur an bestimmten Wochentagen, oder nur am Wochenende? Oder immer in einem bestimmten Kontext? (z.B. wird MDMA/Ecstasy sehr oft im Kontext von Diskobesuchen oder Musikveranstaltungen konsumiert)

3.) Wozu nimmt er Morphium? Als Selbstmedikation gegen psychische Probleme (z.B. gegen Ängste, Depressionen oder emotionale Schmerzen) oder einfach nur "um Spaß zu haben" bzw. sich zu Berauschen ("Chillen" oder auch Feiern). Wenns Ersteres (Selbstmedikation) ist, dann ist die Gefahr einer psychischen Abhängigkeit grundsätzlich viel höher als wenn er es "nur" als Rauschmittel nimmt!

(Du sagtest, dass er auch halluzinogene Pilze, also vermutlich Psilocybin, konsumiert - da legt sich für mich auch der Verdacht nahe, dass er Morphin nimmt, um luzide Träume zu erleben)

4.) Wie nimmt er das Morphium und in welcher Dosierung? Oral oder Nasal (Schlucken bzw. Schniefen) oder intravenös (Spritzen)? Sind es Morphintabletten oder was Anderes? Wenns Tabletten sind: retardiert (verzögerte/langsame Wirkstoffabgabe) oder nicht-retardiert? Und welche Tablettenstärke (Dosis pro Tablette)

5.) Ist deinem Freund klar, dass Morphin fast das gleiche Abhängigkeitspotential hat wie Diacetylmorphin (Heroin)? Diesbezüglich herrscht nämlich weitverbreitetes Missverständnis in der Bevölkerung. Und gehört auch er zu Denjenigen mit dem festen (und meistens auch ehrlichen) Vorsatz, "niemals zur Spritze zu greifen"?

6.) Hat dein Freund auch früher Drogen genommen? Würdest du sein Konsumverhalten als vorsichtig oder riskant einschätzen?

7.) In welcher Situation befindet sich dein Freund gerade? Ist sein psychischer, sozialer und beruflicher/finanzieller Zustand stabil?

Soweit erstmal...

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Ich habe selten so einen Schwachsinn gelesen. Dass man schon beim ersten Mal psychisch abhängig werden kann, das ist wahr (je nachdem, wie sehr Einem die Wirkung gefällt oder welche Bedeutung/Vorteile die Wirkung für das eigene Leben hat) - aber das gilt nicht für alle Erstkonsumenten, das hängt von der jeweiligen Person ab und wie die Person die Wirkung bewertet. Und dass Crystal Einen schon beim ersten Mal kaputt macht, ist noch größerer Schwachsinn (hast du das von den Massenmedien so vorgekaut bekommen, oder dir selber zusammengereimt?) - die verheerende Wirkung von Crystal auf das äußerliche Erscheinen des Dauerkonsumenten hängt nicht direkt mit der Droge selbst zusammen, sondern mit den zahlreichen Verunreinigungen, die bei der illegalen Synthese entstehen und dem extrem ungesunden Lebensstil (ständig Nachdosieren bzw. Rausch verlängern, Schlafentzug, sich keine Ruhe gönnen, Nichts essen, Nichts trinken, keine (Zahn-)Hygiene, usw. - Alles sehr schädlich für Körper & Seele), den leider viele Dauerkonsumenten (aber nicht Alle!) pflegen. Für den Zahnausfall ist die Droge ebenfalls nicht direkt verantwortlich - Amphetamine führen, wie die meisten anderen Stimulanzien auch, zu starker und langanhaltender Mundtrockenheit und darüber hinaus auch zu zwanghaften Zähneknirschen (Bruxismus). Ersteres führt dazu, dass nicht genug Speichel vorhanden ist, um Zahnschmelz und Mundschleimhaut zu schützen; Letzteres führt dazu, dass die Zähne allmählich "abgewetzt" werden. Und schließlich kommen noch mangelhafte Zahnhygiene und Unterversorgung an Nährstoffen und Mineralien hinzu. (Methamphetamin mobilisiert sämtliche verfügbaren Energie- und Körperreserven - das veranlasst den Körper dazu, anderswo im Körper Nährstoffe & Mineralien abzuziehen, damit dieser gehobene Leistungszustand überhaupt erst gewährleistet werden kann...)

Eine psychische Abhängigkeit beim ersten Konsum entsteht meistens, wenn der Konsument von der Wirkung "überwältigt" wird (also völlig begeistert von ihr ist oder sie außergewöhnlich empfindet) oder wenn die Wirkung von großer Bedeutung für das eigene Leben ist (im Fall von Uppern wie Methamphetamin wären das Leistungssteigerung, Energie oder auch Selbstbewusstsein) - und bei hochwirksamen Substanzen wie Morphium, Heroin, Methamphetamin und Kokain werden viele Konsumenten schon beim ersten Konsum "überwältigt", weil die Wirkung so stark ist und das z.T. auch bei "sanften" Konsumformen (Schlucken, Ziehen). Von extremen Konsumformen (Injektion bei Opiaten, Rauchen oder Injektion bei Stimulanzien) wollen wir gar nicht erst reden...

Es ist möglich Crystal öfter zu konsumieren ohne in eine Abhängigkeit abzurutschen, aber das schaffen nur die Wenigsten - die meisten Crystal-Konsumenten rutschen bei Dauerkonsum in eine psychische Abhängigkeit der einen oder anderen Form, wobei das nicht automatisch den sozialen oder persönlichen Absturz bedeutet. Auch manche Drogenabhängige können trotz ihrer Abhängigkeit weiterhin ein geregeltes Leben führen - aber die meisten leider nicht...

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