Inzwischen lese ich Bücher nur noch weiter, wenn mir die ersten Seiten auch sprachlich richtig gut gefallen. Zum Glück muss ich nichts mehr lesen oder im Unterricht durchkauen.... Ich mochte weder das, was ich von Thomas Mann lesen musste, noch die Goethe-Pflichtlektüre, mir gefiel eher Kleist und Brecht und Max Frisch und so. Ich lese viel Sachtexte (Zeit), höre Radio, sehe gern informative Sendungen - und ewig viel Zeit habe ich auch nicht. Da fällt Belletristik meist weg. Erst recht, wenn's schwere Kost ist, aber reine Unterhaltungslektüre ist auch eher nicht meins (außer manchmal lustige und nicht zu brutale Krimis)....

Inhalt ist mir allerdings wichtig. Auch bei sprachkich wunderschöner Literatur.

Vor wenigen Jahren bekam ich "Die Erfindung des Lebens" von Hanns-Josef Ortheil geschenkt. Ich wollte nur vorsichtig hineinschauen, um es zurückzugeben, weil ich so viele Leseprojekte liegen hatte und es sicher nicht lesen würde, dachte ich. Nach den ersten Seiten habe ich mich hingesetzt, kam erst spät ins Bett an dem Abend, und nach wenigen Tagen hatte ich das Buch leider durch, obwohl ich doch sonst so wenig Belletristik lese. Beim Lesen dieses Buches habe ich oft gedacht: Dass Deutsch so schön sein kann! Deutsch!!! Ich finde, Französisch, auch Spanisch oder Italienisch klingen an sich einfach schöner, normalerweise....

"Die Berlinreise" vom selben Autor, Hanns-Josef Ortheil, geschrieben, als er 12 Jahre war.

Weitere Bücher, an die ich gerne zurückdenke, die ich sehr sehr sehr gerne gelesen habe:

Heinrich Mann, Der Untertan; Die Jugend des Henri IV (und auch Die Vollendung des Königs Henri IV)

Sten Nadolny, Die Entdeckung der Langsamkeit.

Uwe Timm, Rot; auch Morenga

Englisch, nicht Belletristik (oder doch?), auf jeden Fall wunderschön: "My Grandfather's Blessings. Stories of Refuge and Belonging", beeindruckende Geschichten einer amerikanischen Ärztin und Psychotherapeutin, Rachel Naomi Remen, aus ihrem Leben und ihrer Arbeit.

Und nicht Sprache, aber einfach atemberaubend schön: Yann Arthus Bertrand, Die Erde von oben, ein Fotobuch, so unglaublich schön....

Sachbücher, aber sprachlich wunderbar: Bill Bryson, beispielsweise "Eine kurze Geschichte von fast allem"

Französisch habe ich jetzt erstmals seit Ewigkeiten etwas gelesen, Erzählungen von Anne Gavalda. Ihre Soprache ist teils sehr umgangssprachlich, aber so überraschend! Und schön, finde ich. Die Erzählungen machen mir aber nur Spaß, weil ich eine Ausgabe mit Vokabeln genommen habe, sonst würde mein Französisch nicht reichen. "J'espère que quelq'un m'attende quelque part"

Lateinamerikanisches, schon etwas älter, zum Beispiel von Gabriel García Marquez: Cien años de soledad (Hundert Jahre Einsamkeit) oder, wenn das zu lang ist, Crónica de una muerte anunciada (Chronik eines angekündigten Todes)! Gefällt mir viel besser als Allende, und Vargas Llosa ist auch nicht so mein Geschmack.

Krimis: Andrea Camilleri? Oder Bayrische, derb und lustig...

Vielleicht liest das ja noch jemand, obwohl die Frage schon so alt ist....

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