Ich habe mich in den letzten Monaten (eher unfreiwillig) sehr viel mit diesem Thema beschäftigt. Irgendwann kam mir der Gedanke: Ist alles real, oder ist alles nur ein Produkt meines eigenen Bewusstseins? Seitdem kann ich irgendwie nicht mehr aufhören, über dieses Thema (v.A. über Solipsismus) nachzudenken, der Gedanke, dass Letzteres wahr sein könnte macht mir zeitweise sogar richtig Angst… Leider gibt es ja nun offensichtlich keinen Beweis dafür, dass alles wirklich existiert, aber ich habe doch einige Punkte gefunden, die zumindest starke Zweifel zulassen:
1.)Wie auch schon von Albrecht gesagt: Wäre die Welt ein Produkt des eigenen Bewusstseins, würde man dann nicht erwarten, dass sie irgendwie „formbar“ , d.h. zu eigenen Gunsten beeinflussbar wäre?
2.)Wenn die Welt im eigenen Bewusstsein geschaffen wird, warum sollte man dann so furchtbare Dinge wie den Tod geliebter Menschen in diese Welt integrieren? Eigentlich würde man doch eher annehmen, dass man sich diese Dinge ersparen würde, wenn man könnte. Warum sollte man überhaupt den Tod mit in die Realität „aufnehmen“?
3.)Man kann alles, was man kann, nur deshalb, weil es einem von anderen Menschen beigebracht wurde, vor Allem von den eigenen Eltern. Streitet man nun deren Existenz ab (denn das tut man ja, wenn man die Existenz der Außenwelt abstreitet), dann fragt sich doch, woher man das Sprechen gelernt hat, bzw. warum man nicht vom ersten Augenblick seines Lebens sprechen konnte? Denn was würde es für einen Sinn machen sich einzubilden, dass man erst sprechen lernen muss?
4.)Warum sollte man sich sich selbst genau so vorstellen, wie alle anderen Menschen auch, und nicht als eine Art „Super-Mensch“, der etwas Besonderes kann, wie z.B. fliegen, Gedanken lesen, Geld herbeizaubern, oder was auch immer? Da alle Menschen sich genau so verhalten, wie man selbst auch, liegt doch eher der Schluss nahe, dass alle anderen Menschen genau so ein Bewusstsein haben, wie man selbst auch. Jetzt könnte man ja mit dem Argument kommen: Man braucht halt als Mensch Gesellschaft und möchte unter „seinesgleichen“ sein, deshalb bildet man sich ein, dass man viele Menschen um sich hat. Aber: Diese Annahme setzt voraus, dass die Tatsache, dass Menschen nicht gern allein sind, von vorneherein als gegeben angesehen wird. Wenn alles nur Produkt des eigenen Bewusstseins ist, dann gibt es aber keine Gegebenheiten, die einfach so vorhanden sind, sie sind ebenfalls Produkt des Bewusstseins! Also müsste man sich ebenfalls einbilden, dass Menschen Wesen sind, die nicht gern allein sind. Wo liegt da der Sinn?
5.)Was meiner Meinung nach total vernachlässigt wird ist die Frage danach, warum eigentlich NUR das eine ODER das andere Extrem gelten sollte, d.h. entweder existiere NUR ich - oder ALLE und ich! Es könnte aber doch genau so gut sein, dass ich und 1 anderes Bewusstsein existieren, und der Rest der Menschen nur von UNS eingebildete Wesen sind, dass ich und 2 andere existieren, ich und 3 andere, …u.s.w., es gibt ja schließlich 6,8 Milliarden Menschen. Somit gibt es ca. 6,8 Milliarden verschiedene Möglichkeiten - und die Möglichkeit, dass nur ein einziges Bewusstsein (nämlich meins) existiert, ist nur eine einzige davon und hat somit eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit. Oder hab ich hier jetzt einen Denkfehler?!
Zwar gibt es keinen eindeutigen Beweis dafür, dass die Außenwelt existiert, aber das heißt ja ebenfalls noch nicht, dass das Gegenteil bewiesen wäre. Es gibt noch eine Menge anderer Dinge, die man nicht widerlegen (aber auch nicht belegen) kann. Siehe das unsichtbare rosafarbene Einhorn oder das fliegende Spaghettimonster http://de.wikipedia.org/wiki/Spaghettimonster . Es KÖNNTE ja auch wahr sein, dass jeder Mensch von einem Alien ferngesteuert wird, ohne es zu merken… Es KÖNNTE auch sein, dass es wirklich Hexen und Zauberer gibt, wir es aber nicht bemerken (siehe Harry Potter), es KÖNNTE… sooooo vieles sein!
Eigentlich ist es ja auch vollkommen sinnlos, sich mit solchen Gedanken zu befassen, denn man wird eh niemals herausbekommen, was die WAHRHEIT ist. Aber wenn man einmal angefangen hat, darüber nachzudenken, kommt man so schnell nicht mehr davon los (zumindest ich nicht, leider). Kann also nur jedem raten, sich in diese Gedanken nicht zu sehr zu vertiefen, wie auch schon von johmarie angeraten…
In der Hoffnung, dass irgendwann DOCH mal jemand einen Beweis dafür findet, dass die Außenwelt wirklich bewusstseinsunabhängig existiert, grüßt Euch Eure MissMaple!