...schrecklich!

Tut mir leid, aber Percy Jackson (und die Fortsetzungen) verkörpert für mich eigentlich nicht mehr als Bücher für depressive Pubertierende, die keinen guten Geschmack für Literatur haben. Früher habe ich in jeder Sekunde gehofft, in einem meiner Freunde einen Satyr wiederzuerkennen und wenn ich geflucht habe, dann meist bei den Göttern:-) Jedes Buch habe ich gelesen, obwohl mir der Schreibstil schon damals herzlich wenig gefallen hat. Jetzt stehen diese Bücher in meinem Regal neben Meisterwerken von „richtigen“ Schriftstellern, was ich als etwas fehl am Platz empfinde. Doch sie werden weiter dort stehen als Mahnmal für mich, als Erinnerung an eine Geschichte, die eindimensionaler nicht sein könnte. Buch für Buch, Seite für Seite, Kapitel für Kapitel. Dass ein spannender Plot oder eine plausible Abfolge nicht existierte, verdrängte ich. Mal ehrlich, die Welt dahinter ist brillant (recherchiert) und Camp Halfblood (Half blöd laut Autokorrektur) ein Paradies auf Erden, neues Wissen über die griechische Mythologie inbegriffen. Der fatale Fehler oder eher die Achillesferse der Geschichte war leider sie selbst. Genau. Du hast dich nicht verlesen. Das Universum, dass somit geschaffen wurde, ist sehr interessant, obwohl ihm meiner Meinung nach mehr Dynamik zugutekommen würde. Wenn ein Teil einer Geschichte, ein Kapitel oder nur eine Seite weggelassen werden könnte, trägt sie nicht zur Geschichte bei und sollte damit auch nicht die 300 Seiten füllen. Schade, denn dann würden die meisten von Percys Büchern nur noch so um die 50 von ihnen umfassen. Die Struktur besteht einzig und allein aus einer Aneinanderreihung von Kämpfen und unwichtigen Gesprächen. Kann mir einer von euch alle Kämpfe eines Buches aufzählen?! Ich kann und konnte es nie. Insgesamt schein die ganze Geschichte komplett konstruiert zu sein und alles ergibt ausschließlich Sinn, weil der Autor sich in diesem Fall so entschieden hat. Alles auf Kosten der Logik. Ein wahrer Fan muss sehr anspruchslos sein, um überhaupt einen Funken dieser Geschichte zu verstehen.

Die zweite Schwäche der Reihe umfasst die Tiefe der Charaktere. Ein guter Charakter äußert sich normalerweise in jener Weise, dass er wirklich existieren und dem Leser sogar tagtäglich über den Weg laufen könnte. Percy, der als Titelheld der Reihe fungiert, soll also durch eine realistische Note näher an den Leser herangeholt werden. Ein weiterer Aspekt wäre die Anregung der Sympathie der Leser gegenüber des „Helden“, hier also Percy, zum Beispiel durch einen Safe-the-cat-moment. Meiner Ansicht nach fühle ich mich nur aufgrund seiner Hintergrundgeschichte dazu gezwungen, ihn zu mögen, was ihn für mich auch nicht mehr sympathisch macht. Alle Charaktere, ausnahmslos, sind ein- oder zweidimensionale Strichmännchen in weiß oder schwarz. Natürlich bestimmt seine Geschichte, wer man ist, aber Charaktereigenschaften sollten auf Ereignisse aufbauen. Ein weiterer Punkt, den Percy unrealistischer den je macht. Ein Charakter sollte ein unabgeschlossenes, sich änderndes Wesen sein, ein Organ, ein Prozess und immer am Anfang einer neuen Entwicklung. Percy aber ist ein austauschbarer, stinknormaler Titelheld in hell weiß und gutaussehend. Mal ehrlich, was ist denn seine Schwäche? Seine Ecken und Kanten oder seine Tiefgründigkeit? Seht ihr, dasselbe Muster passt übrigens auf so gut wie alle anderen Figuren (auch in den Fortsetzungen), vor allem aber auch auf die Besatzung der Argo II. Der einzige Lichtblick von ihnen ist Leo, der definitiv relativ realistisch und tief gegliedert ist, auch wenn der Autor es leider nicht geschafft hat, die vorhandenen Grundlagen richtig zu verwenden. Auch das Aussehen der Figuren macht die Geschichte nicht besser, im Gegenteil. Wie oft muss ich noch erwähnen, dass ein Charakter in einem Buch hineinversetzbar sein sollte? Auch die Ausrede, dass es sich hier um Halbgötter handelt, ändert nichts. Eine Geschichte mit perfekten Figuren macht allenfalls keinen Spaß und keiner will sie demnach lesen.

Runde, klar weiß oder schwarze Charaktere hin oder her, durch eine angemessene Entwicklung könnte sich auch hier etwas verändern. Eine schöne Charakterentwicklung unterstützt sowohl Geschichte als auch die Beziehung zur Figur. Doch auch hier haben Percy und seine Mitstreiter unterdurchschnittlich schlecht abgeschnitten und leider das letzte Restpotenzial der Bücher verspielt. Es herrscht nämlich Stillstand. Kein Percy, keine Annabeth und auch kein anderer Charakter ändern sich im Geringsten. Ohne Entwicklung entsprechen alle Helden der Bücher, die ich gelesen habe, einer Reihe von Rollenbildern. Tyson/Grover als Percys bester Freund, der sich als jemand anders herausstellt, als Percy dachte, er ist. Ein typischer Außenseiter, ein „Nerd“ oder eher ein sehr sensibles Mobbingopfer. Annabeth/Thalia als eine „intelligente“ und arrogante Zicke mit keiner einzigen positiven Eigenschaft (Abgesehen von ihrem Aussehen), die wie eine schlechte Kopie von Hermine Granger ohne ihre guten Seiten widerspiegelt. Auch hier kommt hinzu: Sie haben beide Percy für ihre Abenteuer ausgenutzt. Ihr seht schon.

Ein weiter Aspekt ist der sichtliche Sexismus und Frauenhass in der Reihe. Ihr habt richtig gelesen, ich kritisiere hiermit das Frauenbild, das in der Welt der Halbgötter verkehrt. Lieber Fan, nenne mir eine Frau, die halbwegs wichtig für die Handlung ist und nicht negativ oder verräterisch dargestellt wird. Du willst Beispiele: Selena offenbart sich am Ende als Verräterin, Annabeth ist eine zickige Nervensäge, der nur nachgesagt wird, dass sie intelligent ist. In der ganzen Geschichte bezeichnet man sie als extrem intelligent, doch eine Kostprobe ihrer Fähigkeiten bleibt uns verwehrt. Kriegstaktik scheint die Stärke keiner einzelnen Figur des Franchises zu sein (Götter gehören dazu) und gute Noten oder ein Talent in der Architektur schließen keineswegs auf Intelligenz.

Zurück zu den Frauenbildern. Sally Jackson, die Haussklavin ihres Mannes und stereotypische Alleinerziehende, die sich den Bedürfnissen ihres Sohnes unterordnet und sich ihm voll und ganz hingibt (bei ihrer Tochter später zum Beispiel handelt sie komplett anders), Bianca di Angelo, die ihren Bruder ohne mit der Wimper zu zucken links liegen lässt, Clarisse, deren Motive im letzten Band der Percy Jackson Reihe vollkommen verständlich sind (Anerkennung für ihre Hütte), wird als dumme, sture Tussi dargestellt, Rachel, die sich mehrfach für Percy hingegeben hat und am Ende Percy nur ausgenutzt hat, um ihrer Bestimmung als Orakel von Delphi zu folgen. Die Jägerinnen der Artemis und die Amazonen sind hundsgemeine und brutale Männerhasserinnen, deren eigentliches Motiv durch den Autor in schlechtes Licht gerückt wird.  Natürlich darf ich die weiblichen Gottheiten nicht vergessen. In der letzten Göttin (nur wegen der doofen Hestia sind ganz viele Halbgötter gestorben, weil sie einfach zu stur war) erklärten die männlichen Gottheiten ihre schon immer da gewesene „Liebe“ zu ihren Kindern, die weiblichen hingegen bleiben mal wieder stur. Typisch Frau (in Percy Jackson & co.)!

Am schlimmsten jedoch waren meiner Meinung nach die konstruierten Liebesgeschichten. Das, was uns als wahre Liebe verkauft wird, ist schlicht und weg eine Mischung aus emotionaler Abhängigkeit und „Rumschleckerei“. Wer nicht ohne jemanden leben kann, kann auch nicht lieben. Keine der Beziehungen hätte im wahren Leben ernsthafte Chancen gehabt. Die zentrale Frage und der zentrale Konflikt besteht eigentlich nur aus der berüchtigten „Beziehungsfrage“. Wer wird die Freundin von dem? Leider finde ich auch den Umgang mit Homosexualität nicht gerade gelungen, weil ich es als ein gewöhnlicher Bestandteil des normalen Lebens ansehe, weshalb ich diese Sonderbehandlung nicht verstehe. Der Autor scheint seine Figuren oder das bisschen Charakter, was diese eben ausmacht, nicht zu verstehen. Ein Percy wird der Freund von einer Annabeth, bei der er sich verstellen muss und eine Rachel, bei der Percy er selbst sein kann, wird abserviert, ist klar.

Generell ist das Thema Gefühle die zweite große Achillesferse des Autors. Wahre Gefühle wie Wut (PJ: Ich war so wütend.), Trauer (PJ: Das machte mich traurig.), Schuldbewusstsein (PJ: Existiert nicht), Scham (PJ: Existiert nicht), Ekel (PJ: Existiert nicht), Verliebtheit (PJ: Sie war so schön und ich wurde rot.) und weitere werden im Verlauf des Buches abgrundtief schlecht beschrieben. Schließlich sind all diese in der fabelhaften Welt von Camp Halfblood unnötig, Percy und seine Freunde sind rund um die Uhr glücklich wie ein Kleinkind mit Seifenblasen.

Die Gründe, weshalb ich Percy und seine „Abenteuer“ nicht leiden kann, häufen sich zwischen meinen Gedanken. Natürlich gibt es da noch viele mehr. Zum Beispiel die Menge an Charakteren (Helden des Olymp). Aus dem einfachen Grund, dass es sich in diesem Fall um sieben Halbgötter handelt, hat keiner von ihnen Zeit, sich zu entfalten und zu entwickeln. Lückenfüllercharaktere wie Jason und Piper, um die Sieben vollzukriegen und mit noch weniger Charakter und Entwicklung gefüllt werden, sollten meiner Meinung nach weggelassen werden. Und von den Filmen muss ich gar nicht mehr sprechen, n´est pas?

Ich hoffe, ihr konntet meinen Standpunkt einigermaßen nachvollziehen, vielleicht konnte ich euch auch die Augen öffnen.

Im Großen und Ganzen stimme ich dir zu!

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Sei mutig und springe über deinen Schatten! Du schaffst das schon!

Ich hatte auch mal so eine Situation, entschuldige dich am besten für den Kontaktabbruch und erzähle, dass du ihn vermisst hast..

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