Antwort
"Die meisten Freiheiten genießen Pferdesportler in Bayern, Brandenburg, Hessen und Sachsen-Anhalt. In diesen
Bundesländern darf sowohl in der Flur als auch im Wald überall dort geritten und Kutsche gefahren werden, wo
die Wege geeignet sind und es nicht ausdrücklich verboten ist. Eine Reitplakette und damit eine Abgabe zur
Instandhaltung von Reitwegen entfallen – mit Ausnahme einzelner Landkreise in Bayern, wo eine solche
Kennzeichnungspflicht dennoch besteht.
In Thüringen, Sachsen und Nordrhein-Westfalen dürfen die Reiter dagegen grundsätzlich nur mit Plakette in
den Wald. Eine Sonderrolle spielt in dieser Hinsicht Baden-Württemberg. Hier brauchten Reiter und Fahrer in so
genannten Verdichtungsräumen, das heißt Gebieten mit hohem Bevölkerungsaufkommen, bis Mitte 2002 eine
von der Landesregierung vorgeschrieben gelbe Plakette.
Dann stellte der Landesrechnungshof fest, dass die Erhebung dieser Plakette kostete als einbrachte. Folglich
verzichtete man auf die Anwendung der entsprechenden Vorschrift, bevor diese mit Inkrafttreten des neuen
Landeswaldgesetzes Anfang 2006 ganz abgeschafft wurde.
Die baden-württembergischen Reitverbände haben allerdings schon Anfang der 80er Jahre eine freiwillige
Kennzeichnungspflicht für das gesamte Bundesland eingeführt. Jeder, der in den VFD-Landesverband oder in
den Pferdesportverband Baden-Württemberg eintritt, bekommt ein Anforderungsformular für zwei grüne
Plaketten zugeschickt. Auch Nichtmitgliedern empfehlen VFD und Pferdesportverband die freiwillige
Kennzeichnung. Der Grund: Auf diese Weise wollen Reiter und Gespannfahrer in der Öffentlichkeit
demonstrieren, dass sie sich an die gesetzlichen Bestimmungen halten und Rücksicht auf andere
Erholungssuchende und die Natur nehmen. Sie versuchen, sich von jenen "schwarzen Schafen" abzuheben, die
eben dies nicht tun, dadurch die gesamte Reiter- und Fahrerschaft in Verruf bringen und dafür sorgen, dass die
Forderungen nach einer allgemeinen staatlichen Kennzeichnungspflicht nicht nachlassen.
Diese wäre aber vermutlich teurer als die nur fünf Euro teuren grünen Plaketten. Außerdem befürchten die Reiter als Folge einer allgemeinen staatlichen Kennzeichnungspflicht weitere Restriktionen. Dem wollen sie mit ihrer freiwilligen Kennzeichnung zuvorkommen." (aus Pferdesport Verband Baden-Würtemmberg, Heft 1, Übungsleiter Aktuell 2007; S.6)