Hallo!
Seit meiner Schulzeit bis heute, wo ich als junger Berufstätiger die Welt durch die Erwachsenenbrille sehen sollte, habe ich nie ein Umfeld gefunden, in dem ich mich ausnahmslos wohlfühle.
In der Schule war ich nicht so erpicht darauf, alterstypische Dinge zu tun. In der Uni hatte ich keine wirklichen Kontakte, höchstens Kollegen, mit denen man zusammengewürfelt wurde. Die Welt der Wissenschaft und der Schöngeister reizt mich prinzipiell, aber mir gehen Menschen, die den intellektuellen Spagat als Selbstzweck betreiben oder sich in hohem Maße für ihre Fähigkeiten beweihräuchern, zu schnell auf die Nerven.
Auf der anderen Seite vermisse ich die Gedanken der Studierten, wenn ich sie nicht mehr um mich habe. Mit den meisten anderen Menschen komme ich irgendwie nicht klar. Gelegentlich kommt ein Gespräch zustande, aber ich glaube, ich wirke auf viele Leute exzentrisch, weil ich es nie ganz loswerde, in einer weniger greifbaren Sprache zu sprechen. Jedenfalls glaube ich, dass das der Grund ist. Vielleicht harmoniert es auch aus anderen Gründen nicht.
Ich habe zwar noch weitere Interessen, aber die scheinen nicht für den täglichen Gebrauch zu reichen. Meine wenigen Freunde oder Bekannten, die ich noch aus Jugend- oder Kindheitstagen kenne, sind alle begeisterte Gamer. Ich zocke auch gerne, aber nicht in dem Maße wie andere. Und das popkulturelle Interesse für bestimmte Dinge ist bei mir auch nicht vorhanden. Außerdem sind mir viele Dinge, die in der Welt der Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine zentrale Rolle spielen - der Kult um die eigene Person, dem auf Plattformen wie Instagram gefrönt wird - eher zuwider.
Am bedauerlichsten ist aus meiner Sicht die Tatsache, dass ich nicht einmal die gängigen Klischees erfülle, um zumindest dort die Komplexität meiner Person zu reduzieren. Am ehesten habe ich den Eindruck, dass ich von allem ein bisschen bin, nämlich ein Nerd, Gamer, Träumer, Forscher, Tierschützer, Menschenfreund, aber in keinem davon wirklich gut. Im Grunde habe ich das Gefühl, dass ich meinen Platz in dieser Welt noch nicht gefunden habe. Und ich weiß auch nicht, ob es einen solchen Platz für mich gibt.
Das war eine Menge Blabla um meine Person und es tut mir leid, wenn das egozentrisch rüberkam. Ich wollte nur meine vagen Gedanken so detailliert wie möglich in Worte fassen. Meine eigentliche Frage ist, ob ihr, die Community, ähnliche Zweifel an euch selbst habt oder hattet. Konkret interessiert mich, ob ihr wisst, was euch ausmacht, wer ihr seid und wo ihr hingehört. Wo ist Ihr Platz im Leben?
Ich freue mich auf eure Antworten.
JCM