Hallo.
Daß Nähmaschinen vollkommen ungefährlich sind, ist falsch, denn natürlich gibt es hier Gefahren. Dies ist aus meiner Sicht aber kein Grund, Dir das Nähen zu untersagen, denn viele Maschinen oder Tätigkeiten, die wir im Alltag verwenden bzw. ausführen, können gefährlich sein. Deine Mutter wird Dir auch nicht untersagen, Gemüse mit einem Küchenmesser zu schneiden, weil Du Dich damit verletzen könntest, oder einen Topf vom Herd zu nehmen, weil Du Dich daran verbrennen könntest. Aber sie sagt Dir beim ersten Mal "Pass auf, das Messer ist scharf, daran kannst Du Dich schneiden." und "Der Topf ist heiß, wenn Du ihn anfasst, verbrennst Du Dich." Mit einer Nähmaschine ist es nicht anders: Man muß auf die Gefahren hinweisen und entsprechend sorgfältig damit umgehen.
Ich bin Schneiderin und habe in meiner Ausbildung schon einige Sachen selbst erlebt und mitbekommen. Was also kann wirklich gefährlich sein?
- durch den Finger nähen/sich mit der Nadel stechen
Es ist nicht ganz richtig, daß kein Finger unter ein Füßchen passt. Es gehört zwar schon ordentlich Tempo dazu, aber unmöglich ist es nicht. In der Berufsschule habe ich einmal erlebt, wie jemand sich wirklich selbst "durch den Finger genäht" hat. Also, unter Umständen ist es möglich, aber wenn man entsprechend aufpasst, sollte die Gefahr ausgeschlossen werden können. (Als Anfänger nähst Du ja sowieso erstmal langsamer, und später bekommst Du ein Gefühl dafür.) Es könnte auch passieren, daß der Finger oberhalb des Füßchens unter die Nadel gerät. Die meisten Maschinen haben dafür einen Fingerschutz, aber zu wissen, daß das möglich ist und man darauf achten sollte, ist nicht verkehrt. Wenn Du den Oberfaden einfädeln willst, dabei die Maschine am Strom hast und ausversehen auf den Anlasser kommst (oder irgendwas anderes - Katze/Hund/wer weiß), könntest Du Dich auch verletzen. Das sind realistische Gefahren, aber wenn man entsprechend darauf achtet, sie zu umgehen, sollte nichts passieren.
- Verletzung durch abgebrochene Nadel
Als wir in der Schule besprochen haben, daß viele Maschinen einen Schutz haben, der abgebrochene Nadelteile daran hindern soll, dem Nähenden ins Auge zu springen o.ä., habe ich noch gedacht "Wie muß man denn nähen, daß einem die Nadel ins Auge springt?!"... Ein paar Wochen danach auf der Arbeit ist mir so etwas in recht kurzer Zeit zweimal hintereinander passiert. Wenn man über sehr dicke Stellen näht oder Stoffe mit aufgestickten Perlchen o.ä. verarbeitet, kann es passieren, daß die Nadel bricht. Näht man langsam, bleibt sie irgendwo im Stoff stecken o.ä. In "normalem" bis schnellem Tempo kann es aber durchaus vorkommen, daß der Faden reißt und die Nadelspitze durch die Gegend fliegt - mir traf sie beim ersten Mal tatsächlich ins Auge. Ich hatte Glück, denn sie traf mich nicht direkt mit der Spitze, sondern prallte ab, so daß es nur weh tat, aber nichts schlimmeres zur Folge hatte, aber man sollte sich der Gefahr bewusst sein. Bei solchen Stoffen also einfach etwas vorsichtiger nähen, an schwierigen Stellen mal nur mit dem Handrad, und es besteht keine Gefahr mehr - außerdem halten auch die Nadeln länger. ;)
- Verletzungen durch Defekt der Maschine
Ich kam zufällig auf diese Frage, weil ich eigentlich nach etwas anderem suchte... Bis eben saß ich an meiner Maschine und nähte, als sie plötzlich nicht mehr aufhörte zu nähen - auch ohne Fuß auf dem Pedal... Ich vermute, im Anlasser klemmt was... Sowas kann durchaus passieren, und wenn man da gerade seinen Stoff unter der Maschine hat und den retten will, kann es auch passieren, daß man sich verletzt, wenn z.B. die Nadel bricht, oder man in der Hektik wirklich "unter die Maschine kommt". Muß gar nicht die Nadel sein - man kann sich auch an allem anderen verletzen, was sich schnell bewegt... In solchen Fällen also so schnell wie möglich Strom aus!
- Verletzungen durch andere Maschinenteile
Nicht jeder hat eine neue Maschine. Meine z.B. ist eine alte Pfaff, die ich gebraucht gekauft habe. Bei der kommt der Fadenheber ziemlich weit raus, und wenn man konzentriert auf die Nadel guckt und dabei noch nah an die Maschine rangeht, um alles sehen zu können, kann man sich daran schon stoßen... Hab das Ding schon einige Male gegen die Stirn bekommen. Ist auch nicht lebensgefährlich, aber schmerzhaft, und besser, man achtet einfach drauf. (Moderne Maschinen haben da einen Schutz davor, so daß man sich daran nicht mehr stoßen kann.)
Es gibt gewiss noch andere Dinge, an denen man sich verletzen könnte. Daher sollte man sich mit der Maschine vertraut machen, schauen, wo "Gefahren lauern" und entsprechend darauf achten. Wer noch nie mit einer Maschine genäht hat, sollte sich eben von jemandem erklären lassen, wie sie funktioniert, und gerade am Anfang vorsichtig sein. Aber wenn man weiß, wie man mit der Maschine umzugehen hat, spricht doch nichts dagegen. Ich finde es großartig, daß Du nähen lernen willst - das sollte man fördern, nicht verhindern!
Viel Erfolg!
Liebe Grüße, Levanna