Götterspeise

Es wird oft die Frage gestellt, wie gerade diese Speise zu ihrem Namen gekommen ist. Es bedürfte wohl eines eingehenden, zeitraubenden Studiums, um eine lückenlose Etymologie des Wortes zu ermitteln, sofern es überhaupt noch möglich ist. Aus der Geschichte der Firma Dr. Oetker und ihres Gründers wissen wir, daß dieser besonders einfallsreich und geschickt in der Wahl von Bezeichnungen für Süßspeisen gewesen ist.

Die Dr. Oetker Götterspeise, ein Geleepulver zur Zubereitung von Gelees gibt es seit 1912. Soweit es nachzuprüfen ist, hat er als erster den Namen "Götterspeise" für eine Geleespeise verwandt, einen Namen, der allerdings damals schon so allgemeingebräuchlich war, daß er sich nicht mehr als Warenzeichen schützen ließ.

In der griechischen Mythologie war Ambrosia die Speise, der die Götter ihre Unsterblichkeit verdankten, ebenso wie Nektar der entsprechende Trank der Götter war. Die Götterspeise war ursprünglich eine Speise, die nur den Göttern zukam. Später ist ein Bedeutungswandel in der Art vor sich gegangen, daß "Götterspeise" die Bezeichnung für eine besonders wohlschmeckende Speise schlechthin, also auch zu einem non plus ultra von Süßspeisen wurde.

Auch in der germanischen Mythologie spielt die Götterspeise eine Rolle als eine von Iduna den Göttern gereichte, ewig Jugend gewährende "Götterspeise". Im biblischen Bereich auf den Baum der Erkenntnis bezogen, trägt der Baum Götterspeise, und darum ist er uns auch verboten!, sagt die Schlange im Paradies. Im deutschen Schrifttum ist das Wort wohl erst seit dem späten 17. Jahrhundert nachzuweisen. Auf eine wohlschmeckende Speise überhaupt übertragen, erwähnt FONTANE das Wort bzw. die Speise: "Große Rosinen, in welche von unten her halbe Mandelstücke gesteckt wurden ... mit Anfertigung davon verbrachte Frau von Zacha den ganzen Vormittag, um die Götterspeise dann mittags auf den Tisch zu bringen."

Seit mehr als 80 Jahren ist die Götterspeise einer der beliebtesten Desserts für Kinder und erlebt 1987 eine Renaissance durch "Liebling - Kreuzberg", den Anwalt in der beliebten TV-Serie, der seine geistige Beweglichkeit auf den ständigen Verzehr von Götterspeise - möglichst mit Waldmeistergeschmack - zurückführt.