Mich erschreckt wie hier die DDR-Vergangenheit verklärt wird! Alles toll auf der EOS und sowieso besser als im Westen – nur selten klingt etwas vom tatsächlichen politischen Druck an. Wenn Ossis hier von Gymnasien und Realschulen im Osten reden, outen sie sich als Fake-Beitrag, das hieß nämlich EOS, Erweiterte Oberschule bzw. POS, Polytechnische Oberschule.

Ich denke, die Frage lässt sich objektiv nur statistisch beantworten, weil jeder einen anderen persönlichen Erfahrungsschatz hat.

So lag 1990 nach einer ZVS-Untersuchung die durchschnittlich DDR-Abi-Note etwa ganze Note besser als der westdeutsche Durchschnitt. Keiner glaubt wohl ernsthaft, dass die Ossis schlauer waren als die Abiturienten anderswo. (Bremen hat ja ähnliche Phänomene, aber bei einem drohenden Umzug nach Bayern sollte sich die Betroffenen besser gleich auf einen Wechsel in mindestens 1 Klasse drunter einstellen).

Die Zahl der Abiturienten war in der DDR deutlich kleiner, lt. Statistik 13jährige auf höherer Schule 1970/1980 10,7/ 7,7% des Jahrgangs; BRD 20,4/ 30,5 %. Bei der Auswahl derjenigen, die zur EOS wechseln konnten und dort dann auch Abitur machen durften ging erklärtermaßen der Nachweis ‚eines festen Klassenstandpunktes‘ den schulischen Leistungen vor. So war es in dieser Logik nur konsequent, die Funktionärskinder entsprechend vorzuziehen. Man darf also nicht denken, dass dieser geringere Prozentsatz die Auswahl einer Leistungselite war, die somit automatisch zum ‚besseren‘ Abitur führte im Vergleich mit den westdeutschem ‚Massenabitur‘.

Interessant wäre der Vergleich von schriftlichen Abi-Prüfungsaufgaben, aber dazu habe ich nichts gefunden.

Ich selbst, Jahrgang 1958, bin nach der 8. Klasse POS auf die EOS gewechselt. In Erinnerung habe ich, dass von etwas über 30 Schülern meiner Klasse 2 von der Schule direkt auf die EOS ‚delegiert‘ werden konnten; darüber hinaus gab es die Möglichkeit der Antragstellung durch die Eltern. So kamen mit mir zusammen noch 2 oder 4 weitere Schüler dazu, da verlässt mich mein Gedächtnis (es waren aber späteren Erzählungen nach in meiner Klasse vergleichsweise viele noch zusätzlich). Zum 11. Schuljahr kam noch eine Klasse dazu, nur mit Schülern, die bis zur 10. Klasse eine POS besucht hatten. Der Lehrplan ‚unserer‘ Klassen 9 und 10 unterschied sich schon deutlich von dem bei den POS (Betonung Neu-/Altsprachen oder Naturwissenschaftlicher Zweig). Nachdem mir in der 11. Klasse mitgeteilt wurde, dass ich nicht zum Abitur zugelassen werde, weil ich ‚immer noch keinen festen Klassenstandpunkt‘ vertreten würde, verließ ich die EOS, machte dann nach der Lehre das Abi auf der Abendschule nebenher zur Arbeit. Von der schriftlichen Matheprüfung (das war ein Zentral-Abi in der DDR) ist mir noch in Erinnerung, dass ich das vergleichsweise leicht empfand, wie schon der Mathe-Unterricht zuvor. Später wechselten alle erst nach der 10. Klasse, wie das hier schon richtig erwähnt wurde. Die Schüler, die nach der 10. Klasse dazu dazukamen, wurden nicht umsonst in eine extra Klasse gesteckt, es wurde gesagt, die machen ‚nur normales Abi‘ - sollte heißen – kein angezogenes Niveau mit entsprechender Ausrichtung wie bei uns. Beim besten Willen kann ich mir nicht vorstellen, dass man in 2 Jahren EOS das aufholen kann, was z.B. in Bayern die Kinder bei entsprechender Förderung schon von Klasse 5 an auf dem Gymnasium lernen können.  Auf meiner POS waren die Lehrer schlechter, die Disziplin, es gab Mobbing, Schlägereien zu Hauf, ein Lehrer stand auf körperliche Züchtigung!, in der 7. Klasse wanderten schon 2 Schüler in den Jugendknast (‚Jugendwerkhof‘)… wer da noch 2 weitere Jahre zubrachte, der brauchte dann auch die extra Klasse auf der EOS 😉 So wundert es mich nicht, dass die die Lehrer am Ende der DDR einfach mit den Zensuren mogelten, schließlich konnten sie nix für diese Fehlentwicklung.  

Falsch ist m.E. übrigens auch, dass es ‚mal‘ eine Zeit des freien Zugangs zum Abitur in der DDR gab, wie hier behauptet. Der Staat bzw. die ‚lila Hexe‘ (Bildungsministerin Margot Honecker) hat das immer gesteuert. Meine Kusine, geb. 1947, musste eine Ausbildung als Maurer machen, um zum Abi zu kommen, anschließend Zahnmedizin-Studium …  

...zur Antwort