Der Job ist ziemlich easy, was die Organisationen immer abstreiten und Ablehnung erfährt man (leider) nicht so viel.

Ich war 5 Wochen bei Kober und ich muss ehrlich sagen, eine assozialere Arbeit habe ich nochnie gemacht. Erst mal muss man wissen dass man da nicht fürs WWF oder DRK arbeitet, du arbeitest für Kober, das hat nichts mit der Organisation zu tun. Du und vorallem dein Gruppenleiter werdet nach dem Schneeballsystem bezahlt. D.h. der Gruppenleiter hat großes Interesse dran dass du viele Leute aufschreibst. Überhaupt ist es so, dass die Organisation erstmal (ca. die ersten2 Jahre) nichts von den Spenden bekommt, das fließt an die Fundraisingfirma. (Da kann man sich schonmal ausrechnen wie wenig der eigene Verdienst eigentlich im Vergleich zu den Einnahmen der Firma ist).

Am Anfang eines Einsatzes trifft sich die Gruppe (ich glaube immer) mit einem Vorsitzenden oder Chef der gemeinnützigen Organisation für die geworben wird. In meinem Falle hat sich der nette Herr von den Maltesern bei uns bedankt, uns gelobt und dann noch erwähnt dass sich beim letzten Mal viele Bürger ein bisschen überrumpelt vorkamen, dass wir schon seriös arbeiten sollten etc. Das ist aber ganz und gar nicht der Fall. Die Werberpraxis sieht so aus: So gut wie jeder Werber benutzt das "Nachbarn-Argument", das bedeutet die ziehen an der Tür Ihre Liste raus und sagen sowas wie: Schaun sie mal die Frau Maier von nebenan ist auch schon mit 10 euro im Monat dabei, da machen sie doch bestimmt auch mit. Das ist schlicht und einfach Verletzung des Datenschutzes. Einer aus meiner Gruppe hat mit der Story von seinem Opa (den gibt es nicht), der einen Schlaganfall , jetzt teilweise gelähmt, nur überlebt hat weil der rettungswagen rechtzeitig kam und jetzt 20 euro im Monat spendet, richtig viel Kohle gemacht. Ansich ist es auch ok ner Harz4-Empfängerin ein Abo über 5 euro im Monat rauszuleihern, weil die bekommt man schneller ran als die Leute in den Villen. Der Motivationsspruch am Morgen war : heute duschen wir sie aus! Hat mich irgendwie an Nazideutschland erinnert, auch wenn es natürlich nicht so gemeint war. Mein Fazit von diesen 5 Wochen war, dass es unglaublich viele naive Leute gibt die sich abziehen lassen und dass es unglaublich viele unmoralische Leute ohne Achtung vor sich selbst gibt die die Anderen abziehen.

Ich war selber erstaunt wie unglaublich viel Geld man den Leuten für irgendeine Organisation aus der Tasche ziehen kann. Wer ein eingiermaßen positives Menschenbild hat wird da eh nicht lang bleiben weil er keine gleichgesinnten findet und was ganz wichtig ist: Falls du dich doch entschließt diesen Job zu machen, präg dir deine Werte und Normen ein und denk nach 3 Tagen nochmal daran was du dir für Grundsätze vorgenommen hast, das vergisst man ganz schnell weil die Gruppendynamik extrem ist. Für die Selbstverarsche immer noch das beste Argument: Das ist ja für die gute Sache. Wenn dir Entscheidungsfreiheit am Herzen liegt, du nicht geldgeil bist und Situationen reflektieren kannst machst du diesen Job nicht lang. Geh lieber kellnern, da verdienst du genauso viel und lernst noch was fürs Leben.

ps.: Manche Organisationen sagen der Job macht sich gut im Lebenslauf. Dazu: Das stimmt nicht! Wenn du einen Job in einer Großkanzlei haben willst oder irgendeine Führungsposition in einer guten Firma kommt der Job gar nicht gut, da wird eher der Bewerber genommen der in den Ferien immer auf dem Bauernhof gearbeitet oder ähnlich harte Abrbeitgemacht hat, es ist nämlich relativ bekannt dass ehrliche Arbeit was anderes ist.

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