Ich habe schon einige Therapien durch. Wurde mit knapp 19 vom Jugendamt aus meiner Familie geholt und bin im Betreuten Einzelwohnen gelandet. Ich habe eine enge Bindung zu meiner Bezugsbetreuerin gehabt. Sie nahm mich während des Betreuungsverhältnis und sogar während ihrer Arbeitszeit mehrmals mit in ihre Wohnung. Und ein anderer Betreuer, der später sogar mit ihr zusammen war, gab mir während dem Betreuungsverhältnis immer seine Hündin. Dies flog auf, er kassierte eine Abmahnung und ließ sich dennoch weiterhin darauf ein, mir kontinuierlich seine Hündin anzuvertrauen. Die Hündin war meine persönliche Auszeit und ich habe sie mit erzogen. Sie verbrachte auch über das Betreuungsverhältnis hinaus fast jedes Wochenende- und zahlreiche Wochen bei mir, wenn der Besitzer im Urlaub war.

Ich hatte damals auch ein Distanzproblem und konnte kein Siezen akzeptieren. Obwohl meine damalige Therapeutin strikt dagegen war, konnte ich ihr irgendwann das 'Du' entlocken und hatte am Ende ihre private Handynummer, obwohl ich diese nie gefordert habe. Ich wollte einfach nur das 'Du' weil mir das 'Sie' für meinen Geschmack zu viel Distanz beschert hat.

Mir wurde schon oft von Freunden gesagt, dass ich eine krasse Aura hätte, dadurch andere ihre eigene Grenzen überschreiten und ich sie dadurch das tun lasse, was ich will.

Nun bin ich seit einigen Jahren in psychiatrischer Behandlung, ohne Medikamenteneinnahme. Es tut einfach gut, jemand neutralen unabhängig vom Freundeskreis,Familie und dem Partner zu haben, an den man sich wenden kann, wenn es mental gerade nicht so rund läuft. Meine Ärztin und ich haben seit Beginn ein lockeres Ärztin-Patientin-Verhätnis. Die Suche nach einer Ärztin gestaltete sich als durchaus schwierig, weil mir mein Gegenüber sympathisch sein muss. Sonst kann ich nicht meine Thematiken anvertrauen. Nachdem ihr anfänglich paar mal im Sprechzimmer ein 'Du' rausrutschte, war ich erstmalig soweit, die Distanz zu wahren und machte sie mehrmals darauf aufmerksam, bitte beim 'Sie' zu bleiben. Ich erklärte ihr, dass mir dies in der Vergangenheit schwer fiel, ich jetzt aber Bereit dazu sei, einen gewissen Abstand einzuhalten. Das 'Sie' entwickelte sich allmählich zum 'Liebes' oder 'Meine Liebe'. Letztes Jahr war bei ihr der Wunsch nach einem Hund ganz groß. So erzählte sie mir davon, zeigte mir im Netz Bilder, holte sich bei mir Ratschläge ein da ich eine eigene Hündin aus dem Tierschutz habe, im Tierschutz aktiv tätig war und sie sagte mir, dass nicht einmal ihr Mann von diesem Vorhaben wisse. Sie bat mich um Ratschläge, wie sie ihm einen Hund schmackhaft machen könne. Ich kenne ihren Hund seit Adoption, da sie ihn mit auf Arbeit nimmt. Kein normaler Mensch würde sein Tier einer Patientin überlassen, oder? Sie ist meine Psychiaterin und ich ihre Patientin. Ich bin nicht völlig durchgeknallt, verantwortungsbewusst und die Einzige in der Praxis, die neben der MFA im Empfangsbereich diesen Hund anfassen- und mit rausnehmen darf. In ihren Auto nahm sie mich auch schon mit. Neuerdings umarmt sie mich bei der Begrüßung und bei der Verabschiedung, wenn ich einen Termin habe und wir nicht gerade durch ihre Hektik&verpeilte Art zwischen Tür und Angel stehen, so dass dies jemand mitbekommen könnte. Vergangene Woche bat sie mich in den Raum, wo die Blutentnahme stattfindet. Sie schloss die Tür, umarmte mich, ließ ihre Hände auf meinen Schultern liegen und schaute mir ohne ein Wort zu sagen für einige Sekunden mit einem wohlwollenden Blick tief in meine Augen, bis sie mich fragte, ob ich mit dem Hund ne Runde drehe. Gestern war Blutentnahme, ich gegen 12Uhr komplett nüchtern, deshalb wurde mir etwas übel, als sich die dünne Vene nach oben wölbte und sich in mir so ein ekelhafter Druck ausbreitete. Sie legte meine Beine auf einen Stuhl, holte mir Wasser und ein wenig Süßkram. Sie ist aufgrund des hohen Patientenaufkommens sehr hektisch/gestresst und gerade zur offenen Sprechstunde. Plötzlich war sie von 100 auf 0 unten...total ausgeglichen und ruhig. Ich dachte, sie holt mir Wasser und geht dann wieder in ihr Sprechzimmer. Im Gegenteil...sie schloss die Tür hinter sich, setzte sich neben mich auf die Liege, strich mir meinen Pony aus dem Gesicht, legte ihre Hand ganz sanft auf meine Stirn und sagte 'Du hast ja vor lauter Anspannung Schweißperlen auf der Stirn...war’s so schlimm Mhh?' Dann streichelte sie mir über die Wange, ging mit ihrer Hand nochmal durch meine Haare, stand auf und verließ mit den Worten 'Bleib noch ein wenig sitzen, bis du dich wieder fühlst' den Raum.

Nun stellt sich für mich die Frage, ob das reine Sympathie ist oder was das bitte war? Manchmal macht man auch seltsame Sachen aus Sorge und weil einem ein Mensch sehr am Herzen liegt. Aber ich kann ihr Verhalten ehrlich gesagt nicht einordnen. Wo sie ungefähr wohnt, erzählte sie mir in einer Anekdote auch beiläufig...sollte das eine Einladung für ein Suchspiel werden? Mag sein, dass ich zu viel da rein interpretiere. Aber solch ein Verhalten hat doch im Normalfall auch kein verantwortungsbewusster und fürsorglicher Arzt/Ärztin gegenüber seiner Patientin...oder sehe ich das falsch? Gerade im psychiatrischen Bereich sind Sympathie und Vertrauen von Vorteil, um sich gegenüber dem Arzt/Therapeuten öffnen zu können. Aber langsam wird das komisch. 

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Hallo,

frag beim nächsten mal nach, ob die Rückführung langsamer eingestellt werden kann ;)

Und du bewegst bei der Rückführung hoffentlich nicht Deine Faust?

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