Sehr geehrter Herr meinName,
Zu Ihrer Frage nach Verwandtenbehandlung verweise ich auf die Muster-Berufsordnung für Psychologische Psychotherapeuten, die Richtschnur ist für die landesrechtlichen Berufsordnungen der jeweiligen Psychotherapeutenkammern. Für den genauen Wortlaut der Sie betreffenden Berufsordnung bitte ich Sie um Nachfrage bei unserer Landesgruppe oder bei der für Sie zuständigen Berufskammer.
Die Musterberufsordnung sagt in § 5 (Sorgfaltspflichten), Absatz (8):
"Die Übernahme einer zeitlich parallelen oder nachfolgenden Behandlung von Ehegatten, Partnern, Familienmitgliedern oder von in engen privaten und beruflichen Beziehungen zu einem Patienten stehenden Personen ist mit besonderer Sorgfalt zu prüfen."
In § 6 (Abstinenz) werden Sorgfaltspflichten näher ausgeführt. So heißt es in Abs. (1):
"Psychotherapeuten haben die Pflicht, ihre Beziehungen zu Patienten und deren Bezugspersonen professionell zu gestalten und dabei jederzeit die besondere Verantwortung gegenüber ihren Patienten zu berücksichtigen."
Ferner in Abs. (4):
"Psychotherapeuten sollen außertherapeutische Kontakte zu Patienten auf das Nötige beschränken und so gestalten, dass eine therapeutische Beziehung möglichst wenig gestört wird."
Und in Abs. (6):
"Die abstinente Haltung erstreckt sich auch auf die Personen, die einem Patienten nahe stehen, bei Kindern und Jugendlichen insbesondere auf dessen Eltern und Sorgeberechtigte"
sowie in Abs. (7):
"Das Abstinenzgebot gilt auch für die Zeit nach Beendigung der Psychotherapie, solange noch eine Behandlungsnotwendigkeit oder eine Abhängigkeitsbeziehung des Patienten zum Psychotherapeuten gegeben ist. Die Verantwortung für ein berufsethisch einwandfreies Vorgehen trägt allein der behandelnde Psychotherapeut. Bevor private Kontakte aufgenommen werden, ist mindestens ein zeitlicher Abstand von einem Jahr einzuhalten."
Aus diesen Vorschriften können Sie ersehen, dass eine Verwandtenbehandlung grundsätzlich nicht unerlaubt ist, aber nach den Regeln der psychotherapeutischen Kunst großer Achtsamkeit bedarf und vermieden werden sollte.
Mit freundlichen Grüßen
Vorname name (habe ich hiermit unkenntlich gemacht)
Rechtsanwältin, Wissenschaftliche Referentin
Deutsche PsychotherapeutenVereinigung
Am Karlsbad 15
10785 Berlin