Inakzeptabel
Ich habe dieses Lied im Schulchor gesungen. Von der Melodie her für Kinder schwierig, wegen des Schlusssatzes, aber damals (Ende Siebziger) hat sich wegen des Textes auch niemand aufgeregt.
Heutzutage gehören solche Lieder nicht mehr ins Repertoire irgendeiner Schulklasse oder eines Chores. Man muss sich der Zeit anpassen. Aber - dieses Thema ist generell äußerst kontrovers. Es ist einfach so, dass man zu früheren Zeiten die Dinge anders gesehen hat. Es gibt da viele Beispiele aus vielen Bereichen. Und der Erste, der sich wirklich Gedanken darüber gemacht hatte, war 1844 Heinrich Hoffmann, als er die Jungs, die den kohlpechrabenschwarzen Mohr auslachten, in ein Tintenfass steckte.
Doch selbst die Kirche ist sich hier nicht sicher. Soll sie die Traditionen aufrecht erhalten, oder soll sie sich der heutigen Zeit anpassen? Der nickende Mohr gehörte früher in jede Krippe. Er war dazu da, zum Dank für die Weihnachtskollekte zu nicken (so, wie ein Wackeldackel). Eigentlich eine nette Geste, sich für die Kollekte zu bedanken, gerade im Hinblick der Kirchenarbeit in Afrika. Der nickende Mohr wurde schon vor einigen Jahrzehnten aus vielen Kirchen verbannt, gerade im stock-katholischen Teil Bayerns, denn der Bezug zu Rassismus wurde früh erkannt. Heute streiten sich die Geister darüber, ob der eine oder andere Mohr wieder aus den Kirchenkellern nach oben geholt werden soll oder nicht. Und viele Kirchen haben ihn wieder in ihren Krippen.
http://files.schulbuchzentrum-online.de/onlineanhaenge/kostenlos/onl73362.pdf
Früher waren die Leute, die heute von uns Migranten genannt werden, fremde, exotische Menschen, die niemand persönlich kannte. Jedes Land hatte so seinen Ruf weg - gut oder schlecht -, man hat Völker wegen ihrer Herkunft über einen Kamm geschoren. Das geschah aber nicht aus rassistischen Gründen, sondern aus Unwissenheit. Wenn man heute sagt, dass alle Moslems Terroristen sind, dann ist das nicht nur schlichtweg falsch, sondern auch noch eine Beleidigung und ein Zeichen von Dummheit und Ignoranz. Früher war das normal. Man kannte es nicht anders.
Und so kam der Muselmane zum Kaffee. Eigentlich logisch - heutzutage aber absolut und ohne jeden Zweifel inakzeptabel.
Man braucht alte Lyrik oder Liedtexte ja nicht umzuschreiben, aber man sollte sie nicht mehr laut aussprechen - es sei denn, es gehört zum Inhalt einer konstruktiven Diskussion über z.B. Früher und Heute o.Ä.
Wenn ein Musiklehrer sagt, die Melodie sei wichtig, dann soll er sie summen oder mit italienischen Notennamen singen lassen. Der Text sollte tabu sein!