Ich habe leider dieselbe Erfahrung gemacht: Sobald man im ELO-Forum eine Meinung vertritt, die konträr zur Meinung des Forenbetreibers, Herrn Behrsing, ist, bzw. sobald man versucht, in Beiträgen ein differenziertes Bild zu skizzieren, ohne in Stammtisch-Palaver zu verfallen, wird der Thread gelöscht.
Was aber bringt ein Forum, in dem gar keine Debattenkultur, keine Kontroverse, gepflegt wird, sondern in dem sich die Teilnehmer offensichtlich nur in ihrem eigenen Weltbild gegenseitig bestärken möchten, ohne dabei durch kritische Einwände und Gegenmeinungen "belästigt" zu werden?
Die Zensur im ELO-Forum ist auch insofern bezeichnend, als dass sich durch sie die gleiche Art von Ignoranz und Kleingeistigkeit offenbart, die viele Teilnehmer im Elo-Forum ihren "Gegnern", den etablierten Politikern, Wirtschaftsbossen aber auch Gewerkschaftern, Bildungsträgern und sonstigen Arbeitgebern ständig unterstellen.
Im ELO-Forum wird meiner Erfahrung nach ein sehr einseitiges Bild gezeichnet, in welchem die Erwerbslosen fast ausschließlich in der Rolle des Opfers auftauchen. Und als solches Opfer hat man - so scheint es - auch die Moral gepachtet. Die ELOs werden konstant als die Guten, die Entrechteten, die schweigende Mehrheit der vom System vernachlässigten, dargestellt und sie bestärken sich gegenseitig in diesem Bild.
Die anderen (Sachbearbeiter, Politiker, Manager, Lobbyisten) hingegen sind die Bösen, die den Staat ruinieren und die Menschen zu versklaven und zu schikanieren bestrebt sind. Zugegeben: Das ist jetzt etwas übertrieben, aber diesen Eindruck eines extremen Schwarz/Weiß-Denkens habe ich beim Lesen und Schreiben im Elo-Forum gewonnen. Was immer der ELO tut ist richtig und nachvollziehbar, quasi reine Verteidigung gegen das System. Der Sachbearbeiter auf dem Amt hingegen will einem immer nur böses...
Versucht man nun, dieses Bild etwas realistischer zu zeichnen, indem man etwa darauf verweist, dass Deutschland trotz harter Sozialreformen noch immer eines der besten und umfassendsten sozialen Sicherungssysteme der Welt hat, wars das auch schon ganz schnell mit der Diskussion. Man wird niedergemacht, gar als Faschist oder neoliberaler Kapitalist diffamiert und dann plötzlich ist der Thread ganz verschwunden. Vielleicht sollte Herr Behrsing mal darüber nachdenken, ob sich Aufklärung, Hilfe und Mobilisierung von Erwerbslosen wirklich dadurch am effektivsten erreichen lassen, indem man alle Ansichten zu unterdrücken versucht, die der eigenen Ideologie nicht in den Kram passen.
Wie heißt es so treffend bei Shaw: "Der Weg zur Verdammnis ist gepflastert mit guten Absichten" - Nur sollte in einer Dekokratie niemand allein über den Gütegrad von Absichten und Meinungen befinden dürfen. Wer sich als Forenbetreiber darüber hinwegsetzt, der offenbart ein fragbwürdiges Menschenbild. Denn "die Partei, die Partei, die hat (eben) NICHT immer Recht!" Wer das nicht wahrhaben will und Kontroversen verbietet, dessen Gedankengänge zeigen zumindest bedenkliche Übereinstimmungen mit der stasi.
Schade eigentlich, denn Erwerbslosenforen sind wichtige Einrichtungen, in denen sich mündige Bürger gegenseitig unterstützen, beraten und mit Informationen versorgen können sollten. Und zwar mit ungefilterten Informationen, so dass jeder sich selbst aus der Kontroverse heraus - und nicht aus dem Gleichschritt heraus - eine eigene Meinung bilden kann. Aber manche Leute sehen das offensichtlich anders...