@SedOwl: Es lohnt sich schon. Es bei der bekannten Logik zu belassen, ist allerdings bequem. Die Logik hat natürlich Recht, wenn sie sagt: „Die Pferde ziehen eine Kutsche“. Oder passiv: „Die Kutsche wird von den Pferden gezogen“. Wenn „die Logik“ es aber bequem dabei belässt, vergisst sie den Kutscher. So könnte ein Mensch aber darauf kommen, die Logik um den Kutscher zu erweitern. Der Mensch, der diese Erweiterung vornähme, wäre dennoch streng logisch, auch dann, wenn der Kutscher am Ziehen der Kutsche selbst keinen Anteil hat. Ohne den Kutscher mögen die Logiker „logisch“ sein, aber nicht wirklichkeitsgemäß. Die Anwendung der Logik hätten sich ohne den Kutscher möglicherweise vergallopiert.

Warum nicht – mit Rudolf Steiner – die Frage nach dem „cogito, ergo non sum“ folgendermaßen auffassen: Der Wille hat Seinscharakter, das Denken zunächst nicht. Das Denken hat zunächst Vorstellungscharakter. Das „Ich denke, also bin ich“ würde jederzeit widerlegt werden, wenn der Denker schläft. Dann ist er, aber er denkt nicht. Im abstrakten Vorstellen (auch seines „Ich“) ist der Mensch am weitesten vom Sein entfernt. Auch dann, wenn er mit allen möglichen Gefühlen zweifelt und sich durch den Zweifel einer Sache aber sicher sein will. Das descart'sche „dubito, ergo sum“ geht in die gleiche Richtung wie das „cogito, ergo sum.“

Die Eingangsfrage dieses Chats bezieht sich wahrscheinlich auf die zweite Vortragsnachschrift von Rudolf Steiners „Die allgemeine Menschenkunde.“ Dort geht es um den Ursprung des Vorstellens und den Keim des Willens, welche mit erweiterter Logik zu erfassen seien. Für die Eingangsfrage gilt: Das Vorstellen hat Bildcharakter. Es entsteht im Abbild-Bilden der Dinge, welche Seins-Charakter haben. (Im Vortrag „das Auge", „der Magen" u.a.). Hat sich der Mensch vorstellend das Abbild geschaffen, ist er mit ihm aber gerade wieder nicht im Sein. Daher ist das Heranziehen von Descartes an dieser Stelle wiederum passend. Und so behauptet R. Steiner, dass R. Descartes' „cogito, ergo sum“ eigentlich das „cogito, ergo non sum“ sein müsse.

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