Liebe Ingeramanda,
Zu aller erst: Der Selbstmord deines Freundes ist keinsfalls deine Schuld. Auch wenn es die Psychologin meint. Vergiss nicht, dass es seine Entscheidung war, sein Leben zu beenden. Selbts wenn du genatwortet hättest - früher oder später hätte er das getan. Eine Nachricht mehr oder weniger hätte da nicht geholfen. Schließlich konntest du ihn nicht aus der Depression (Ich nehme jetzt an, es war eine Depression) nicht herausholen können. Mach dir deswegen keine Vorwürfe. Die SMS "Lebst du noch?" war wahrscheinlich ein letzter Hilfeschrei - Vielleicht wollte er mit dir reden. Aber wie gesagt, dass hätte nichts genützt. Das weiß ich selber, denn ich leidete eine Zeit lang an Depression und Suizidgedanken. Wenn jemand sagt "Ich bin bei dir. Ich werde dir helfen, du kannst mir alles sagen" - dann bringt es rein gar nichts, denn die depressive Person sieht keinen Ausweg mehr. Auch wenn du mit ihm gesprochen hättest, könntest du ihn nicht vom Selbstmord ablenken können.
Ich weiß es ist schwer, sehr schwer zu glauben, dass eines Tages alles gut wird, dass du nicht mehr losheulen wirst, weil du sein Foto siehst, aber irgendwann wird die Zeit die Wunde vernarben. Nicht heilen, sondern vernarben. Denk daran, dass dein Freund in irgendeiner Weise weiterlebt - in dir und in Personen, die ihm wichtig waren. Freu dich, dass du ihn gekannt hast. Lass dir Zeit, bis du wieder normal weiterleben kannst. Der Tod eines geliebten Menschen ist immer ein harter Schlag für uns, noch schlimmer ist es, wenn diese Person lieber einfach nicht da ist, als weiter zu leben, wenn sie sich schließlich umbringt.
Ich wünsche dir viel Glück. Du schaffst das.