Also, Aristoteles geht es hier eigentlich um Unterschiede, d.h. um die Frage, ob wir es mit gleichen Unterschieden zu tun haben. Da gibt es 2 verschiedene Arten von "gleich":
Der Unterschied zwischen den Zahlenpaaren <3 , 2> und <2 , 1> kann man als "der Zahl nach gleich" ansehen: er ist nämlich -1. D.h. wenn ich 1 von 3 abziehe, komme ich zur 2 und wenn ich 1 von 2 abziehe, komme ich zur 1.
Der Unterschied zwischen den Zahlenpaaren <4 , 2> und <2 , 1> kann man als "dem Werte nach gleich" ansehen: er ist nämlich * 0.5. D.h., wenn ich 4 mit 0,5 multipliziere komme ich zur 2 und wenn ich die 2 mit 0,5 multipliziere komme ich zur 1. Der Zahl nach ist der Unterschied nicht gleich, da ist nämlich der Unterschied zwischen 4 und 2 = -2 und der zwischen 2 und 1 = -1.
Was hat das jetzt mit Gerechtigkeit zu tun? Naja, überleg Dir als Beispiel, es geht darum, wieviel Steuern zu zahlen sind. Da kann man sich jetzt auf den Standpunkt stellen, gerecht ist, wenn jeder das Gleiche bezahlt. Was heißt aber "das Gleiche"? Der Zahl nach würde jeder denselben Betrag zahlen, also z.B. 1000 Euro (unabhängig vom Verdienst). Dem Werte nach würde jeder sagen wir 10% von seinem Verdienst zahlen, also der, der 10 000 Euro verdient 1000 Euro und der, der 100 000 Euro verdient 10 000 Euro. Beides ist in einem gewissen Sinne "gerecht", je nachdem, welchen Begriff von "gleich" man zugrunde legt.