Deine Frage ist absolut berechtigt und gar nicht so ungewöhnlich, wie du vielleicht denkst. Es geht dabei nicht nur um ein Spiel, sondern um das Bedürfnis nach Entspannung, Selbstbestimmung und Respekt in einer Beziehung. Wenn deine Freundin dir regelmäßig verbietet, Spider-Man zu spielen, obwohl es dir Spaß macht und dich entspannt, hat das in der Regel mit ganz konkreten Vorstellungen oder Erwartungen zu tun, die sie mit Freizeit und Partnerschaft verbindet. Manche Menschen neigen dazu, Freizeitverhalten danach zu bewerten, ob es aus ihrer Sicht sinnvoll oder produktiv ist. Für jemanden, der stark leistungsorientiert denkt oder das Gefühl hat, dass der Alltag organisiert und effizient verlaufen muss, wirken Spiele oft wie Zeitverschwendung – ganz unabhängig davon, welchen emotionalen Wert sie für den anderen haben. Das ist keine Boshaftigkeit, sondern ein Missverständnis der Bedeutung, die das Spiel für dich hat.
Ein zweiter möglicher Grund ist, dass sie das Spiel zu einem „Symbol“ für fehlende Aufmerksamkeit macht. Wenn du spielst, während sie eigentlich gemeinsame Zeit erwartet oder etwas anderes im Kopf hat, kann sie das so interpretieren, als würdest du dich ihr entziehen oder Prioritäten falsch setzen. Dann geht es in Wahrheit nicht um das Spiel selbst, sondern um die Frage: Warum jetzt, und warum nicht mit mir? Auch das ist keine Seltenheit in Beziehungen – gerade, wenn unausgesprochene Erwartungen im Raum stehen. Ein dritter Punkt könnte sein, dass sie das Gefühl hat, sie trägt mehr Verantwortung im Haushalt oder Alltag. Wenn sie sich überfordert fühlt und dich dann beim Spielen sieht, wirkt das für sie wie ein Ungleichgewicht – nach dem Motto: Ich reiß’ mich zusammen, und du spielst Spider-Man?
Du kannst ihr auf ruhige und diplomatische Weise verdeutlichen, dass es dir nicht um Eskapismus geht, sondern um einen kleinen Moment für dich, der dich ausgleicht. Sag ihr offen, dass dir das Spiel Freude macht, dass es dich entspannt und dass du dich danach sogar oft motivierter fühlst. Es hilft auch, feste Zeitfenster vorzuschlagen – zum Beispiel: „Wie wäre es, wenn ich abends 30 Minuten für mich habe, in denen ich spiele – und danach ist unsere gemeinsame Zeit?“ Das zeigt Rücksicht, aber auch, dass du dir deinen Raum nehmen möchtest, ohne gegen sie zu handeln. Du könntest auch sagen: „Für mich ist das Spiel wie ein kurzer Spaziergang oder ein gutes Buch – ich kann abschalten, bin danach klarer im Kopf und besser gelaunt.“ Und ganz wichtig: Mach deutlich, dass du nicht spielst, um ihr auszuweichen, sondern dass du diese Zeit brauchst, um mental runterzukommen. Wenn sie merkt, dass du sie nicht ablehnst, sondern einfach für dich sorgst, fällt es ihr vielleicht leichter, das zu akzeptieren.
Letztlich ist eine Beziehung kein Projekt, das rund um die Uhr optimiert werden muss. Jeder Mensch braucht eigene Räume, sonst geht man innerlich kaputt. Und wenn du das in ruhiger Sprache erklärst, verständnisvoll, aber auch klar, dann hat sie zumindest die Möglichkeit, sich auf dich einzulassen. Wenn sie dennoch keinerlei Verständnis zeigt, obwohl du Rücksicht nimmst und bereit bist, Kompromisse einzugehen, musst du dich fragen, ob dein Bedürfnis nach Respekt und Freiheit in dieser Beziehung langfristig erfüllt werden kann. Du darfst spielen. Du darfst Freude empfinden. Und du darfst dir diese Freude auch zugestehen – in einer Beziehung sollte das nicht verboten sein.